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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Ich war schockiert.
    »Was tust du hier draußen, allein um Mitternacht?« fragte Logan Stonewall.
    Ich versuchte, die Ereignisse zu erklären, während er mich argwöhnisch musterte. »Na, los, ich werde dich dort hinauffahren«, meinte er schließlich. Seine Augen blickten hart und herrisch, während er mich zu seinem Auto brachte. Ich hatte das Gefühl, eine völlige Närrin zu sein. So saß ich auf dem Vordersitz neben ihm und hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte.
    »Ich war gerade auf dem Weg, selbst nach deinem Großpapa zu sehen«, erklärte er in der Minute, als er den Motor startete und vorwärts schoß.
    »Er geht dich nichts an!« schrie ich wie ein Kind, meine Stimme kam mir selbst fremd vor.
    »Ich würde dasselbe für jeden tun, der in seinem Alter allein dort oben ist.«
    Zwischen uns lag ein Schweigen, dicker als ein Nebel.
    Unbarmherzig peitschte der Wind die Bäume neben der Straße, bis der Hagel herunterprasselte und Logan dazu zwang, seitlich an der Landstraße zu warten, bis das Schlimmste vorüber war.
    Das dauerte ungefähr zehn Minuten. Während dieser Zeit sagte keiner von uns ein Wort.
    Wieder einmal steuerte Logan sein Auto auf eine vertraute, dreckige Straße zu, die jeden Moment abzweigen mußte. Ich konzentrierte meinen Blick auf die Straße vor mir und versuchte, mein Zittern unter Kontrolle zu bringen. Vor langer Zeit hatte ich Winnerows einziges Hotel für etwas ganz Großartiges gehalten, jetzt erkannte ich, daß es schäbig war.
    Aber es war immer noch viel besser als die Baracke, zu der er mich fuhr! Ich wollte heulen, sehnte mich nach einem bequemen Bett, sauberen Laken und hübschen Decken. Aber anstatt loszuheulen, fuhr ich Logan an:
    »Jetzt spielst du also den guten Samariter gegenüber meinem Großvater, nicht wahr? Ich schätze, du brauchst jemanden in deinem Leben, den du bemitleiden und dem du deine großzügige Art beweisen kannst.«
    Wieder blickte er mich kurz und verächtlich an. Mein Blick dauerte lang genug, um zu registrieren, daß kein Funke von Liebe mehr vorhanden war, die früher aus seinen Augen geleuchtet hatte. Das Bewußtsein, mein bester Freund hatte sich in einen der schlimmsten Feinde verwandelt, tat weh. Er war ein Feind, der mich mit eisernen Blicken und grausamen Worten töten würde. Die Messer würde er anderen überlassen.
    Hart drückte ich mich gegen den Sitz und glitt so weit wie möglich von ihm fort. Ich schwor mir, nicht wieder zu ihm hinzusehen, obwohl ich ihn trotz der Dunkelheit immer noch sehr gut erkennen konnte. Ein Gefühl von Unwirklichkeit umklammerte mich mit eiserner Faust. Der Schmerz in meinen Knochen hatte sich in die Brust und hinter die Augen ausgedehnt. Aber auch mein Gesicht brannte und tat weh. Sich zu bewegen wurde immer schwieriger.
    »Ich fahre deinen Großvater nach Winnerow, wenn er dorthin möchte«, bemerkte Logan mit einem Seitenblick. »Er kommt oft von Georgia und Florida herauf, um nach seiner Hütte zu sehen.«
    »Er meinte, Skeeter Burl würde ihn nach Hause fahren…«

»Skeeter Burl hat ihn ein paarmal zur Kirche und zurück gefahren, aber er wurde bei einem Jagdunfall vor zwei Monaten getötet. Warum bist du denn nicht in Boston? Deine Schule beginnt doch Ende August, oder?«
    »Ich habe vor, morgen Nachmittag nach Boston zurückzufliegen…« Meine Antwort klang vage.
    »Wenn der Regen aufhört«, entgegnete er schal.
    Es goß in Strömen. Solchen Regen hatte ich noch nie gesehen, außer zu Beginn des Frühjahrs. Es war ein heftiger, peitschender Regen, der kleine Rinnsale und Quellen in wilde Flüsse verwandelte, die Brücken zum Einsturz brachten, Bäume entwurzelten und die Ufer überschwemmten.
    Manchmal hatte der Regen in den Willies eine Woche und länger angehalten. Wenn er dann endlich aufhörte, hatten uns ganze Seen aus Wasser daran gehindert, irgendwohin zu gehen, sogar zur Schule konnten wir oft nicht gelangen.
    Dabei wartete Troy darauf, daß ich morgen spätabends zurückkam. Sobald ich wieder in Winnerow war, mußte ich ihn unbedingt anrufen. »Wie geht es deinen Eltern?« fragte ich.
    »Gut«, war die knappe Antwort, die mich entmutigte, noch weitere Fragen zu stellen.
    »Ich freue mich, das zu hören.«
    Jetzt bog er von der breiten Landstraße ab. Wir fuhren durch einen Feldweg mit tiefen Löchern, in denen das Wasser stand.
    Immer noch strömte der Regen herab, prasselte gegen die Windschutzscheibe und die Fenster an meiner Seite. Logan stellte den Scheibenwischer ab und beugte sich

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