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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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ich, auch nie getan! Laß mich los!« Mit der Faust schlug ich nach seinem Gesicht. Es fehlte nicht viel, und ich hätte ihm ein blaues Auge geschlagen.
    Mein überraschender, wütender Angriff machte ihn wehrlos.
    Seine Arme fielen herunter, und er wich zurück, den Tränen nahe. »Heaven, ich habe nie gedacht, du würdest alles Liebe, was ich für dich getan habe, vergessen«, stellte er traurig fest.
    »Seit ich vor drei Tagen nach Winnerow zurückkam, hoffte, betete und träumte ich davon, dich wiederzusehen.
    Die Leute hier haben von deinem erstaunlichen Glück gehört, aber sie wollen’s nicht glauben. Außerdem weiß ich, daß sich Logan Stonewall mit einem halben Dutzend Mädchen trifft, einschließlich Maisie.«
    »Es ist mir egal, wen er trifft!« schluchzte ich, stieß nach Cal und versuchte, ihn aus meinem Zimmer zu drängen. »Alles, was ich will, ist ein Bad und dann ins Bett gehen – jetzt scher dich raus und laß mich allein!« Daraufhin ging er. Auf dem Hotelflur, außerhalb meiner offenen Tür, blieb er stehen und starrte mich tieftraurig an. »Ich habe Zimmer 310, falls du deine Ansicht ändern solltest. Ich brauche jemanden wie dich.
    Gib dir selbst eine Chance, mich wieder zu lieben.«
    Bilder von Cal und Kitty schossen mir durch den Kopf. Kitty, wie sie seine nächtlichen Annäherungsversuche zurückwies.
    Seine bittende Stimme, die durch die Wände und in mein Zimmer drang – jawohl, er hatte mich gebraucht! Brauchte jemanden, der jung, leichtgläubig und dumm genug war, anzunehmen, er wäre ein aufrichtiger Freund… aber trotzdem hatte ich Mitleid mit ihm, wie er so mit Tränen in den Augen vor mir stand. »Gut Nacht und lebe wohl, Cal«, antwortete ich leise und zog mich zurück, damit ich die Tür langsam vor seinem Gesicht zumachen konnte. »Es ist aus zwischen uns.
    Finde jemand anderen.«
    Als sich die Tür mit einem Klicken schloß, klang sein Schluchzen ziemlich gedämpft. Ich drehte den Schlüssel herum, schob einen Sicherheitsriegel vor und rannte ins Bad.
    Mein Inneres war völlig durcheinander – warum war ich bloß nach Winnerow zurückgekommen? Um Fannys Baby zurückzukaufen? Was für eine lächerliche Idee! Ich legte die Hand auf die Stirn. Als die Wanne voll war, stieg ich ins Wasser. Es war ein bißchen zu heiß. Kitty hatte gerne sehr heiß gebadet. Wo war bloß Großpapa hingegangen? Konnte es denn möglich sein, daß er in diese jämmerliche Hütte zurückging?
    Nach dem Baden konnte ich Großpapa noch immer nicht aus meinen Gedanken vertreiben. Was hatte er denn mit dem ganzen Geld gemacht, das ich ihm gegeben hatte? Ich mußte Großpapa finden. Ich würde nicht einschlafen können, bis ich überzeugt war, daß er wohlbehalten in der Hütte war. Als ich das Hotel verließ, pochte mein Schädel.
    Die Main Street dampfte vor Feuchtigkeit, kaum ein Lüftchen rührte sich. Ich setzte mich in meinen Leihwagen und fuhr durch die Stadt. Es war halb elf. Alle Geschäfte, außer der Apotheke bei Stonewalls, schlossen nach zehn. Gerade hatte ich die Randbezirke von Winnerow passiert und war dabei, die kurvige Landstraße hinaufzufahren, da fing mein Wagen zu husten und zu spucken an. Und dann starb er ab. Ich hatte keine Ahnung, was jetzt zu tun war, aber ich stieg aus und öffnete die Motorhaube. Wen wollte ich denn zum Narren halten? Von Autos verstand ich nichts. Ich sah mich in einer vertrauten Umgebung um, die wie in einem Alptraum wirkte.
    Es wäre besser, zum Hotel zurückzugehen, mich ins Bett zu legen und Großpapa und das Geld zu vergessen – so redete ich mit mir selbst. Tom würde nie Hilfe von mir annehmen, und Großpapa brauchte mich nicht, nicht wirklich. Ich zitterte am ganzen Körper. Immer wieder probierte ich, den Wagen zu starten, aber ohne Erfolg. Der Wind wurde stärker und brachte den Geruch nach Regen mit sich. Aber dies würde kein gewöhnliches Sommergewitter werden, sondern ein heftiges mit wilden, gewaltigen Stürmen, die zuerst Hagel und dann sintflutartige Regenfälle brachten. Mir blieb keine Wahl, außer mich mit der Hoffnung ins Auto zu setzen, irgend jemand würde vorbeifahren und anhalten, um mir zu helfen. Mein ganzer Körper schmerzte, und ich fing an, mich zu fragen, ob ich mich nicht bei Troy angesteckt hatte.
    Eine halbe Stunde mußte ich wohl dagesessen haben. Dann tauchte, unerwartet langsam, ein Auto auf, der Fahrer hielt an der Seite an und stieg aus dem Wagen. Als ich das Fenster herunterkurbelte, erkannte ich die vertraute Gestalt.

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