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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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nicht auf mich warten.«
    Daraufhin warf ich die Tür zu. Da ich mich jetzt an neue Zeiten gewöhnt hatte, gaben mir die alten ein unbehagliches Gefühl. Ich rannte gegen den eisigen Regen und betrat das Blockhaus. Die Hütte hatte von draußen klein gewirkt. Um so erstaunlicher war für mich das große Wohnzimmer. Dort sah ich Großpapa auf Händen und Knien, damit beschäftigt, Kaminscheite aufzuschichten. Er wollte sie wohl in dem gemauerten Kamin anzünden, der bis an die Decke reichte und eine ganze Seite des Zimmers einnahm. Ein schönes Kaminbesteck aus massivem Messing war vorhanden, ferner ein hübscher Ofenschirm und ein schwerer Feuerrost. Und im Handumdrehen war das Haus schön warm. Man hatte zwei Schaukelstühle in die Nähe des Kamins gezogen. Es waren die beiden alten, die Granny und Großpapa unter dem Vordach der alten Hütte benutzt hatten.
    »Annie… hab’ ich’s dir nich’ gesagt, daß sie hier war?« rief Großpapa begeistert. Er streckte sich, um seine knorrige Hand auf den guten Schaukelstuhl zu legen, in dem seine Frau immer gesessen war. »Sie is’ gekomm’n, um da zu bleibn.
    Unser Heaven Mädchen, gekomm’n, und kümmert sich um uns, wenn wir sie jetzt so sehr brauchn.«
    Ach, lieber Gott, ich konnte doch nicht bleiben!
    Troy wartete auf mich!
    Logan war mir ins Haus gefolgt und beobachtete mich von der Tür aus. Ich versuchte, mich zusammenzureißen und mit meinem elenden Zustand fertig zu werden, was immer auch daran schuld sein mochte. Ich streifte durch die vier unteren Räume, die mit Holz getäfelt waren. In der Küche schaute ich verwundert auf die blitzenden, modernen Elektrogeräte. Hier gab’s eine Edelstahlspüle mit zwei Becken und daneben stand eine Geschirrspülmaschine, Falttüren verrieten eine Waschküche mit Waschmaschine und Trockner! Ein hoher Gefrierschrank mit zwei Türen war vorhanden und sogar mehr Schränke, als Kitty in ihrer Küche je gehabt hatte. Vor den Fenstern hingen Gardinen, wie sie auf dem Land üblich waren: Aus blauem Kattun, der mit einer Reihe gelber Gänseblümchen besetzt war. Eine Borte mit weißen Baumwollbällchen säumte den Rand. Auf einem runden Tisch lag eine passende Tischdecke aus Kattun. Der Fußboden war mit hellblauen Fliesen gepflastert, die Sitzkissen an den Stühlen sonnengelb. Nie hatte ich eine so hübsche, gemütlich wirkende Küche gesehen. Und wie das Hillbilly-Kind, das ich mal war, drehte ich die Warm- und Kaltwasser-Hähne auf und hielt meine Hände darunter… hier in den Bergen fließendes Wasser? Ich drehte an elektrischen Schaltern und schüttelte den Kopf, ein Traum, das war’s. Noch ein Traum.
    Beinahe ehrfürchtig ging ich weiter. Dabei entdeckte ich ein kleines Eßzimmer mit einem breiten Erkerfenster. Von hier aus würde man tagsüber einen außergewöhnlichen Blick übers Tal haben, wenn die Bäume nicht davor stehen würden. Es war immer mein Traum gewesen, einige Bäume fällen zu lassen.
    Dann würden nämlich die Lichter von Winnerow in der Nacht wie Glühwürmchen funkeln. Heute nacht konnte ich allerdings draußen nur den Regen bemerken.
    Hinter dem Eßzimmer führte ein kleiner Flur zu einem Bad und einem daran angrenzenden Schlafzimmer. Es mußte Großpapa gehören. Seine »Schnitzereien« waren gefällig in offenen Regalen dekoriert worden. Ich drehte mich im Kreis, dann ging ich langsam in die Küche zurück. Mitten auf dem Fußboden fing ich dann laut zu weinen an.
    »Warum weinst du denn?« fragte Logan mit sanfter, aber fremder Stimme hinter mir. »Ich dachte, du könntest das jetzt mögen, oder hast du dich schon so sehr an riesige Herrenhäuser gewöhnt, daß dir eine gemütliche Hütte in den Bergen viel zu ärmlich vorkommt?«
    »Es ist hübsch hier, und mir gefällt es auch«, erwiderte ich und versuchte, meine Tränen zu unterdrücken.
    »Bitte, hör mit dem Weinen auf«, bat er mit belegter Stimme.
    »Du hast ja noch nicht alles gesehen, auch droben sind noch Räume. Spar dir ein paar Tränen dafür auf.« Dann packte er mich am Ellenbogen und zog mich vorwärts, obwohl ich noch beschäftigt war, in meiner Handtasche nach Taschentüchern zu suchen. Ich tupfte meine Tränen ab und schneuzte mich. »Dein Großvater hat ein paar Probleme mit Stufen… er kann sie zwar hinaufklettern, aber er findet, in seinem Haus sollte es keine Stufen geben.«
    Irgend jemand hatte an alles gedacht. Aber ich war müde, fühlte mich krank und mußte mich unbedingt hinlegen.
    Deshalb versuchte ich, von hier

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