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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Krankheit meines Lebens hinter mir hatte. Gesundheitsmäßig war ich nämlich besser dran gewesen als Unsere-Jane, denn mich hatte nur selten etwas dazu gezwungen, auch nur einen einzigen Tag im Bett zu verbringen. Es war eine sehr entmutigende Erfahrung, hilflos dazuliegen und viel zu schwach zu sein, um nur die Hand zu heben oder den Kopf zu drehen. Es war so deprimierend, daß ich die Augen schloß und wieder einschlief.
    Das nächste Mal erwachte ich in der Nacht und bemerkte wie im Nebel, daß Logan über mir schwebte. Er brauchte eine Rasur. Er wirkte müde und besorgt und mehr als nur ein wenig erschöpft. Als dann später die Sonne aufgegangen war, erwachte ich und entdeckte, daß er dabei war, mein Gesicht zu waschen. Gedemütigt versuchte ich seine hilfreichen Hände wegzuschieben.
    »Nein«, versuchte ich zu flüstern, aber statt dessen fing ich so wild zu husten an, daß sogar mein Flüstern erstarb.
    »Tut mir leid, aber Shellie Burl ist ausgerutscht und hat sich ihren Knöchel verstaucht. Sie kann also heute nicht kommen.
    Du mußt mit mir vorliebnehmen.« Mit tiefer, schroffer Stimme und einem steifen Gesichtsausdruck sagte Logan das. Ich konnte ihn nur noch entsetzt anstarren. »Aber ich muß auf die Toilette gehen«, flüsterte ich und wurde rot vor Scham. »Bitte, hol Großpapa, damit ich mich auf ihn stützen kann.«
    »Dein Großvater kann die Treppe nicht heraufklettern, ohne schwer zu schnaufen. Außerdem ist er vollauf beschäftigt, selbst auf den Beinen zu bleiben.« Und ohne weitere Umstände half mir Logan behutsam aus dem Bett heraus. In meinem Kopf drehte sich alles, und ohne seine Arme um mich wäre ich gestürzt. Er stützte mich, als ob ich ein kleines Kind wäre. Und ganz langsam, Schritt für Schritt, half er mir ins Bad. Bis er die Tür zugemacht hatte, hielt ich mich an einem Handtuchhalter fest. Doch dann fiel ich fast ohnmächtig auf die Kommode.
    Jede Demütigung lernte ich während der nächsten paar Tage kennen, denn Logan mußte mir zur Toilette und zurück helfen.
    Ich lernte, meinen Stolz hinunterzuschlucken und die Art und Weise, wie er mich mit einem Schwamm abwusch, zu ertragen. Er tat es so züchtig wie möglich, indem er nur das Stück Haut entblößte, das er gerade wusch. Der Rest steckte unter einem Flanellaken. Manchmal wimmerte ich kindisch, weinte und versuchte, ihn davon abzuhalten. Aber allein die Anstrengung erschöpfte mich so sehr, daß ich mich nur fügen konnte. Schließlich sah ich ein, daß mein Widerstand nichts brachte. Schließlich brauchte ich seine Fürsorge und Pflege.
    Und von dem Moment an lag ich da, ohne zu jammern und zu klagen. Ich wußte, in meinem Fieberwahn hatte ich nach Troy gerufen. Immer wieder hatte ich Logan angefleht, ihn anzurufen und zu erklären, warum ich nicht zurückgekommen war, um unsere Hochzeitspläne einzuhalten. Ich merkte, wie Logan nickte, und hörte auch, wie er etwas sagte. Er wollte mir seinen Versuch, Kontakt mit Troy aufzunehmen, bestätigen.
    Aber ich schenkte ihm keinen Glauben, niemals. Sobald ich die Kraft dazu fand, schlug ich nach seinen Händen, als er mir mit einem Löffel Medizin einzuflößen versuchte. Zweimal kroch ich aus dem Bett und unternahm selbst klägliche Versuche, Troy anzurufen. Das einzige Ergebnis war, ich stand da und merkte, wie schwach ich noch war. Beinahe auf der Stelle brach ich auf dem Boden zusammen. Logan mußte deshalb von seiner Matratze, die gleich beim Fußende meines Bettes lag, hochspringen, um mich aufzuheben und wieder in mein Bett zurückzutragen.
    »Warum kannst du mir denn nicht vertrauen?« fragte er zärtlich in dem Glauben, ich wäre eingeschlafen. Seine Hände strichen sanft die feuchten Haarsträhnen aus der Stirn. »Ich habe dich mit diesem Cal Dennison gesehen, und ich wollte ihn an die Wand schmeißen. Einmal sah ich dich mit diesem Troy, nach dem du immer rufst, und ich haßte ihn. Ich war ein Narr, Heaven, ein verdammter Narr, aber jetzt habe ich dich verloren. Warum suchst du nicht bei mir das, wonach du dich sehnst? Du hast mir nie Gelegenheit gegeben, mehr als nur ein Freund zu sein. Du hast mich auf Distanz gehalten, hast dich gegen meine Küsse und meine Versuche gewehrt, dein Liebhaber zu sein.«
    Ich öffnete die Augen und bemerkte, daß er seitlich an meinem Bett saß. Sein Kopf hing müde nach unten. »Jetzt weiß ich, wie töricht es war, so zurückhaltend zu sein – denn du liebst mich. Ich weiß, daß du mich liebst!«
    »Troy«, stöhnte ich leise.

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