Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
hätte. Du hättest einen Weg gefunden.«
    Alles wirkte so unwirklich, so schrecklich unwirklich. Das Lächeln von Butler Curtis, als er die Tür öffnete, weil ich meinen Schlüssel nicht finden konnte. Es paßte überhaupt nicht zu ihm, sowenig wie seine Begrüßungsworte: »Es ist gut, sie zurückzuhaben, Miss Heaven.«
    Ich war verblüfft, daß er mich angesprochen und bei meinem Vornamen genannt hatte. Dann sah ich zu, wie er mit meinen Koffern verschwand. Ich drehte mich um und blickte staunend in den riesigen Raum. Man hatte ihn geschaffen, indem die Flügeltüren zum Großen Salon und zu dem dahinter geöffnet worden waren. Eine Party. Gedankenverloren wunderte ich mich darüber, was denn gefeiert würde? Aber schließlich war Tony zurück und demnach jeder Tag ein Anlaß zum Feiern.
    Ich wanderte von Zimmer zu Zimmer und starrte auf die riesigen Sträuße aus frischen Blumen, die überall verteilt waren. Kristall, Silber und Messing glänzten, und in der Hauptküche, wo die Vorspeisen zubereitet wurden, lächelte mich Rye Whiskey an, als ob er meine Abwesenheit nicht einmal bemerkt hätte. Ich ging aus der Küche, denn beim Anblick des ganzen Essens wurde mir schlecht. Ich steuerte auf die Treppe zu. »So, du bist also zurück!« rief eine kräftige, befehlsgewohnte Stimme. Mit großen Schritten kam Tony aus seinem Büro, sein gutaussehendes Gesicht schaute grimmig drein. »Wie kannst du es wagen, so zu handeln? Du hast dein Wort gebrochen. Weißt du, was du Troy angetan hast, weißt du das?«
    Ich merkte, wie ich blaß wurde. Meine Knie fingen zu zittern an. »Es geht ihm doch gut, oder? Ich war krank. Ich wollte ja zurückkommen.«
    Tony kam näher, seine vollen Lippen hatte er zu einer langen, dünnen Linie zusammengepreßt. »Mädchen, du hast mich enttäuscht, und, was noch entscheidender ist, du hast Troy enttäuscht. Er steckt mit einer so abgrundtiefen Depression dort drüben in seiner Hütte und weigert sich, ans Telephon zu gehen. Sein Bett verläßt er nicht, nicht einmal, um seine angefangene Arbeit zu beenden.«
    Meine Knie gaben nach, und ich sackte auf einer Stufe zusammen. Da saß ich und erklärte matt: »Ich hatte Grippe, meine Temperatur stieg bis vierzig. Weil es täglich regnete, die Brücken zusammenbrachen und die Straßen überflutet waren, konnte auch der Arzt nicht kommen.« Er hörte mir zu, ganz geduldig. Eine Hand ruhte auf dem Treppenpfosten, während er dort hinaufsah, wo ich mich auf den Stufen verkrochen hatte. In seinen Augen bemerkte ich etwas, was ich vorher noch nie gesehen hatte, etwas, das mich erschreckte. Ich brauchte zu lange für meine Entschuldigungen, deshalb wedelte er mit der Hand und erließ mir den Rest. »Geh in dein Zimmer und erledige alles Nötige, aber komm dann in mein Büro. Jillian gibt heute abend ein Fest für eine ihrer Freundinnen, die in Kürze heiratet. Aber wir beide müssen noch ein paar Dinge klären.«
    »Ich muß Troy sehen!« rief ich, während ich wackelig aufstand. »Er wird mich verstehen, auch wenn du’s nicht tust!«
    »Troy hat so lange gewartet, er kann auch eine Stunde länger warten.«
    Ich rannte die restlichen Stufen hinauf und spürte, wie mir seine Blicke folgten, bis ich in meinem Zimmer verschwunden war. Percy, das Zimmermädchen, war gerade dabei, in meinem Zimmer mein Gepäck auszupacken. Sie schenkte mir ein kleines Lächeln. »Ich bin froh, daß Sie wieder zu Hause sind, Miss Heaven.«
    Zerstreut sah ich sie an, zu Hause? Würde ich mich je in diesem riesigen Haus zu Hause fühlen?
    Schnell wusch ich mir das Gesicht und wechselte die Kleider.
    Dann versuchte ich, mein Haar in Ordnung zu bringen, das seit einer Wäsche in der Hütte nicht mehr eingedreht worden war.
    Der Spiegel in meinem Ankleidezimmer zeigte Schatten unter meinen Augen, mein Gesichtsausdruck wirkte matt, aber um die Lippen war ein Anflug von Energie.
    Mein Make-up bestand nur aus einer dünnen Puderschicht.
    Ich ging die Treppe hinunter und hörte, wie die Klingel läutete.
    Curtis lief rasch zur Tür und bat einige Frauen herein, die wunderschön verpackte Geschenke trugen. Sie waren so sehr mit der ganzen Einrichtung der Party beschäftigt, daß sie mich anscheinend nicht bemerkten. Gott sei Dank, denn ich hatte keine Lust, von irgendeiner Freundin von Jillian gesehen zu werden. Sie stellten immer viel zu viele Fragen.
    Dann klopfte ich an die Tür zu Tonys Büro. »Komm herein, Heaven«, rief er. Er saß hinter seinem Schreibtisch. Durch das

Weitere Kostenlose Bücher