Schwarzer Engel
was hätte ich mit einem Kind tun sollen, das sich in seine Trauer vergrub und sie nicht loslassen wollte?
Nach meiner Heirat mit Jillian klammerte sich Troy an Leigh.
Deshalb weinte er, als sie aus diesem Haus fortlief, denn er machte sich Vorwürfe, er sei der Grund dafür. Nachdem sie gegangen war, blieb er drei Monate lang ans Bett gefesselt.
Sobald er nachts aufschrie, ging ich zu ihm und erzählte ihm, daß sie eines Tages zurückkommen würde. Daran klammerte er sich wie ein Blutegel. Vermutlich fing er an, sich die Zeit, in der sie wieder nach Hause kommen würde, in Tagträumen auszumalen. Sie war ja nur neun Jahre älter gewesen, also nicht zu alt, um sie so zu lieben, wie er sie lieben wollte… Bis zum Anruf deines Vaters hat Troy so die ganzen Jahre auf seine Gelegenheit gewartet. Er hat darauf gewartet, daß deine Mutter zurückkehrt und die Frau wäre, die er offensichtlich sonst nirgends finden konnte. Und dann tauchtest du auf, nicht Leigh.«
Ich war wie vom Donner gerührt. Jetzt war ich an der Reihe, zusammenzusacken und blaß zu werden! »Versuchst du mir einzureden, ich sei nur ein Ersatz für meine eigene Mutter?«
Mit wachsender Hysterie schrie ich das heraus: »Troy liebt mich, wie ich bin, das weiß ich! Mit drei, vier oder fünf Jahren kann sich ein kleiner Junge unmöglich verlieben und es dann auch noch siebzehn Jahre lang bleiben! Diese Vorstellung ist doch wirklich zu lächerlich!«
»Vermutlich hast du recht.« Seine Augen verengten sich, dann seufzte er und griff schon wieder nach demselben Zigarettenetui. Wieder sah er sich abwesend nach seinem Aschenbecher um. »Es kam mir nur in den Sinn, daß Troy Leigh auf einen Sockel gestellt und alle anderen Frauen mit ihr verglichen hat. Offenbar bist du die einzige, die sich damit messen kann.«
Mein Gesicht wurde heiß und rot, meine Hände klammerten sich um meinen Hals. »Du redest Unsinn. Jawohl, Troy hat meine Mutter geliebt, er hat es mir erzählt. Aber nicht so, wie ein Mann eine Frau liebt. Er liebte sie wie ein einsamer, hilfsbedürftiger kleiner Junge, der jemanden ganz für sich allein haben wollte. Ich bin froh, daß ich diejenige bin; ich werde Troy eine gute Frau sein.« Ich strengte mich sehr an, den bittenden Ton aus meiner Stimme zu verbannen, aber trotzdem bettelte ich. »Er braucht jemanden, der nicht in einer kultivierten Auster gelebt und alles besessen hat, aber trotzdem keine Freude empfinden kann. Er braucht jemanden wie mich.
Mich hat man beraubt, hungern lassen, geschlagen, verbrannt, gedemütigt und beschämt, aber immer noch finde ich, daß sich das Leben lohnt. Und unter keinen Umständen würde ich es aufgeben. Dasselbe werde ich auch ihm beibringen.«
»Jaah«, antwortete er bedächtig, »vermutlich tätest du ihm gut und hast das ja auch bereits getan. Denn nie vorher habe ich ihn so erlebt. Bis du fortgingst und ihn verlassen hast.
Vorher machte er einen stabilen und zufriedenen Eindruck.
Dafür danke ich dir. Aber wie dem auch sei, du kannst ihn nicht heiraten, Heaven, ich kann es nicht erlauben.«
Das war es also, was ich befürchtet hatte!
»Du sagtest, du würdest mich gern haben!« Erneut schrie ich bestürzt auf. »Was hast du herausgefunden? Wenn du an den Casteelschen Teil in mir denkst, mußt du dir auch ins Gedächtnis rufen, daß ich VanVoreen-Gene besitze!«
Seine Augen waren voll Mitleid, er wirkte ein wenig gealtert, wie er so dasaß und mich so bedauernd anschaute. »Wie reizend du in deinem tragischen Zorn bist, wunderschön und anrührend. Ich kann begreifen, warum dich Troy liebt und haben möchte. Ihr beide habt so viel gemeinsam, auch wenn du die Verbindung nicht kennst. Ich will sie dir auch gar nicht verraten. Sag mir nur, daß du zu ihm gehen und so behutsam wie möglich deine Verlobung lösen wirst, alles mit Rücksicht auf seine Gefühle. Natürlich kannst du nicht weiterhin so leicht erreichbar hier leben, aber ich werde mich um dein finanzielles Wohlergehen kümmern. Ich verspreche dir, du wirst nie etwas vermissen.«
»Du möchtest, daß ich meine Verlobung mit Troy löse?«
Ungläubig wiederholte ich den Satz. »Du und deine große Sorge um sein Wohlergehen! Bist du dir denn nicht bewußt, daß er eine Enttäuschung durch mich am wenigsten auf der Welt gebrauchen kann? Er hat das Gefühl, die einzige Frau auf der Welt gefunden zu haben, die ihn begreifen kann! Die einzige, die bei ihm bleiben und ihn bis zu seinem Todestag lieben wird!«
Er erhob sich, sah sich um,
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