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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Straßen…?« Ich schaffte die Frage, gerade als er das Tablett zur Tür hinaustrug.
    »Werden besser, die Sonne scheint. In Kürze werden die elektrischen Leitungen und die Telephone wieder hergerichtet sein. Sobald ich eine Pflegerin für dich besorgen kann, werde ich verschwinden. Sicherlich wird dich das sehr freuen, denn du brauchst mich dann nie mehr wiederzusehen.«
    »Jetzt bemitleidest du mich wohl?« Mit dem kümmerlichen Rest an Energie, den ich besaß, schnauzte ich ihn an. »Jetzt kannst du mich mögen, weil ich krank und auf Hilfe angewiesen bin. Aber wenn ich nichts brauche, dann kannst du mich ganz und gar nicht ausstehen. Ich pfeife auf deine Anteilnahme und dein Mitleid, Logan Stonewall! Ich bin mit einem der wunderbarsten Männer auf der Welt verlobt, ich werde nie wieder arm sein! Und ich liebe ihn, liebe ihn so sehr, daß ich innerlich krank bin, weil ich, statt bei ihm sein zu können, bei dir sein muß!«
    Jetzt hatte ich es also ausgesprochen, so grausam wie möglich. Er stand da, zufällig von einem schwachen Sonnenschein eingerahmt. Sein Gesicht wurde leichenblaß, ehe er sich abrupt umdrehte und zur Tür hinausging.
    Als er fort war, weinte ich, weinte, so lange es ging. Ich weinte um alles, was einmal war, und um alle Träume, die unerfüllt blieben. Aber es war in Ordnung so, ich hatte ja Troy.
    Er bemitleidete mich nicht, sondern liebte mich, brauchte mich und würde ohne mich sterben.
    Am Nachmittag zwang ich mich dazu, allein ins Bad zu gehen. In der Wanne nahm ich ein Bad und wusch mir die Haare. In ein, zwei Tagen würde ich diesen Ort verlassen, um nie mehr zurückzukommen.
    Aber es dauerte länger, als ich erwartet hatte, bis meine Kräfte wieder zurückkehrten. So wie es auch länger dauerte, bis die Straßen ohne Wasser waren, länger, als Logan vorhergesagt hatte. Er rannte auch nicht in dem Moment, als der Schlamm trocken wurde, davon. Geduldig wartete er unten, bis eines Tages der Postbote mit der Nachricht auftauchte, alle Straßen nach Winnerow hinunter wären jetzt passierbar. Nur dürfte es ihm nichts ausmachen, wenn er ab und zu im Schlamm stecken bleiben würde. Gegen vier Uhr an diesem Tag schaffte ich es, die Treppe allein zu bewältigen und half in der Küche, ein einfaches Essen vorzubereiten.
    Logan hatte sich inzwischen auf dem Sofa im Wohnzimmer ausgestreckt und döste. Großpapa wirkte sehr zufrieden. Als ich Logan an den Küchentisch rief, sagte er kein Wort, aber ich spürte, daß mir seine Blicke bei jeder Bewegung folgten.
    Logan fuhr mich zum nächsten Flughafen und blieb in der Halle bei mir sitzen, bis mein Flug aufgerufen wurde. Ernst sah er mir in die Augen und beteuerte nochmals, ich hätte die richtige Entscheidung getroffen, als ich Fannys Baby in den Armen von Rosalynn Wise zurückließ.
    »Du hast es richtig gemacht«, betonte Logan zum dritten Mal, als ich ihm gegenüber meine Zweifel formulierte, ob denn meine Gründe logisch gewesen waren. »Fanny ist kein Muttertyp, das weißt du, und ich auch.«
    In irgendeinem Winkel meines Gehirns hatte ich den Gedanken gehegt, Fannys Baby mit mir zurück nach Farthinggale Manor zu nehmen. Gegen jede Wahrscheinlichkeit hatte ich inständig gebetet, ihre süße Unschuld und Schönheit könnten Troy überzeugen, daß er sie als seine eigene Tochter großziehen würde. Was für ein närrischer, idiotischer Gedanke. Was für ein Idiot wäre ich nur gewesen, wenn ich auch nur den Versuch unternommen hätte.
    Fanny verdiente kein Kind wie Darcy, und ich vielleicht auch nicht.
    »Auf Wiedersehen«, meinte Logan, während er aufstand und über meinen Kopf hinweg schaute. »Ich wünsche dir alles erdenklich Gute und viel Glück.« Er drehte sich rasch auf dem Absatz herum und war mit großen Schritten weggegangen, bevor ich mich nochmals bei ihm für seine Fürsorge bedanken konnte.
    Er schaute zurück und lächelte verkniffen. Über fünfzehn Meter Entfernung starrten wir einander an. Dann drehte ich mich um und eilte zum Flugzeug.
    Stunden später kam ich in Boston an. Erschöpft, halbkrank und reif fürs Bett glitt ich in ein Taxi und flüsterte mit rauher Stimme die Adresse. Dann schloß ich die Augen und dachte an Logan, dachte daran, wie er mich angelächelt hatte, als ich ihm sagte, wie ich mit der Familie Wise verblieben bin.
    »Ich verstehe, warum du so gehandelt hast. Aber ruf dir immer in Erinnerung, daß Fanny einen Weg gefunden hätte, das kleine Mädchen zu behalten, wenn sie es nur wirklich gewollt

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