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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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weigerte sich aber, mir in die Augen zu schauen. »Ich versuche nur, was ich für das Beste halte.« Seine Ruhe unterstrich nur noch die Leidenschaft, die ich an den Tag gelegt hatte. »Troy ist mein einziger Erbe, die Tatterton Toy Company wird bei meinem Tod in seine Hand oder in die Kontrolle seines Sohnes übergehen.
    Dreihundertfünfzig Jahre war es so, vom Vater auf den Sohn, oder vom Bruder auf den Bruder… Und so muß es auch sein.
    Troy muß heiraten und einen Sohn zeugen – denn ich habe eine Frau, die zu alt ist, um Kinder zu gebären.«
    »Körperlich fehlt mir nichts, ich kann Kinder bekommen!
    Troy und ich haben bereits darüber gesprochen und uns auf zwei geeinigt!«
    Er schaute noch abwesender drein, stand auf und lehnte sich schwer an seinen Schreibtisch. »Ich hatte gehofft, mir einige Verlegenheit sparen zu können, hatte gebetet, du würdest dich höflich zurückziehen. Jetzt merke ich, daß das nicht geht, aber trotzdem starte ich noch einen Versuch. Du mußt es mir glauben, wenn ich sage, du kannst Troy nicht heiraten. Warum gibst du dich denn nicht damit zufrieden?«
    »Wie könnte ich denn? Nenn mir einen einzigen, triftigen Grund, warum ich ihn nicht heiraten kann! Ich bin achtzehn und volljährig, niemand kann mich daran hindern.«
    Schwerfällig setzte er sich wieder hin. Er schob seinen Stuhl vom Schreibtisch weg, schlug die Beine übereinander und pendelte mit dem Fuß hin und her. Nicht um alles konnte ich begreifen, wieso ich noch immer seine glänzenden Schuhe und die dunklen Socken, die er trug, bewundern konnte. Seine Stimme klang anders, als er wieder anfing zu reden. »Dein Alter ist schuld daran. Ich hielt dich eben für jünger als du in Wirklichkeit warst. Während du fort warst, erwähnte Troy eines Tages dein wahres Alter. Aber bis zu dem Moment hatte ich keinen Schimmer davon, kein einziges Mal kam mir ein argwöhnischer Gedanke. Wenn ich dich anschaute, warst du ganz wie Leigh, bis auf deine Haare. Wenn du glücklich bist und dich in deiner Umgebung wohlfühlst, verhältst du dich sehr ähnlich wie sie. Aber es gibt auch Gelegenheiten, bei denen du mich an jemand ganz anderen erinnerst.« Wieder starrte er auf meine Haare, die den Sommer über hellere Streifen mit rötlichen Reflexen bekommen hatten. »Hast du je eine Kurzhaarfrisur getragen?« Seine Frage kam ohne jeden Zusammenhang.
    »Was hat das denn damit zu tun?« schrie ich ihn an.
    »Vermutlich verlieren deine Haare die natürlichen Wellen durch das Gewicht. Deshalb kräuseln sie sich auch bei Regen, wie du erzählt hast.«
    »Was hat das damit zu tun?« schrie ich noch mal. »Tut mir leid, daß meine Haare nicht platinblond sind wie bei meiner Mutter und bei Jillian! Aber Troy mag sie, er hat es mir schon oft bestätigt. Er liebt mich, Tony, und er hat so lange dazu gebraucht, bis er’s mir gestand. Er hat mir auch erzählt, daß er schon mit seinem Leben abgeschlossen hatte, bis ich erschien.
    Ich konnte ihn überzeugen, daß seine Vorahnung über einen frühen Tod gar nicht zutreffen muß.«
    Zum zweiten Mal stand er auf, dehnte und streckte sich wie eine Katze. Dann beugte er sich vor, um seine Bügelfalte zwischen Daumen und Zeigefinger glattzustreichen. »Ich gestehe, daß ich keine besondere Vorliebe für derart dramatische Geständnisse besitze. Ich würde es vorziehen, wenn alle Dramen auf Bühne oder Leinwand beschränkt blieben, denn ich bin ein sehr beherrschter Mensch. Trotzdem muß ich jemanden wie dich bewundern, jemanden, der leicht explodiert. Vielleicht hat du keine Ahnung davon, aber Troy hat dasselbe Temperament, nur lädt er sich langsam auf. Und wenn er explodiert, geschieht’s innerlich und richtet sich gegen ihn selbst. Deshalb auch meine Vorsicht, ich betone nochmals, daß ich meinen Bruder mehr liebe als mich selbst. Er ist wie mein Sohn. Und ehrlicherweise muß ich auch zugeben, er ist der Grund, weshalb ich nie wirklich einen eigenen Sohn haben wollte. Denn der würde Troy um seine Erbschaft bringen.
    Vermutlich weißt du doch, daß Troy der Genius ist, der hinter Tatterton Toys steckt. Er ist derjenige, der schöpferisch arbeitet, der entwirft und erfindet. Ich dagegen fliege als vielgepriesener Handelsvertreter durch die Welt und bin nur das Aushängeschild. Selbst in zehn Jahren könnte ich keine einzige originelle Idee hervorzaubern, um ein neues Spielzeug oder Brettspiel zu erfinden. Dagegen gelingt Troy das mühelos. Er macht genauso Vorschläge für Spiele, wie er ständig neue

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