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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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wieder auf und schoß so rasch hinaus, daß er kein Wort mehr herausbrachte. Dann rannte ich die Stufen hinauf in die sichere Umgebung meines Bettes. Mein Platz zum Weinen.
    Um ein Uhr war ich wieder in der Hütte, und diesmal war Troy auf. Er machte einen etwas kräftigeren Eindruck.
    »Komm«, meinte er und winkte mir, »ich möchte, daß du dir diese Eisenbahnanlage ansiehst, die eben fertig wurde. Und dann werden wir essen.«
    Was er mir zeigen wollte, nahm eine riesige Ecke seiner Werkstatt ein. Es handelte sich um eine, wie eine Bühne fein gearbeitete Platte, auf der weiche Lichter glühten und verborgene Spots die Platte erleuchteten. Miniatur-Züge nahmen Reisende auf und ließen sie aussteigen, nur um sie wieder aufzusammeln. Unentwegt fuhren die Züge um steile und gefährliche Berge herum. Was versuchte er wohl mit diesen drei kleinen Zügen auszudrücken, die so verworrene Wege durch verschiedene Gebiete fuhren, aber dennoch immer dasselbe Ziel erreichten? Fuhr nicht die ganze Menschheit ein Leben lang Zug, um Höhepunkte zu erreichen und dann wieder tief abzustürzen? Aber statt aufzusteigen oder zu fallen, bewegte sie sich doch auf der Ebene zwischen zwei Extremen.
    Gedankenverloren kaute ich an meiner Unterlippe und preßte meine Stirn mit den Fingerspitzen zusammen… Dann fiel mein Blick auf ein kleines Mädchen, das zu den Passagieren dazugekommen war, ein dunkelhaariges, kleines Mädchen mit einem blauen Mantel und dazu passenden blauen Schuhen. Sie glich mir so sehr, daß ich darüber lächeln mußte, denn die Züge, die offensichtlich nirgendwohin führten, machten den Passagieren trotzdem Spaß. Am Ziel stieg das kleine blaue Mädchen nicht aus dem Zug, nur eine alte Frau in einem anderen blauen Mantel mit passenden blauen Schuhen.
    Neugierig ging ich zum Eisenbahndepot zurück und sah wieder das kleine Mädchen in ihrem blauen Mantel. Sie bestieg einen anderen Zug. Beim Konstruieren von Spielzeug war er großartig. Er gab ihm eine imaginäre Bedeutung und legte, ohne Worte, seine Überzeugungen hinein. Während ich mich von den Zügen abwandte, spürte ich, wie mich die vertraute Faszination wieder in seine Arme trieb. »Troy, Troy!« rief ich.
    »Wo bist du? Wir müssen noch tausend Pläne schmieden!«
    Wieder saß er auf einem der Fensterplätze, hatte seine langen Beine angezogen, die Hände umklammerten locker seine Knie.
    Dabei standen alle Fenster weit offen, und der kalte, feuchte Wind strich durch sein Schlafzimmer! Bestürzt lief ich zu ihm und zog ihn am Arm. Ich versuchte ihn aus dem Niemandsland herauszuziehen, in dem er sich verloren hatte. »Troy, Troy!«
    rief ich laut. Obwohl ich ihn schüttelte, starrte er noch immer regungslos geradeaus. Ich mußte meine ganze Kraft aufbringen, um die Fenster herunterzuziehen. Als ich es geschafft hatte, lief ich, um Decken zu holen. Ich legte sie Troy über Schultern und Beine, aber noch immer hatte er sich nicht bewegt und auch nicht gesprochen.
    Sein Gesicht fühlte sich blaß und kalt, aber weich an. Vor Erleichterung weinte ich los, denn er war nicht tot. Als ich nach seinem Puls fühlte, war dieser so schwach, daß ich trotzdem ans Telephon stürzte und Farthy anrief. Immer wieder klingelte das Telephon, aber keiner antwortete! Ich hatte keine Ahnung, welchen Doktor ich direkt anrufen könnte.
    Mit zitternden Fingern nahm ich Troys Telephonverzeichnis und blätterte es mit dem Daumen durch. Dabei hörte ich ihn niesen.
    »Troy!« schrie ich und eilte zu ihm. »Was tust du denn, versuchst du etwa, dich selbst umzubringen?«
    Sein Blick wirkte abwesend und verschwommen. Als er meinen Namen aussprach, klang seine Stimme schwach.
    Sobald er mich deutlich erkennen konnte, packte er mich, wie ein Ertrinkender nach dem Nächstbesten greift. Hart zog er mich an sich, um sein Gesicht tief in meine Haare zu vergraben. »Du bist zurück! Ach Gott, ich dachte schon, du würdest nie zurückkommen!«
    »Natürlich komm’ ich zurück.« Ich küßte sein Gesicht.
    »Troy, ich war doch letzte Nacht hier bei dir, erinnerst du dich nicht?« Noch mehr Küsse auf Gesicht und Hände. »Habe ich dir nicht gesagt, ich würde zurückkommen, damit wir heiraten können?« Ich streichelte seine Arme und seinen Rücken und glättete seine wirren Haare. »Es tut mir leid, daß ich so spät gekommen bin, aber jetzt bin ich da. Wir werden heiraten und unsere eigenen Traditionen einführen, indem wir jeden Tag zum Feiertag erklären…«, weiter sagte ich nichts, denn

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