Schwarzer Engel
»Nein, nicht in Millionen Jahren! Heaven, Tony konnte jede Frau haben, die er wollte! Außerdem war er völlig verrückt nach Jillian. Es gab in seiner Umgebung keine Frau, die nicht mit ihm flirtete…
Seitdem ihm der erste Bart wuchs, mußte er nie einer Frau nachlaufen. Die Frauen verfolgten ihn.«
Während ich in seinen Armen lag, war mir klar, er würde es sich nie eingestehen, daß Tony Frauen einfach benutzt hatte.
Er hatte ja auch Jillian auf seine gedankenlose Art benutzt, um seinem jüngeren Bruder eine Mutter und eine Schwester zu verschaffen. Inzwischen ging er seine eigenen Wege und stellte jedem Rock in der Stadt und in ganz Europa nach. Ich hatte Tränen in den Augen, als ich mich umdrehte, um ihn zu umarmen. Anschließend würde ich ins Haupthaus zurückgehen.
»Tut mir leid, daß ich so argwöhnisch bin. Ich liebe, liebe, liebe dich. Sobald ich ein wenig ausgeschlafen bin, werde ich ganz rasch zurück sein. Geh nicht weg, versprichst du es mir?«
Er setzte sich auf und umklammerte meine beiden Hände.
»Liebes, iß mit mir zu Mittag, gegen eins.«
Ich dachte, ich könnte in mein Bett zurück und den Schlaf des Gerechten schlafen. Statt dessen drehte und wälzte ich mich herum und endete schließlich am Eßtisch im unteren Stock. Dort hatte sich bereits Tony verschanzt und verspeiste eine Honigmelonenscheibe nach der anderen. Sofort fing er an, mir mit Fragen zuzusetzen: Hatte ich Troy gesehen? Hatte ich unsere Verlobung gelöst? Wie hatte er reagiert? Welche Erklärung hatte ich gegeben? Ich war doch freundlich, überlegt und rücksichtsvoll vorgegangen, oder?
»Von dir habe ich so wenig wie möglich gesprochen.« Kalt und feindselig sagte ich das, denn ich haßte ihn in jeder Hinsicht genauso wie Pa. »Aus Rücksichtnahme auf Troy habe ich dich gedeckt. Wenn Troy aber nicht so empfindsam wäre, hätte ich ihm haarklein erzählt, was für ein toller Mann sein geliebter Bruder ist und war.«
»Welchen Grund hast du ihm angegeben?«
»Keinen, wir sind also immer noch verlobt, ich weiß nicht, wie ich das alles kaputtmachen soll, ich bin dazu einfach nicht fähig!«
»Ich merke, wie du einen Berg von Haß gegen mich aufbaust.
Vielleicht hast du recht, ein paar Wochen zu warten, und erzählst ihm erst dann, du habest entdeckt, daß du immer noch diesen jungen Mann da liebst. Heißt er nicht Logan? Troy wird über dich hinwegkommen. Ich werde darauf achten, daß er sich wieder erholt. Am besten geschieht das durch Arbeit.
Wenn Troy erst einmal akzeptiert hat, daß du jemanden anderen liebst und ihn nicht heiraten willst, wird er Ersatz für deine Liebe finden. Ich werde mein Möglichstes tun, damit er ein anderes Mädchen zum Heiraten findet.«
Es tat sowahnsinnig weh, was er da sagte, daß ich am liebsten die Sonne angeheult hätte. So wie’s die Wölfe mit dem Mond machen, und auch Sarah es einmal getan hatte, als ihr letztes Baby starb. In meiner Brust brannte eine offene Wunde und neben mir saß der Mann, der alles ausgelöst hatte.
»Tony Tatterton, du bist eine Person, die man nur verachten kann!«
Er warf mir einen mitleidigen Blick zu. »Bitte… denk daran, du würdest ihn damit vernichten. Troy lebt auf der Basis von Treu und Glauben. Er ist nicht so wie du oder ich, wir würden immer überleben, egal unter welchen Umständen.«
»Vergleiche mich ja nie mehr mit dir!« schrie ich gellend. Er gab keine Antwort, sondern nahm sich noch eine Melone.
»Heaven, versprich mir unbedingt, kein Wort davon gegenüber Jillian zu erwähnen.«
Ich stand auf und ging an Tonys Stuhl vorbei, ohne irgendein Versprechen.
»Nun gut!« Ganz plötzlich riß Tony die Geduld und er schrie los. Dabei sprang er hoch, packte mich am Arm und drehte mich blitzschnell herum. Ich sah, wie sich sein normalerweise heiteres und gutaussehendes Gesicht vor Wut verzerrte. »Geh zurück zu Troy, geh und zerstöre ihn! Und wenn du mit ihm fertig bist, dann lauf zu Jill, um auch sie zu zerstören! Und wenn du jeden hier in Farthy durchhast, dann geh zu deinem Vater und ruiniere sein Leben! Ruiniere das von Tom und Fanny und vergiß ja nicht Unsere-Jane und Keith! Heaven Leigh Casteel, du bist auf Rache aus, ich sehe es deinen Augen an. Aber aus diesen unglaublichen blauen Augen spricht mehr der Teufel als ein Engel!«
Blindwütig schlug ich mit der Faust nach ihm, traf aber nur die Luft. Er hatte mich so plötzlich losgelassen, daß ich das Gleichgewicht verlor und zu Boden stürzte.
Schnell raffte ich mich
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