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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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auf Deine Mutter war. Nachdem Du mich dazu getrieben hast zurückzublicken, weiß ich jetzt, daß sie ihn gehaßt hat. Und er war derjenige, vor dem sie weglief. Heaven, Du bist Tonys Tochter und meine eigene Nichte!
    Ich gehe fort, bis ich lernen werde, ohne Dich zu leben. Aber ich hätte Dein Leben auch ruiniert, wenn Du nicht Tonys Tochter und meine Nichte wärest. Ich weiß nicht, wie man mit sich im Einklang leben und jeden Tag so akzeptieren kann, wie er kommt. Ich muß jedem Tag eine besondere Bedeutung geben, denn jeder Tag meines Lebens erscheint mir als der letzte.

    Der Brief war mit einem riesigen TLT unterschrieben. Dieser Morgen brachte mir deutlich jenen schrecklichen Tag zurück, an dem ich in den bitteren Apfel gebissen hatte. Dann war ich langsam in das Zimmer gegangen, in dem Sarah eine Nachricht für Pa hinterlassen hatte. Sie schrieb, sie würde ihn verlassen und nie zurückkehren. Indem sie Pa verließ, überließ sie es uns allen, für uns selbst zu sorgen. Und an diesem Punkt war ich also wieder. In einem Haus, das mich nicht länger mochte, mußte ich für mich selbst sorgen.
    Der unerträgliche Schmerz über meine zerbrochene Liebe verwandelte sich in rasende Wut, die mir Flügel verlieh. Ich rannte zu Jillians Zimmer, schlug an die Tür und rief ihren Namen. Ich forderte, man solle mich hereinlassen, obwohl es erst neun Uhr war und Jillian immer bis Mittag oder später schlief. Aber Jillian war schon auf. Sie hatte sich mit größter Sorgfalt gekleidet, als ob sie zum Ausgehen fertig wäre. Zu ihrem modischen, pastellfarbenen Kostüm fehlte nur noch die Jacke. Ihre Haare hatte sie weich aus dem Gesicht frisiert, so wie ich es bei ihr noch nicht gesehen hatte. Sie sah älter aus, aber gleichzeitig liebenswürdiger. Genauer gesagt: Sie wirkte weniger wie eine gespenstische Puppe in Lebensgröße.
    »Troy ist fort«, sagte ich anklagend, wobei ich sie unverwandt anstarrte. »Was hast du ihm erzählt, daß er sich dazu entschloß?«
    Sie antwortete nicht, sondern drehte sich nur um, nahm ihre Kostümjacke und zog sie an. Erst dann drehte sie sich wieder zurück, um mich anzusehen. Bei meinem Gesichtsausdruck riß sie bestürzt die Augen auf. Ihre blauen Augen flatterten, als ob sie sich in Tonys Arme flüchten wollte. Dann kam der erstaunlich glückliche Ausdruck wieder, der ihre Augen aufleuchten ließ.
    »Troy ist fort! Wirklich?« flüsterte sie. Ihre Freude war so groß, daß mir schlecht wurde.
    Ohne Anklopfen betrat Tony Jillians Räume. Er ignorierte sie und wandte sich nur an mich. »Wie geht’s Troy heute morgen?
    Was hast du ihm gesagt?«
    »Ich? Gar nichts! Aber deine Frau hatte wohl den Eindruck, er müsse die Wahrheit, die ganze häßliche Wahrheit erfahren!«
    Jillians strahlendes Lächeln erlosch, ihre Augen wurden ausdruckslos.
    Blitzschnell drehte sich Tony um, seine Augen sprühten Funken. Er fixierte seine Frau. »Was hast du ihm erzählt? Was konntest du ihm erzählen? Deine Tochter hat doch ihrer Mutter, die sie verachtete, nie etwas anvertraut!«
    Jillian stand da in ihrem hübschen Kostüm, ein Bild makelloser Perfektion. Anscheinend wollte sie den Mund zum Schreien öffnen. »Jillian, kam meine Mutter wirklich zu dir, um dir zu sagen, warum sie fortging? Hat sie’s getan? Sag schon?«
    »Geh weg, laß mich allein.«
    Ich dachte gar nicht daran. »Was hat meine Mutter dazu getrieben, daß sie aus dem Haus fortrannte? War es ein fünfjähriger Junge, oder war’s dein Ehemann? Kam meine Mutter zu dir mit Geschichten über die sexuellen Annäherungsversuche ihres Stiefvaters? Hast du vielleicht so getan, als wüßtest du nicht, wovon sie sprach?«
    Ihre blassen Hände spielten mit den locker sitzenden Ringen, hin und her, hin und her. Ich hatte sie nie vorher Ringe tragen gesehen. Gedankenlos ließ sie drei davon in einen Aschenbecher fallen. Die Ringe klirrten auf dem Kristallglas und bei diesem Geräusch riß sie die Augen auf. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
    »Großmutter…«, überdeutlich sprach ich das Wort aus.
    Danach zitterte sie und wurde totenbleich. »War Tony der Grund, daß meine Mutter aus diesem Haus floh?« fragte ich.
    Ihre kornblumenblauen Augen, die den meinen so sehr ähnelten, wurden riesig, ihr Blick starr und leer. Es war, als würde das spinnwebenartige Netz, das den Verstand zusammenhielt, zerreißen. Etwas zerbrach hinter ihren Augen, und ihre Hände bewegten sich nervös zuckend zum Gesicht.
    Die Handflächen preßte sie fest an beide

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