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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Make-up auf. In meinem Kopf waren noch nicht die richtigen Worte, die ihm helfen konnten, auch ohne mich zu überleben. Trotzdem schlich ich durchs Labyrinth und klopfte an Troys blaue Türe.
    Tony hatte mich vorgewarnt, er würde nicht antworten, und so war es auch.
    Es war schon spät, gegen zehn Uhr. Der schönste Abend seit langem. Aber er war drinnen, kapselte sich ab. »Troy«, rief ich, während ich die Tür öffnete und auf der Schwelle zögerte.
    »Ich bin’s, Heaven, ich bin zurück. Es tut mir so leid, daß ich krank wurde und am versprochenen Termin nicht zurückkommen konnte…«
    Keine Antwort. Es roch nicht nach frischgebackenem Brot und auch nicht danach, daß vor kurzem welches gebacken worden wäre. Die Hütte wirkte ruhig, zu aufgeräumt – sie machte mir Angst. Ich rannte in sein Schlafzimmer und stieß die Tür auf. Er lag auf dem Bett, den Kopf hatte er dem offenen Fenster zugedreht. Leichte Windstöße blähten seine Vorhänge und hätten fast eine Vase voll Rosen von einem Tisch geweht.
    »Troy«, sagte ich wieder und ging näher ans Bett heran.
    »Bitte, schau mich an, sag mir, daß du mir verzeihst, weil ich mein Versprechen nicht gehalten habe, bitte. Ich wollte es ja unbedingt.«
    Aber er sah immer noch nicht zu mir her. Ich ging noch näher heran, setzte mich aufs Bett und drehte seinen Kopf sanft zu mir. Im Mondlicht, das durchs Fenster schien, sah ich seine glasigen Augen, seinen leeren Blick. Er war eine Million Meilen entfernt, tief in einen fürchterlichen Traum verstrickt.
    Ich war mir sicher!
    Sanft preßte ich meine Lippen auf seine, murmelte immer wieder seinen Namen. »Komm zurück zu mir, Troy, bitte, bitte. Du bist nicht allein, denn ich liebe dich und werde dich immer lieben.« Immer wieder rief ich ihn zurück, bis der glasige Ausdruck in seinen Augen verschwand, und er wieder etwas wahrnehmen konnte. Überschwengliche Freude vertrieb den starren Blick, während er seine Finger ausstreckte und mir übers Gesicht strich.
    »Du bist zurückgekommen… Ach, Heaven, ich hatte solche Angst, daß du’s nicht tun würdest. Ich hatte das unheimliche Gefühl, du wärest wieder zu Logan Stonewall gegangen und hättest gemerkt, daß du ihn liebst und nicht mich.«
    »Dich, nur dich!« rief ich leidenschaftlich, während ich sein kühles, blasses Gesicht küßte. »Ich hatte Grippe, mein Schatz, und tagelang hohes Fieber. Die Telephonleitungen waren zusammengebrochen, die Brücken zerstört und die Straßen überflutet. Sobald ich dazu in der Lage war, bin ich zu dir zurückgekommen.«
    Er lächelte dünn und matt. »Ich wußte, es war lächerlich, mich in eine solche Depression hineinzusteigern. Im Unterbewußtsein wußte ich nämlich, du würdest zurückkommen.«
    Ich kuschelte mich in seine Arme und merkte dabei, wie seine Hände durch mein Haar glitten. Mein Gesicht preßte ich an seine Brust und lauschte seinem langsamen Herzschlag –
    wie schnell mußte wohl ein Herz normalerweise schlagen?
    »Ich möchte keine große Hochzeit, Troy, in diesem Punkt habe ich meine Ansicht geändert. Wir werden heimlich von Farthinggale Manor fortgehen und eine kleine Feier nur für uns machen.«
    Er drückte mich fest an sich, streichelte meine Haare und küßte mich auf die Stirn. »Ich bin so müde, Heaven, so schrecklich müde. Ich dachte, du möchtest eine große Hochzeit.«
    »Nein, ich möchte nur dich.«
    »Tony muß aber dabei sein«, flüsterte er, während seine Lippen meine Stirn liebkosten. »Ohne ihn wäre es nichts Richtiges. Er war zu mir wie ein Vater…«
    »Alles, was du möchtest«, murmelte ich. Noch fester hielt ich seinen zerbrechlichen Körper. Wie mager er doch geworden war. »Hast du denn deine Lungenentzündung ganz auskuriert?«
    »So wie immer, bei all meinen Krankheiten.«
    »Du wirst nie mehr krank werden, nicht, wenn ich mich um dich kümmere!«
    Die ganze Nacht lang hielt er mich, und ich hielt ihn. Wir sprachen von unseren Träumen und von unserem gemeinsamen Leben. Aber alles wirkte wie Rauch, der zum Fenster hinauszog und in der Nacht verschwand. Wie konnte ich ihn jetzt noch heiraten? Wie konnte ich aber auch darauf verzichten, egal wie unsere verwandtschaftlichen Beziehungen waren?
    Gegen morgen erwähnte ich wieder die Puppe mit dem Portrait meiner Mutter. Hatte er eine Ahnung, ob Tony das Modell gemacht hatte? Hatte sich Tony zu irgendeinem Zeitpunkt einmal nicht wie ein Stiefvater ihr gegenüber benommen?
    Über seine dunklen Augen fiel ein Schatten.

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