Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
er hörte nicht wirklich zu.
    Der feuchte Raum führte bei uns beiden zu neuen Niesanfällen. Daraufhin zog ich ihn ins Bett, um uns gemeinsam unter Berge von Decken zu kuscheln und abwarten zu können, bis wir zu zittern aufhörten. Wir hielten uns eng umschlungen, als die vielen Uhren sich zu drehen und zu bewegen begannen. Es war Zeit für das Läutwerk. Irgendein versprengter Wind schaffte es hereinzukommen. Er brachte die Kristallprismen am Lüster in Troys Eßzimmer zum Klingeln.
    »Ist ja schon gut, Liebling, Liebster«, summte ich und strich sein dunkles, zerzaustes Haar glatt. »Ich habe dich eben mitten in einem deiner… wie nennst du das? Trancezustände angetroffen. Ist das das richtige Wort?«
    Er umarmte mich so heftig, daß meine Rippen weh taten.
    »Heaven, Gott sei Dank bist du hier.« Schluchzend brach seine Stimme, und er schob mich zärtlich von sich. »Ich kann nicht länger so tun, als ob ich mit dir leben oder dich heiraten könnte, egal wie dankbar ich bin. Deine Abwesenheit gab mir Gelegenheit, über unser Vorhaben nachzudenken. Deine Gegenwart aber verführt mich zu dem Gedanken, ich sei ein normaler Mann mit normalen Erwartungen. Aber das bin ich nicht, keinesfalls! Und ich werde es nie sein! Ich bin anders und unfähig, mich zu ändern. Ich glaubte nicht, daß du zurückkommen würdest, wenn du erst einmal die wirkliche Welt betreten und dann entdeckt hättest, daß du eingeschlafen warst. Das hier ist kein echtes Haus, Heaven, keines, das von echten Menschen bewohnt wird. Heaven, wir sind alle Fälschungen, Tony, Jillian und ich. Sogar die Diener lernen die Regeln und machen das Spiel mit.«
    Bei meinem Eintreten hatte irgend etwas angefangen, weh zu tun, und jetzt wurde der Schmerz immer stärker. »Welche Regeln denn, Troy? Was für ein Spiel?«
    Er lachte, daß mir das Blut gefror. Immer noch hielt er mich und rollte sich um die eigene Achse, rollte weiter und weiter, bis wir beide auf den Boden fielen. Dann riß er mir ungestüm die Kleider vom Leib, und seine Küsse wurden immer heißer.
    »Hoffentlich haben wir beide ein Kind gezeugt«, rief er, als es vorbei war. Dann drehte er sich um und fing an, meine zerrissenen Kleidungsstücke aufzuheben. »Hoffentlich habe ich dich nicht verletzt, denn das möchte ich niemals. Aber ich möchte etwas Echtes hinterlassen, etwas von meinem eigenen Fleisch und Blut.« Er drückte mich an sich und fing an zu schluchzen – bitter, rauh und schrecklich.
    Ich hielt ihn, liebkoste ihn und küßte ihn tausendmal, ehe wir beide aufs Bett fielen und uns vor der Kälte zudeckten. Ich lag neben ihm und hörte, wie er sein Schluchzen unterdrückte und auch alles, was er sonst noch an Ängsten ausgestanden hatte.
    Dabei begriff ich, Troy war viel zu kompliziert für mich, um ihn je zu verstehen. Ich mußte ihn eben lieben wie er war.
    Vielleicht würde er dann eines Tages aus einem traumlosen Schlaf erwachen und mich vor der Morgendämmerung anlächeln. An diesem Tag wären die Gedanken an einen frühen Tod vergessen.
    Dann schlief ich ein. Ab und zu war ich halbwach. Es genügte, um die Bewegungen der Luft um mich herum zu spüren, genügte, um zu fühlen, daß mich warme Arme hielten.
    Dann kam der nächste Tag. Ich hielt mich in meinem Zimmer auf; ein Brief lag auf meinem Nachttisch, ein Brief von Troy.
    Briefe konnte ich nicht ausstehen, denn ich kannte keinen einzigen, der ohne Briefmarken gekommen war und nicht traurige Nachrichten gebracht hatte:
    Meine einzig wahre Liebe,
    vergangene Nacht hast Du mich mitten im Wind angetroffen.
    Ich saß still da und versuchte herauszufinden, welchen Sinn mein Leben hat.
    Wir können nicht heiraten. Und trotzdem schlief ich mit Dir letzte Nacht und tat mein Möglichstes, damit Du schwanger wirst. Verzeih mir meinen Egoismus. Geh zu Jillian, sie wird Dir die Wahrheit erzählen. Bring sie dazu, daß sie’s tut. Wenn Du sie hart genug bedrängst, sie ›Großmutter‹ nennst und dazu zwingst, ihre Maske fallen zu lassen, wird sie es sicher tun.
    Meine Liebe zu Dir ist das Schönste, was mir je zugestoßen ist.
    Ich danke Dir für Deine Liebe und daß Du mir so viel gibst, obwohl Du alle meine Schwächen kennst. Aber mein größter Fehler war meine überwältigende Liebe und Hingabe an meinen Bruder. Ich war blind, absichtlich blind.
    Jillian kam und hat mir alles erzählt. Um Dich zu retten, muß ich das akzeptieren, was Deine Mutter hätte retten können.
    Denn Jillian mußte zugeben, daß Tony völlig versessen

Weitere Kostenlose Bücher