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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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getan.
    Hier auf Farthinggale Manor, in meiner unmittelbaren Umgebung, hielten sich Rita und Lester Rawlings aus Chevy Chase auf… Aber dann mußten ja Keith und Unsere-Jane ebenfalls da sein. Mein Herz schlug Purzelbäume. Intensiv sah ich mich nach den beiden jüngsten Casteels um. Bald bemerkte ich Unsere-Jane und Keith, die sich ein wenig von den anderen Kindern abgesondert hatten. Dann zog Unsere-Jane ihren Bademantel aus, schleuderte die Gummisandalen fort und lief auf den Pool zu, dicht gefolgt von Keith. Mit großem Erstaunen registrierte ich, wie ausgezeichnet sie schwimmen und tauchen konnten. Außerdem besaßen sie die Gabe, sich mit Fremden rasch anzufreunden.
    »Heaven!« rief Tony quer über die Terrasse. »Komm, wir haben besondere Gäste, die du eigentlich schon kennen müßtest.« Vorsichtig ging ich auf Lester Rawlings und seine Frau zu, denn in mir tauchten noch immer Erinnerungen an den schrecklichen Weihnachtsabend damals in den Willies auf.
    Außerdem nagten an mir Schuldgefühle und Erinnerungen aus jüngster Zeit, und das machte mich nervös. Denn damals, in Chevy Chase, hatte ich mein Versprechen nicht gehalten. Und dann war da noch die Art und Weise, wie mich die beiden Jüngsten verleugnet hatten – das tat noch immer weh.
    Sofort breitete Rita Rawlings die Arme aus und umarmte mich mütterlich. »Ach, meine Liebe, es tut mir so leid, wie sich die Situation beim letzten Mal entwickelt hat. Lester und ich fürchteten uns wahnsinnig davor, daß dein Anblick unsere Lieblinge zurückwerfen und sie wieder Alpträume und Schreikrämpfe bekommen würden. Sie haben sich auch so leicht verändert, ohne daß sie dich an diesem Sonntag gesehen hatten. Sie wirkten nicht mehr so glücklich und zufrieden mit ihrem Leben bei uns. Hättest du uns doch bloß erzählt, daß sich deine Lebensumstände geändert haben. Wir dachten nämlich, du kämst, um unsere Kinder mit zurück in die Berge und in diese fürchterliche Hütte zu nehmen. Aber Mr.
    Tatterton hat bereits alles geklärt.«
    Alle Leute um mich herum fühlten sich wohl, sprangen in den Pool und kletterten wieder heraus. Überall reichten Diener Tabletts mit Essen und Getränken herum… Dann sah ich plötzlich einem der nettesten Teenager in die Augen. Unsere-Jane stand nur ein paar Zentimeter von mir entfernt, ihre türkisen Augen baten mich um Verzeihung. Sie war jetzt dreizehn, ihre rotblonden Haare zogen sich wie Flammen um das schmale, ovale Gesicht. Ganz dicht bei ihr stand Keith, knapp ein Jahr älter. Er war ein gutes Stück größer und hatte kräftige, bernsteinfarbene Haare. Aber auch er starrte mich nur zitternd an. Offensichtlich fürchteten sie sich vor mir, aber nicht so, wie damals, als ich ihnen in ihrem eigenen Haus näher gekommen war. Jetzt fürchteten sie anscheinend, ich könnte sie dafür hassen.
    Ich konnte nichts sagen, sondern breitete nur die Arme mit einem Lächeln aus. Mein Herz klopfte wie wild. Sie zögerten, sahen einander an, und dann rannten beide los und kuschelten sich in meine Umarmung.
    »Ach, Hevlee, Hevlee«, schluchzte Unsere-Jane. »Bitte, hasse uns doch nicht für unser Verhalten! Es tat uns leid, daß wir dich vertrieben haben, schon in dem Moment, als wir dein tieftrauriges, enttäuschtes Gesicht sahen.« Sie preßte ihr Gesicht gegen meine Brust und fing tatsächlich zu weinen an.
    »Wir haben doch nicht dich abweisen wollen, sondern nur die Hütte, den Hunger und die Kälte. Wir glaubten, du würdest –
    uns wieder dorthin nehmen und wir hätten keine Mammi und keinen Daddy mehr, die uns so gern haben.«
    »Ich verstehe es ja«, beruhigte ich sie und küßte sie. Dann umarmte ich Keith innig. Und in dem Moment fing ich zu weinen an. Denn endlich, endlich, hielt ich wieder meine beiden Kleinen in den Armen. Und sie sahen mich genauso liebevoll und bewundernd an wie früher.
    Aus der Ferne hörte ich die Stimmen von Rita und Lester Rawlings. Sie saßen unter einem grün-weiß-gestreiften Sonnenschirm, genossen kalte Drinks und erzählten Tony von dem wunderbar teilnahmsvollen Brief, den sie vor ungefähr zwei Wochen erhalten hatten: »Mr. Tatterton, es war ein Brief von ihrem Bruder Troy. Er wollte einige Fäden wieder zusammenknüpfen: Als wir den Brief zu Ende gelesen hatten, hatten wir beide feuchte Augen. Er hat uns keine Vorwürfe deswegen gemacht, weil wir etwas Schreckliches verbrochen hatten. Er hat sich nur bei uns bedankt, daß wir uns so liebevoll um Heavens jüngere Geschwister gekümmert

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