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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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keine Ahnung davon«, murmelte ich und wurde rot. Ich wollte die Wahrheit hinausschreien und hatte gleichzeitig Angst, viel zuviel zu verraten. Sein Bruder ging mir mehr im Kopf herum als Pa. Troy war es, über den ich sprechen wollte. Aber trotzdem mußte ich an meine eigenen Pläne denken, an meine Träume; und auch daran, daß es Keith und Unserer-Jane gut ging. Ich wußte, der erste Schritt, sie zu retten, war, mich selbst nicht um mein Wohlergehen zu bringen.
    Ganz vorsichtig fing ich an, eine neue Kindheit für mich selbst zu erfinden, auf Halbwahrheiten aufgebaut. Lüge war nur das, was ich wegließ. »Die Frau, die an Krebs gestorben ist, war nicht meine richtige Mutter, sondern eine Pflegemutter. Sie hieß Kitty Dennison und hatte sich um mich gekümmert, als Pa krank war und ich niemanden sonst hatte.«
    Er saß ganz still da, als ob ihn die Neuigkeit, daß meine Mutter am Tag meiner Geburt gestorben war, zutiefst schockiert hätte. Seine Augen wurden trüb und traurig – und dann kam der Zorn, hart, kalt und bitter. »Was sagst du da?
    Dein Vater hat gelogen? Wie konnte ein Mädchen, das so jung, kräftig und gesund war wie deine Mutter, bei der Geburt sterben, außer wenn sie vernachlässigt worden war? War sie in einem Krankenhaus? Allmächtiger Gott, Frauen heutzutage und in diesem Alter sterben doch nicht während der Geburt!«
    »Sie war sehr jung«, flüsterte ich, »vielleicht zu jung für diese Prüfung. Wir lebten in einem ziemlich bescheidenen Haushalt, da Pa nur unregelmäßig als Zimmermann arbeiten konnte. Manchmal war das Essen nicht allzu nahrhaft. Ich kann dir nicht sagen, ob sie wegen der Untersuchungen zu einem Arzt ging. Die Leute in den Bergen halten nicht viel von Ärzten, sondern kümmern sich lieber selbst um ihre Leiden.
    Offen gestanden sind alte Frauen wie meine Granny angesehener als Leute mit einer Praxis in der Stadt und einem Doktortitel auf dem Türschild.«
    War er nun auch dabei, sich von mir abzuwenden, aus demselben Grund wie Pa? »Ich wünschte, du würdest mir nicht wegen ihres Todes Vorwürfe machen, so wie Pa das tut…«
    Seine blauen Augen blickten zum Fenster hinüber, das bis an die Decke ging und von schweren, rosagold gestreiften Samtvorhängen eingerahmt wurde. »Warum bist du gestern einfach dagesessen und hast die Lügen deines Vaters durch Schweigen bestätigt?«
    »Ich hatte panische Angst, du würdest mich zurückweisen, wenn du wüßtest, daß ich aus solch erbärmlichen armen Verhältnissen stamme.«
    Sein rascher, kalter Zorn überraschte mich und machte mir sofort klar, daß dieser Mann kein zweiter Cal Dennison war, den man ohne weiteres zum Narren halten konnte.
    Rasch erzählte ich weiter, ohne Rücksicht auf den Eindruck, den ich jetzt machte: »Was glaubst du, wie ich mich fühlte, als ich hörte, daß du und Jillian mich nur zu Besuch erwarteten?
    Pa hatte mir erzählt, meine Großeltern wären ganz versessen darauf, daß ich bei ihnen lebe. Und dann muß ich erfahren, daß dies nur als Besuch gedacht ist! Ich habe nichts, wohin ich jetzt gehen könnte. Es gibt keinen Menschen, der mich möchte, niemanden! Also versuchte ich herauszufinden, warum Pa so gelogen hatte. Ich dachte, du würdest dich vielleicht eher um mein Befinden sorgen, wenn du glaubtest, ich würde noch immer um meine eigene Mutter trauern. Und irgendwie trauere ich ja noch immer um sie. Immer habe ich darunter gelitten, daß ich sie nicht kannte. Ich wollte nichts tun oder sagen, was deine Absicht, mich hier zu behalten, ändern könnte – und sei es auch nur für kurze Zeit. Bitte, Tony, schick mich nicht zurück! Laß mich hierbleiben! Ich habe kein anderes Zuhause als das hier. Mein Vater leidet schwer an irgendeiner schrecklichen Nervenkrankheit, die ihn bald töten wird, und er wollte mich mit der Familie meiner Mutter zusammenbringen, bevor er das Zeitliche segnen würde.« Scharf und durchdringend ruhte sein Blick auf mir, er war tief in Gedanken gesunken. Voller Angst, mein Gesicht würde meine Lügen verraten, versteckte ich mich innerlich. Mein ganzer Stolz lag auf den Knien, jederzeit bereit, zu bitten, zu weinen und sich völlig zu demütigen. Ich fing an, am ganzen Körper zu zittern.
    »Diese Nervenkrankheit, die dein Vater hat, wie nennen seine Ärzte sie?«
    Was wußte ich schon von Nervenkrankheiten? Nichts! Meine Gedanken rasten panisch, bis mir etwas einfiel, das ich damals in Candlewick irgendwann im Fernsehen gesehen hatte, ein trauriger Film. »Ein

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