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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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leiseste Bedauern dorthin zurückschicken, woher du kamst.
    Hast du verstanden? Denn dann bist du in meinen Augen ein undankbarer Narr – und Narren verdienen keine zweite Chance.« Er öffnete seine Augen und starrte mich ungerührt an.
    »Damit du einen Eindruck von den Entscheidungen bekommst, die ich für dich treffen werde, wollen wir mit meiner Wahl der Schule und des Colleges anfangen. Ebenso werde ich deine Kleidung aussuchen. Ich hasse es, wie sich Mädchen heutzutage kleiden und den schönsten Teil ihres Lebens mit billiger, gewöhnlicher Kleidung und wilden, ungepflegten Haaren verderben. Du wirst dich so kleiden, wie die Mädchen damals, als ich in Yale studierte. Ich werde prüfen, welche Bücher du liest und welche Filme du anschaust.
    Nicht daß ich anfange, prüde zu werden, ich vertrete nur die Meinung, daß man die schönen Ideen und Ideale, die die meisten von uns als junge Leute haben, erstickt, wenn man den Kopf mit Schund vollstopft. Ich werde das letzte Wort bei den jungen Männern haben, mit denen du dich verabredest, und auch darüber, wann. Ich werde erwarten, daß du zu mir und deiner Großmutter immer höflich bist. Jillian wird noch ihre eigenen Regeln aufstellen, da bin ich sicher. Aber für jetzt werde ich ein paar festlegen:
    Jillian schläft täglich bis Mittag ihren sogenannten
    ›Schönheitsschlaf‹. Störe sie nie dabei. Jillian kann es nicht ausstehen, mit dummen, langweiligen Leuten zusammenzusein. Also wirst du keine in dieses Haus schleppen. Ferner wirst du in ihrer Gegenwart alle unangenehmen Themen vermeiden. Wenn du schulische, gesundheitliche oder andere Probleme hast, erzähle sie mir unter vier Augen. Das Beste wird sein, wenn du die vergangenen Jahre nie erwähnst oder dich auf Ereignisse daraus beziehst, ebensowenig nie auf traurige Geschichten aus der Zeitung. Jillian hat es geschafft, sich wie eine Auster zu verhalten, indem sie den Kopf in den Sand steckt, sobald die Probleme anderer Leute auftauchen. Laß ihr ihre kleinen Schutzspiele. Wenn’s drauf ankommt, werde ich derjenige sein, der ihren Kopf in die Gegenwart zurückzieht – nicht du!«
    Wie ich so an der langen Tafel saß, war ich mir ziemlich sicher, daß Townsend Anthony Tatterton ein rücksichtsloser, grausamer Mann war, der mich ebenso für seine Zwecke benutzen würde, wie er Jillian benutzt hatte.
    Trotzdem hatte ich nicht vor, sein Angebot, mich hierzubehalten und aufs College zu schicken, auszuschlagen.
    Mein ganzes Innerstes konzentrierte sich auf den wunderbaren Tag, an dem ich meine Abschlußurkunde bekommen würde –
    plötzlich erschien mir das als das einzig Erstrebenswerte.
    Ich stand auf und versuchte mit einer Stimme zu sprechen, die nicht zitterte. »Mr. Tatterton, mein ganzes Leben wußte ich, daß meine Zukunft hier in Boston liegen würde, wo ich die besten Schulen besuchen und mich auf ein besseres Leben vorbereiten könnte als das, was meine Mutter in den Bergen von West Virginia vorfand. Mehr als alles andere möchte ich einen High-School-Abschluß, um dann an eines der besten Colleges zu gehen. So werde ich stolz auf mich selbst sein können. Ich habe es so bitter nötig, stolz auf mich selbst zu sein, denn eines Tages möchte ich nach Winnerow zurück und jedem, der mich als armen Teufel kannte, zeigen, was aus mir geworden ist. Aber meine Ehre und mein anständiges Wesen werde ich nicht opfern, um irgend etwas davon zu erreichen.«
    Er lächelte, als ob er es für absurd hielt, daß gerade ich Ehre und Anständigkeit erwähnte. »Ich freue mich zu hören, daß du beides in deine Überlegungen einbezogen hast, obwohl ich bereits aus deinen Augen deine Zustimmung lesen konnte.
    Trotzdem erwartest du ziemlich viel von mir. Ich hingegen erwarte nur Gehorsam von dir.«
    »Für mich hat es den Eindruck, als ob ein großer Teil unter der Oberfläche deiner Forderungen läge.«
    »Ja, vielleicht«, stimmte er mit einem wohlgefälligen Lächeln zu. »Du siehst, meine Frau und ich sind in unseren Kreisen einflußreich, und wir wünschen, daß nichts unseren guten Ruf stört. Mitglieder deiner Familie könnten hier auftauchen und peinlich wirken. Ich merke, daß zwischen dir und deinem Vater keine Zuneigung besteht, aber trotzdem beschützt du ihn und deinen Großvater. Von allem, was ich bisher von dir weiß, paßt du dich rasch an. Ich vermute, auf längere Sicht wirst du mehr ein Bostoner sein als ich, und ich bin hier geboren. Aber ich dulde nicht, daß Hillbilly-Verwandte von dir

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