Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
Vom Netzwerk:
ein ungemachtes Bett mit zerrissenen, fleckigen Laken.
    »Hast du ihn gefunden?«
    Es war Steves heisere Stimme. Nathan drehte sich um. Steve stand gegen den Türrahmen gelehnt, den Anflug eines Grinsens auf seinem ungeschlachten Gesicht.
    »Gehen wir den Rest durch.«
    Ohne auf den Kampflärm unter ihnen zu achten, schob Nathan sich an Steve vorbei. Er machte Licht im Zimmer nebenan. Die Funzel schwächelte wie alles andere im Haus, inklusive seiner Bewohner. Spritzen, Crackpfeifen und zerknüllte Zigarettenschachteln bedeckten den abgetretenen Teppich. Nathan schüttelte den Kopf. Er war stets aufs Neue entsetzt darüber, wie tief man als Junkie sinken konnte. Was für ein Dreck!
    »Der ist nicht hier«, sagte Steve. »Versuchen wir’s in dem anderen Laden die Straße rauf. Da ist um diese Tageszeit immer mächtig was los.«
    Gedämpfte Laute drangen aus dem dritten Raum auf der anderen Seite der Treppe. Nathan sprang hinüber. Er drückte die Klinke.
    Verschlossen.
    Die Laute wurden zu Schreien.
    »Steve, fass mal mit an!«, rief Nathan und stemmte die Schulter gegen die Tür. Steve tat es ihm nach. Zusammen warfen sie sich gegen die Tür, aber sie gab nicht nach.
    Nathan beugte sich über das Geländer. »He, bring mal einer die Ramme rauf!« Ein bulliger Polizist kam die Treppe heraufgesprungen und drückte Nathan die Ramme in die ausgestreckten Hände. Nathan trat einen Schritt zurück. Das Geschrei jenseits der Tür war zu einem Kreischen schieren Entsetzens angewachsen. Nathan tat einen Satz nach vorn und krachte durch die Tür und warf auch noch den Tisch, mit dem sie verbarrikadiert war, mit um.
    Er erstarrte.
    Ein Mann mit hagerem Gesicht hatte einen Arm um die Brust einer jungen Frau gelegt und hielt ihr ein Messer an den Hals. Seine Pupillen waren groß wie Untertassen, aus seiner Nase lief Blut. Es war ein untersetzter, kahlköpfiger Kerl in weißem T-Shirt und schwarzer Hose. Die Wangen der Frau waren hohl, ihre Haut ledrig vom jahrelangen Drogenkonsum. Sie zitterte am ganzen Körper.
    »Keine Bewegung«, sagte der Mann, den stieren Blick starr auf Nathan gerichtet. Nathan blieb reglos stehen. Rasch schätzte er die Lage ein: Wenn er ihn beruhigen, ihn irgendwie ablenken, ihm lange genug gut zureden könnte, sah er eine Möglichkeit, sich ihm zu nähern und ihn dann zu entwaffnen.
    »Lass sie los, Tony«, sagte Steve über Nathans Schulter. »Du steckst schon tief genug in der Scheiße.«
    Nathan wurde nervös. Steve war nicht eben hilfreich.
    »Lass das Messer fallen, du Arschloch!«, rief Steve.
    Die Klinge des Messers zog Blut.
    Nathan ließ die Ramme fallen. Die Dielen knarrten. Tonys Augen verengten sich.
    »Steve«, zischte Nathan über die Schulter. »Lass mich das machen.« Er streckte beide Hände und senkte die Stimme. »Lassen Sie sie gehen. Es passiert Ihnen nichts.«
    »Geh aus dem Weg, verfluchte Scheiße!«, fuhr Tony ihn an.
    »Lassen Sie das Messer fallen. Kommen Sie ganz ruhig mit.«
    Mehr Blut. Die Frau schrie auf. Die Handflächen nach oben gerichtet, trat Nathan beiseite. Er machte Steve und den anderen Polizisten Zeichen. Sie wichen ebenfalls aus. Tony zerrte das schluchzende Mädchen an ihnen vorbei.
    »Da unten sind zwanzig Bullen«, sagte Nathan.
    Tony machte eine Geste mit dem Messer. Er schob sich durch die Tür und stolperte, immer noch das Mädchen vor sich, die Treppe hinab. Mit einigen Schritten Abstand folgte Nathan den beiden nach unten. Er spielte mit dem Gedanken, Tony zu erschießen, aber sie brauchten ihn lebend.
    »Lasst ihn durch«, rief Nathan den Polizisten zu, die sich am Fuß der Treppe versammelt hatten. »Bewaffnet und gefährlich.«
    Steve packte Nathan an der Schulter. »Bist du verrückt?«
    »Wenn wir ihn aufzuhalten versuchen, bringt er sie um.«
    Die Polizisten bildeten zwei Reihen. Tony schob die Frau an ihnen vorbei zur Haustür hinaus. Draußen stieß er die Frau in den Garten und rannte los. Trotz seiner kurzen Beine legte er ein erstaunliches Tempo vor. Nathan und Steve sprinteten los.
    Tony bog in den Innenhof eines Blocks von Sozialwohnungen und lief in ein Haus. Nathan sprang hinterher und starrte die Treppe hinauf.
    »Keine Spur von ihm«, sagte Steve, der den Korridor im Erdgeschoss hinauf und hinunter sah.
    Steve holte sein Funkgerät heraus. »Wir brauchen den Hubschrauber. Einer von dem Gesindel ist ausgerückt. In der Gegend der Dalston Road.«
    Eine Männerstimme drang durch das Rauschen: »Schon unterwegs.«
    Draußen bewegte sich ein

Weitere Kostenlose Bücher