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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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Schatten. Nathan stieß mit der Schulter gegen die Metalltür ein Stück den Korridor hinauf und sah sich auf einem verlassenen Parkplatz. Tony erklomm eben eine fast zwei Meter hohe Mauer. Er hatte alle Mühe, seinen feisten Körper hinüberzuziehen. Nathan raste los und sprang in dem Augenblick auf die Mauerkante, in dem Tony sich auf der anderen Seite fallenließ. Nathan fand sein Gleichgewicht und zog seine Waffe. Auf der anderen Seite war es stockdunkel. Ein Stein flog an ihm vorbei. Er legte sich flach.
    Nathan hörte ein Wummern über sich, das ihn vorübergehend in den kolumbianischen Dschungel versetzte. Der Suchscheinwerfer eines Hubschraubers leuchtete die Gegend aus. Es war ein Garten voll gepflegter Sträucher und Blumenbeete. In einer Ecke sah er Sandkasten und Schaukel. Ein Kinderspielplatz.
    Aber keine Spur von Tony.

Kapitel 14
    North London, England
8. April 2011
    »Keine Sorge«, sagte Steve auf dem Weg zurück zu dem Crackhaus. Er wischte sich den Schmutz von der Kleidung. »Der taucht schon wieder auf. Dann schnappen wir ihn, die fette Sau.«
    »Das ist ja das reinste Kriegsgebiet hier«, sagte Nathan.
    Die Haustür war aus den Angeln. Das Treppengeländer war gebrochen. Überall lagen zertrümmerte Möbel. Die Polizei hatte die Süchtigen an der Wand im Flur aufgereiht wie zu einer Gegenüberstellung. Einige bedachten die Polizisten mit Obszönitäten. Andere zerrten an ihren Handschellen, bis die Handgelenke ganz offen waren. Eine junge Frau schnatterte heulend vor sich hin. Die Übrigen schienen zu verblitzt, um groß was zu sagen; sie verdrehten die Augen; Sabber tropfte ihnen vom Kinn.
    »Was haben die denn in den Augen?«, fragte Nathan.
    »Breit sind sie, das ist alles«, sagte Steve.
    »Schau doch.« Nathan wies auf eine junge Frau, die gegen die Wand gelehnt stand, den Kopf nach hinten gelegt. »Die schwarzen Flecken auf den Augäpfeln.«
    »Könnte alles Mögliche sein.«
    »Aber sie haben sie alle.« Nathan sah von einem zum anderen.
    »Und ihre Ohren. Schau sie dir an. Allesamt grün und blau.«
    »Prellungen. Junkies kriegen ständig aufs Maul.«
    »Alle?«
    »He, Chef, schau dir das an.« Ein Polizist reichte Steve einen Beutel etwa von der Größe zweier Zigarettenschachteln. Er enthielt ein schwarzes Pulver. »Hab ich oben gefunden.«
    »Das ist doch nicht etwa…« Nathan drehte das Päckchen in Steves Hand um. Auf der anderen Seite trug es das Emblem eines schwarzen Käfers. »Direkt aus Südkolumbien.«
    »Woher weißt du denn das?«
    »Ich war letzte Woche dort. Ich habe die Labors gesehen, wo das Zeug hergestellt wird. Es ist genmanipuliert.«
    »Das erklärt, warum der Haufen hier gar so fertig ist«, sagte Steve. »Wir haben gestern was davon in einer Bude in Camden gefunden. Sieht so aus, als käme das Zeug in Mode.«
    Nathan schlitzte das Päckchen auf. Er feuchtete die Spitze seines Zeigefingers an und steckte ihn in das Pulver. Er gab sich eine winzige Menge davon auf die Zunge. Sie war auf der Stelle völlig taub. Er wischte sich den Finger an der Hose ab und gab Steve den Beutel zurück. Der kostete den Stoff ebenfalls und verzog das Gesicht.
    Nathan ging im Geiste seinen Bericht an Cedric durch. Das Auftauchen des schwarzen Kokses in London bestätigte seine Prognose: Die Front drängte mit Nachdruck auf den internationalen Markt. Amonite baute die Lieferkette auf und sorgte für Nachfrage. Womöglich war bereits eine riesige Lieferung schwarzer Koks im Land. Und ihnen stand eine Epidemie von Sucht und Bandengewalt ins Haus. Selbst für Sir George konnte das nichts anderes sein als ein konkreter Beweis.
    »Was grinst du denn?«, fragte Steve. »Was ist denn so komisch?«
    »Ach, nichts. Ich dachte nur eben an die Reaktion des SOCA-Direktoriums, wenn die das erfahren.«
    »Warum?«
    Eine Stimme in seinem Rücken rief: »Chef! Hierher.« Sie liefen in die Küche.
    »Wo?«, fragte Steve.
    »Hier unten?«
    Zu ihrer Rechten sahen sie eine offene Tür. Davor lag ein zerschlagenes Vorhängeschloss. Sie stiegen eine hölzerne Treppe hinab in einen nach Moder stinkenden Keller. Auf einer Seite lag ein Haufen leerer Flaschen und zerknüllter Dosen. Die Wände waren aus großen Ziegeln und blassgelb getüncht. Die Decke war zu tief, um aufrecht zu stehen. In einer Ecke kauerte ein Polizist über einem Gegenstand.
    Er wandte sich um. Mit seinem Grinsen zeigte er ihnen ein lückenhaftes Gebiss.
    »Schau dir das an, Chef.«
    Zu seinen Füßen lag ein vor Banknoten überquellender

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