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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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Ende der Kampagne! Und das wisst ihr!« Lucia war sich sehr wohl bewusst, dass sie laut wurde. »All die harte Arbeit umsonst!«
    »Nichts ist umsonst«, sagte Carlo. »Das siehst du doch an deiner Wirkung.«
    Lucia verschränkte die Arme.
    »Die Kampagne wird weitergehen«, sagte Octavia.
    »Weitergehen? Was reden Sie denn?«
    Wieder kam es zu einer langen Pause. Octavia spielte mit ihrem Füllfederhalter, knallte ihn dann auf den Tisch. »Hören Sie, Lucia, wir möchten, dass Sie zurücktreten.«
    »Was?«
    »Es ist das Beste. Das alles wird zu riskant für Sie. Und für uns. Joanna wird die Stellung halten, während wir überlegen, wie es weitergehen soll.«
    »Joanna?«
    »Sie ist überaus kompetent.«
    »Darauf haben Sie doch nur gewartet, stimmt’s?«
    »Wir können uns einen derart impulsiven CEO nicht leisten«, sagte Octavia. »Schließlich ist das nicht Ihr erster Ausbruch.«
    »Ach?«
    »Denken Sie daran, wie Sie auf den amerikanischen Botschafter beim Weihnachtsempfang in der US-Botschaft losgegangen sind. So was von peinlich, Lucia. Vor aller Welt. Ich konnte noch eine Woche danach nicht schlafen.«
    »Er hat sich aufgeführt wie ein totaler Schwachkopf.«
    »Und was ist mit der Beschwerde, die ich eben von der UNO bekommen habe. Offensichtlich hatten Sie während der Konferenz in London eine ziemliche Szene mit einem Mann von der Security.«
    »Das war nicht meine Schuld.« Ihre Frustration auf dem Siedepunkt, wandte Lucia sich nach links. »Carlo, gehörst du da auch dazu?«
    »Du lässt uns keine große Wahl.«
    »Aber wir kommen doch gerade in Fahrt. Ohne mich säße diese Organisation immer noch in dem beschissenen Hinterzimmer, in dem ihr wart, bevor ihr mich eingestellt habt.«
    Octavia hob eine Hand. »Für Fäkalsprache besteht nun wirklich kein Grund.«
    »Ach, leckt mich doch!« Lucia stieß den Stuhl zurück und kam auf die Beine. »Ist das alles, was euch interessiert? Ist es euch denn scheißegal, wenn die Front ganze Dörfer massakriert?«
    »Lucia, bitte–«
    »Nicht diesen Ton, ja? Das nervt nämlich langsam, verfluchte Scheiße! Geht doch alle zum Teufel!«
    Lucia gab ihrem Stuhl einen weiteren Schubs und stürmte aus dem Raum. Die Tür ließ sie hinter sich zuknallen. Um ein Haar hätte sie Joanna umgerannt, die einen Stapel Akten gegen die Brust gedrückt hielt.
    »Was zum Teufel willst
du
denn?«, fuhr Lucia sie an. Joanna wurde blass.
    Lucia stapfte die Treppe hinunter und hinaus auf die Straße. Sie marschierte drei Blocks und stürzte dann in eine Bar. Sie bestellte ein Bier. Während der Alkohol einzusickern begann, ging sie im Geiste das Meeting durch. Sie hatte sich nie ein Blatt vor den Mund genommen, warum stellten sie sich jetzt plötzlich gegen sie? Glaubten Sie wirklich, sie könnten die Kampagne ohne sie führen? Sie hatte doch die Gelder aufgetrieben. Sie hatte die Verbindungen der Front mit der ASI aufgedeckt. Und erst sie hatte es geschafft, die Aufmerksamkeit der Medien zu bekommen. Joanna arbeitete hart, sie war gescheit, aber sie war zu zurückhaltend und verfügte weder über Lucias Charisma noch ihre Leidenschaft. Sie hatten kein Recht, sie hinauszuwerfen. Joanna hatte kein Recht, ihren Platz einzunehmen.
    Dann wurde ihr alles klar. Man hatte ihnen gedroht. Warum sonst die plötzliche Kehrtwendung? Jemand musste ihnen geraten haben, etwas leiser zu treten oder die Konsequenzen zu tragen. War es die Front gewesen, die ASI oder jemand aus der Regierung? Oder gar der abscheuliche neue britische Botschafter?
    Das bedeutete, sie hatten Angst. Was außerdem bedeutete, dass… Sie sah sich in der Bar um.
    In einer Ecke hatte eben ein hagerer junger Mann mit welligem schwarzem Haar und rotem Fußballtrikot Platz genommen. Eine gezackte Narbe zog sich über die rechte Backe. Seine Augen wurden schmal, als ihre Blicke sich trafen.
    Lucia nahm ihr Bier und ging hinüber.
    »Was glotzen Sie denn?«, fragte sie. Der Mann machte große Augen.
    »Sagen Sie Ihren anmaßenden Mafiabossen, dass Drohungen bei mir nicht ziehen.«
    Er hob die Hände. »Señorita, bitte.« Sein Spanisch hatte einen starken amerikanischen Akzent.
    Lucia schüttete ihr Bier nach ihm. Wie in Zeitlupe schwappte es aus dem Glas, klatschte in das Gesicht des Mannes, an die Wand hinter ihm, über sein Hemd, seine Knie. Er sah sie mit demselben maßlosen Erstaunen an wie ihr Vater, als sie ihm während eines Streits ein Glas kaltes Wasser ins Gesicht geschüttet hatte.
    Köpfe drehten sich nach ihnen

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