Schwarzer Koks (German Edition)
Felshaufen zu. Er kletterte darüber hinweg und landete auf einem weiteren Stück weißen Strands.
Auf diesem gab es Fußspuren.
Sie waren frisch und hatten scharfe Kanten im nassen Sand. Sie führten vom Meer weg auf die Mitte der Insel zu. Es waren mindestens zehn Paare, deren verwirrendes Muster ihm vor den Augen zu verschwimmen begann. Oder war es eine einzelne Person, die hin und her gelaufen war?
Er hörte einen Schuss. Elijah erstarrte.
Dann herrschte wieder Stille, die nur der Schrei eines Seevogels unterbrach.
Weitere Schüsse. Das Knattern von Feuerstößen. Schreie, bei denen es ihn kalt überlief. Er sah sich um. Der Himmel wurde schwarz und schwer. Der Sand rund um ihn bewegte sich raschelnd, als wäre er von Millionen winziger Insekten bewohnt.
Lauf!
Die Stimme dröhnte in seinem Kopf und hallte in seinem Körper nach. Elijah eilte zurück in die letzte Bucht und hetzte dann zurück zur ersten Felsmauer. Seine Füße waren offen und blutig, er spürte sie jedoch nicht. Mit finsterer Miene hob er die Waffe.
Bring sie um. Bring sie um. Bring sie um.
Er lag flach auf den Felsen. Sie gruben sich in die Haut unter seiner Kleidung. Schüsse und Schreie waren verstummt. Nichts regte sich in der Luft. Die Stimme war verschwunden. Nur das leise Zischen der Gischt auf dem Sand war zu hören.
Die Jacht dümpelte sanft im Wasser, kein Mensch war an Deck.
Elijah murmelte ein Gebet. Er hatte gehört, dass Kindersoldaten in irgendeinem vergessenen afrikanischen Staat durch ihren Glauben unbesiegbar geworden waren.
Verschwommenen Blicks ging er über den Sand auf das Wasser zu. Er steckte die Hand in die Tasche. Das Pulver war ein nasser Klumpen. Er kratzte eine größere Menge ab und schob den Stoff in den Mund; sofort waren Zunge, Lippen und Rachen taub. Er watete ins Wasser, bis es ihm an die Hüften reichte, und schwamm zur Jacht zurück, wo er sich an der Leiter über die Bordkante zog.
»Ist jemand da?« Keine Antwort.
Elijah ging unter Deck. Er machte Licht.
»Hallo?«, rief er.
Ein dumpfer Laut kam aus der Toilette. Elijah richtete die Waffe auf die geschlossene Tür. Langsam und vorsichtig drehte er am Knauf. Dann riss er sie auf.
»Nicht schießen!«, schrie Patrice. Er riss die Hände hoch und fiel auf die Knie.
Elijah trat zurück. »Dummkopf.« Er versuchte seine zitternden Hände unter Kontrolle zu bekommen, indem er sich am Tisch hinter ihm festhielt. »Wo sind die denn alle?«
»Sie wollten nicht länger rumsitzen.«
»Und? Wo sind sie?«
»Na auf der Insel«, sagte Patrice und kam taumelnd heraus. »Wes spielte verrückt. Er dachte, du hättest dich verlaufen.«
»Auf einer so kleinen Insel?«
Patrice lehnte sich an die Wand. Elijah fiel auf das Sofa zu seiner Linken. Ihm war schwindlig. Mit zusammengezogenen Brauen sah Patrice ihn aus dem Augenwinkel an.
»Was ist denn?«, fragte Elijah.
»Du siehst gar nicht gut aus.«
»Wieso wurde denn da geschossen?«
»Weiß ich nicht.«
»Gehen wir wieder an Land.«
Patrice biss die Zähne zusammen. »Können wir nicht einfach abhauen?«
»Und die anderem ihrem Schicksal überlassen?«
»Die sind wahrscheinlich tot.«
»Das wissen wir nicht.« Elijah kam taumelnd auf die Beine. Er griff nach Patrices Arm. »Komm.«
Patrice rührte sich nicht. Elijah versetzte ihm eine Ohrfeige und stieß ihn, sodass er rücklings auf das Bett fiel. Dann sprang er hinterher und setzte sich auf ihn. Er hielt Patrice die Waffe an die Schläfe.
»Ich bin hier der Boss«, flüsterte Elijah und strich mit der anderen Hand über Patrices Haar. »Vergiss das nicht.«
Patrices Nüstern blähten sich, aber er sagte nichts. Elijah stand auf und wies mit der Waffe auf die Treppe. Patrice stapfte an Deck. Elijah folgte ihm.
Die Wirkung der Droge ließ wieder nach; höllische Kopfschmerzen stellten sich ein. Er nahm den Feldstecher zur Hand und suchte die Insel ab. Jenseits des Strands gingen die welligen Dünen über in langes, leuchtend grünes Gras, schwankende Palmen und Streifen wilden Gebüschs. Seevögel mit grauen Schwingen und gelben Schnäbeln kreisten darüber. Ganz vorne leckte das blaugrüne Wasser am makellos weißen Sand.
Er sah eine Bewegung, zu seiner Linken, auf der seinem Erkundungsgang entgegengesetzten Seite. Etwas Dunkelgrünes platzte auf die Felsen, fiel nach vorne und kroch auf den Strand. Sein Blick plötzlich ungetrübt, holte Elijah das Geschehen heran.
Ein Mann schleppte sich an den Strand. Sein Kampfanzug war zerfetzt, das
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