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Schwarzer Kuss Der Nacht

Titel: Schwarzer Kuss Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin T. Popp
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sich nur mit der Wahrheit zufriedengeben würden – der ganzen Wahrheit. »Na gut.«
    Sie hörten ihr schweigend zu, während sie alles erzählte. Nachdem sie fertig war, wechselten Lexi und Darius bedeutsame Blicke. »Du hast uns gesagt, dass du keine Halluzinationen mehr hast«, begann Lexi.
    »Das war keine Halluzination. Es ist etwas anderes, etwas Reales.« Davon war sie mittlerweile beinahe überzeugt.
    »Der Therapeut meinte, posttraumatische Stress-Halluzinationen könnten extrem realistisch wirken«, erinnerte Lexi sie mitfühlend. »Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie schwierig es sein muss, damit klarzukommen, aber du musst versuchen, es zu erkennen, wenn du halluzinierst.« Sie sah zu den Resten der Wand, in die der Blitz eingeschlagen hatte, dann zu Nick. »Das hier hätte sehr tragisch enden können, Mai«, fuhr sie fort und legte einen Arm um ihre Freundin. »Vielleicht solltest du mit uns nach Ravenscroft kommen. Ich halte es nicht für sicher, wenn du allein hier bleibst.«
    Mai schüttelte Lexis Arm ab, entsetzt ob deren Vorschlag. »Ich bin nicht die bekloppte Tante, die man von einem Verwandten zum nächsten schiebt, damit jemand auf sie aufpasst. Was hier passiert ist, war real!«
    Lexi und Darius sahen sich im Zimmer um, und Mai wusste, was sie ihr bedeuten wollten. Wenn das, was sie beschrieb, real gewesen war, warum war dann nichts verwüstet? »Ist dir klar, wie viel Magie nötig wäre, um eine solcheIllusion hervorzurufen? Das müsste eine außergewöhnlich mächtige Hexe sein«, erklärte Darius sanft.
    »Oder ein Traumkobold«, entgegnete Mai, die es für das Beste hielt, ihnen ihre Theorie zu erläutern. »Er ist in diese Dimension gekommen, um mich unbewusst ins Traumreich zu zerren.«
    Nun blickten alle drei sich an, und ihren Augen nach zu urteilen, glaubten sie nicht bloß, dass Mai verrückt war, sondern dass ihr nicht mehr zu helfen wäre.
    »Du redest von einem Keltokdämon«, folgerte Darius schließlich. »Seit Jahrhunderten wurde kein Keltok mehr gesehen. Ich bin nicht einmal sicher, ob diese Art noch existiert.«
    »Natürlich existiert sie«, konterte Mai. »Sag’s ihm, Nick!«
    »Es stimmt, dass seit langem keiner mehr gesehen wurde«, bestätigte Nick nachdenklich. »Aber zu dem, was du beschrieben hast, wäre ein Traumkobold fähig.«
    »Sofern es einen gibt«, ergänzte Darius mit verärgertem Blick.
    Mai sah Nick an und bemerkte, dass er die Stirn runzelte. Er glaubte ihr ebenso wenig wie Darius, dass sie einen Traumkobold gesehen hatte. Unsicher, ob sie ihre maßlose Enttäuschung und Wut verbergen konnte, wandte sie sich ab.
    In diesem Moment erschien ein greller Lichtstrahl mitten in Mais Wohnzimmer. Zuerst dachte Mai, er würde eine neue Halluzination einläuten, aber dann sagte Darius: »Sieht aus, als wäre Mutter bereit für uns.«
    Lexi umarmte Mai. »Willst du wirklich nicht mitkommen? Wir könnten eine Menge Spaß haben, und du brauchtest nie wieder zu arbeiten.«
    »Danke für das Angebot, aber nein.« Sie trat zurück. Dariushielt die Kette in die Höhe, an der wieder der Blitzdiamant baumelte, und legte sie ihr lächelnd um.
    »Egal, was passiert: Wenn du uns brauchst, wirf ihn, und wir kommen. Okay?« Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und machte einen Schritt rückwärts.
    »Hat mich gefreut, euch zwei kennenzulernen«, sagte Nick, der beiden die Hand schüttelte.
    »Pass auf unser Mädchen auf!«, bat Darius ihn.
    Nick erwiderte kein Wort, bejahte nur stumm, und das berührte Mai.
    Unterdessen nahm Darius Lexis Hand. Mai blieb kaum genügend Zeit, zu denken, was für ein hübsches Paar sie waren, da schritten sie auch schon in den Lichtstrahl und verschwanden.
    Hatte Mai die Situation vorher bereits als unangenehm empfunden, wurde sie jetzt, allein mit Nick, erst richtig beklemmend.
    »Tja, nun kennst du mein Geheimnis«, sagte sie mit einem Anflug von Verbitterung, den sie schlicht nicht unterdrücken konnte.
    »Den posttraumatischen Stress?«
    »Und die Halluzinationen.«
    »Und es war nie jemand dabei, stimmt’s?« War das eher eine Behauptung als eine Frage?
    »Nein.« Sie stieß ein bitteres Lachen aus. »Bloß ich und meine verrückten Alpträume.«
    Er lächelte, was ihr sehr merkwürdig vorkam.
    »Ich wünschte, du hättest mir das früher erzählt.«
    »Wie bitte? Damit du auch denkst, dass ich allmählich vom Teller drehe? Oder, schlimmer noch, damit du Mitleid mit mir hast?«, fragte sie kopfschüttelnd. »Vielen Dank, das kriege ich

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