Schwarzer Mittwoch
Büroarbeiten für meine Firma erledigt. So haben wir uns kennengelernt. Wir hatten einfach nur Spaß miteinander.«
»Wusste Ruth Lennox von Ihrer Beziehung mit Samantha Kemp?«
»Es war nicht direkt eine Beziehung.«
»Wusste sie davon?«
»Sie hat es wohl irgendwie gespürt.«
»Das hätten Sie uns längst sagen müssen.«
»Es hat mit all dem nichts zu tun.«
»Hat sie Sie deswegen zur Rede gestellt?«
»Was hat sie erwartet? Sie wusste doch, dass ich nicht der treue Typ bin. Sie wusste auch, dass ich noch mit meiner Frau schlafe. Also …«
Karlsson musste fast lachen.
»Sie ziehen sich ja wirklich clever aus der Affäre. Wahrscheinlich glauben Sie fast schon selbst, was Sie da sagen. Aber Ruth Lennox hat es wohl nicht so gesehen?«
»Ihr muss genau wie mir klar gewesen sein, dass sich die Sache mit uns beiden totgelaufen hatte.«
»Das heißt, Sie wollten sie verlassen?«
»Nicht, wenn es nach ihr gegangen wäre«, entgegnete Paul Kerrigan in bitterem Ton, bevor er sich auf die Zunge beißen konnte. Eine hektische Röte breitete sich auf seinem Gesicht aus.
»Lassen Sie mich das noch einmal klar formulieren: Sie hatten eine Affäre mit einer anderen Frau, Samantha Kemp, und wollten Ihre Beziehung mit Ruth Lennox beenden, was diese jedoch nicht akzeptierte.«
»Ich wünschte mir eine Trennung in gegenseitigem Einvernehmen. Ohne Vorwürfe. Es waren schließlich zehn gute Jahre, das schaffen nicht viele.«
»Aber Ruth Lennox hat das nicht so gesehen. War sie wütend? Drohte sie womöglich sogar damit, es Ihrer Frau zu sagen?«
»So hätte sie sich niemals verhalten.«
»Könnten wir vorerst dabei bleiben, was Sie tatsächlich getan haben, statt uns mit dem zu beschäftigen, was Misses Lennox Ihrer Meinung nach getan hätte, wenn sie nicht ermordet worden wäre?«
»Ich war an dem Mittwoch bei Sam.«
»Bei Samantha Kemp.«
»Ja.«
»Wie schade, dass Sie uns das nicht schon vorher gesagt haben.«
»Ich sage es Ihnen jetzt.«
»Sie hatten also nach Ihrem Mittwochnachmittag mit Ruth Lennox ein weiteres Rendezvous, mit Samantha Kemp.«
»Ja.«
»Wo?«
»In ihrer Wohnung.«
»Ich brauche ihre Telefonnummer und Adresse.«
»Sie hat mit der ganzen Sache nichts zu tun.«
»Jetzt schon.«
»Das wird ihr gar nicht gefallen.«
»Ihnen ist klar, dass wir es dadurch mit einer völlig neuen Situation zu tun haben? Sie hatten ein Geheimnis, von dem nur eine einzige andere Person wusste. Sie und Ruth Lennox mussten einander vertrauen. Das war vermutlich einfach, solange Sie Ihre Affäre beide fortsetzen wollten. Zehn Jahre lang haben Sie sich gegenseitig davor bewahrt aufzufliegen. Problematisch wurde es erst, als einer von Ihnen gehen wollte.«
»So war das nicht.«
»Ruth Lennox besaß Macht über Sie.«
»Sie irren sich. Ruth hat nicht damit gedroht, mich auffliegen zu lassen, und ich bin von der Wohnung aus schnurstracks zu Samantha Kemp, mit der ich die ganze restliche Zeit verbracht habe, bis ich von ihr aus nach Hause bin. Das können Sie ja überprüfen, wenn Sie mir nicht glauben.«
»Keine Sorge, das werden wir tatsächlich tun.«
»Falls damit alles geklärt ist … ich habe noch einiges zu erledigen.«
Er stand so abrupt auf, dass sein Stuhl laut über den Boden scharrte. Karlsson starrte ihn wortlos an, bis er sich schließlich wieder setzte.
»Ich habe nichts getan – außer mich selbst in eine blöde Lage gebracht«, erklärte er.
»Sie haben uns angelogen.«
»Aber nicht, weil ich Ruth getötet habe. Ich habe sie geliebt.«
»Trotzdem hatten Sie vor, sie zu verlassen.«
»Das war kein Vorhaben in dem Sinn, wie Sie das meinen. Mir war einfach nur bewusst geworden, dass unsere gemeinsame Zeit allmählich zu Ende ging.«
»Misses Lennox hätte Ihre Ehe zerstören können.«
»Das hat sie sowieso getan, oder etwa nicht? Wenn auch erst aus dem Grab.«
»Wie wollte sie Sie dazu bringen, bei ihr zu bleiben?«
»Ich habe Ihnen schon gesagt, dass sie das nicht wollte. Ruth war nur wütend. Irgendwie drehen Sie mir jedes Wort im Mund um, nur um alles so hinzubiegen, dass es zu Ihrem Verdacht passt.«
»Ich glaube, Sie enthalten uns immer noch Informationen vor. Am Ende finden wir die Wahrheit trotzdem heraus.«
»Es gibt nichts herauszufinden.«
»Wir werden sehen.«
»Ich sage Ihnen doch, da gibt es nichts. Unter dem ganzen Schlamassel ist nur noch mehr Schlamassel.«
Ein paar Räume weiter war Yvette gerade damit beschäftigt, Zach Greene, den Freund von Judith Lennox,
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