Schwarzer Mittwoch
wir es hier mit einem Einbruch zu tun haben?«
»Doch, für mich sieht es trotzdem nach Einbruch aus«, widersprach Curzon.
»Aber könnte das Ganze nicht auch inszeniert sein?«
Curzon zuckte mit den Achseln.
»Alles kann inszeniert sein. Aber in einem solchen Fall würde man meiner Einschätzung nach eher ein Fenster an der Rückseite einschlagen. Da besteht nicht so große Gefahr, von einem neugierigen Nachbarn entdeckt zu werden. Außerdem würde man wohl ein paar Sachen aus dem Raum nehmen, in dem die Leiche liegt.«
»Das entspricht im Großen und Ganzen auch unseren Überlegungen«, erklärte Karlsson. »Wir suchen also nach einem Einbrecher, und Sie kennen sich mit Einbrechern aus.«
Curzon schnitt eine Grimasse.
»Ich kann Ihnen ein paar Namen nennen. Bei den betreffenden Einbrüchen ging es aber in erster Linie um Drogen, und die Junkies kommen und gehen. Das ist nicht mehr so wie in der guten alten Zeit.«
»Als man sich noch auf seinen örtlichen Einbrecher verlassen konnte?« Karlsson lächelte.
»Sie brauchen sich gar nicht darüber lustig zu machen. Zumindest wussten wir damals alle, wo wir standen.«
»Ich hatte gehofft«, fuhr Karlsson fort, »nach dieser Tatortbegehung könnten Sie unseren Einbrecher vielleicht anhand seines Stils identifizieren. Hat nicht jeder Einbrecher sein eigenes Markenzeichen?«
Wieder zog Curzon ein Gesicht.
»In diesem Fall gibt es kein Markenzeichen. Er hat das Fenster eingeschlagen und sich Zugang zum Haus verschafft. Schlichter geht’s nicht. Das einzige Markenzeichen an diesem Tatort ist das Markenzeichen eines Idioten. Das sind die Schlimmsten, vor allem, wenn man sie auf frischer Tat ertappt.« Er hielt einen Moment inne. »Aber mir ist gerade ein Gedanke gekommen. Es gibt hier in der Gegend zwei Läden, die allen möglichen Schnickschnack verkaufen, hauptsächlich billiges Zeug, aber hin und wieder auch anderes. Der eine heißt Tandy’s und liegt an der Ecke der Rubens Road, der andere nennt sich Burgess and Son, drüben an der Crescent. Gesetzt den Fall, jemand geht da rein und hat ein bisschen Tafelsilber zu bieten, dann stellen die Betreiber nicht allzu viele Fragen. Schicken Sie doch jemanden vorbei, der in den nächsten Tagen hin und wieder einen Blick ins Schaufenster wirft. Vielleicht kommt etwas dabei heraus. Dann hätten Sie schon mal einen Ausgangspunkt, mit dem Sie arbeiten könnten.«
Karlsson wirkte skeptisch.
»Wenn Sie jemanden umgebracht haben, dann gehen Sie mit Ihrer Beute doch nicht ausgerechnet zum ortsansässigen Schmuckhändler, oder?«
Curzon zuckte mit den Schultern.
»Diese Clowns sind Süchtige, keine Bankmanager. Der Laden von Burgess and Son ist ein bisschen weiter weg. Vielleicht hält es der Betreffende ja schon für ziemlich clever, nicht gleich den nächstgelegenen Laden zu nehmen. Einen Versuch ist es allemal wert.«
»Vielen Dank jedenfalls«, sagte Karlsson.
Als sie wieder ins Freie traten, legte Curzon eine Hand auf Karlssons Ärmel.
»Soll ich Sie mal zum Golfen mitnehmen? Ihnen zeigen, was Sie verpassen?«
»Golfen ist nicht so ganz mein Ding. Besser gesagt, gar nicht.«
»Oder wir machen einen kleinen Angelausflug. Sie glauben gar nicht, wie friedlich das ist.«
»Ja.« Karlsson nickte. Angeln mochte er genauso wenig. »Ja, das wäre schön. Vielleicht wenn der Fall abgeschlossen ist. Dann können wir das feiern.«
»Ich habe fast ein schlechtes Gewissen«, meinte Curzon, »wenn ich Ihnen zeige, was Sie alles verpassen.«
»Gehen Sie mit Russell Lennox hin, falls er sich dem schon gewachsen fühlt«, sagte Karlsson zu Yvette. »Mal sehen, ob er irgendetwas wiedererkennt.«
»In Ordnung.«
»Nehmen Sie den jungen Riley mit.«
»Ja, gut.« Yvette zögerte einen Moment. Als Karlsson sich bereits zum Gehen wandte, platzte es aus ihr heraus: »Kann ich Sie was fragen?«
»Klar.«
»Geben Sie mir die Schuld?«
»Die Schuld? Wie meinen Sie das?« Er wusste natürlich genau, was sie meinte. Seit dem Tag, an dem man Frieda mitten in dem Blutbad in Mary Ortons Haus bewusstlos auf dem Boden gefunden hatte, wünschte Yvette sich von ihm, dass er ihr verzieh und ihr versicherte, das es nicht wirklich ihre Schuld war.
»Wegen Frieda. Weil ich ihre Bedenken nicht ernst genommen habe. Und alles andere.« Yvette schluckte. Ihr Gesicht war hochrot angelaufen.
»Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, Yvette.«
»Aber …«
»Es passt jetzt wirklich nicht«, fügte er hinzu. Sein sanfter Tonfall war
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