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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Küchenschublade sei Silberbesteck gestohlen worden. Und eine silberne georgianische Teekanne, die in einem Regalfach der Kommode stand. Und natürlich das Geld aus ihrer Brieftasche.«
    »Sonst wurde nichts entwendet?«
    »Nicht dass wir wüssten«, antwortete Yvette. »Ihr Schmuck befand sich oben, aber der wurde nicht angerührt.«
    »Und …«, begann Riley, brach dann aber ab.
    »Was?«, fragte Karlsson.
    »Nichts.«
    Karlsson zwang sich, einen sanfteren Ton anzuschlagen.
    »Sprechen Sie weiter«, forderte er ihn auf. »Wenn Sie eine Idee haben, dann raus damit. Ich möchte alles hören.«
    »Ich wollte nur sagen, dass mir beim Anblick der Leiche aufgefallen ist, was für schöne Ohrringe die Frau trug, und auch eine schöne Kette.«
    »Stimmt«, bestätigte Karlsson. »Gut.« Er wandte sich wieder an Yvette. »Also? Zu welcher Einschätzung kommen wir?«
    »Ich sage ja nicht, dass Sie nicht mit dem Ehemann reden sollen«, antwortete Yvette, »aber die Situation am Tatort scheint auf einen Einbruch hinzudeuten, bei dem der Täter gestört wurde. Der Einbrecher geht in die Küche und holt sich das Silber. Im Wohnzimmer trifft er dann auf Misses Lennox. Es kommt zu einem Handgemenge. Er versetzt ihr einen tödlichen Schlag, gerät in Panik und flüchtet.«
    »Oder«, entgegnete Karlsson, »jemand, der Misses Lennox kennt, tötet sie und inszeniert den Einbruch.«
    »Das ist auch eine Möglichkeit«, räumte Yvette zögernd ein.
    »Aber nicht sehr wahrscheinlich, da gebe ich Ihnen recht. Wir fassen also zusammen: ein Einbruch – zumindest allem Anschein nach –, eine Tote, keine Zeugen, vorerst keine Fingerabdrücke und auch noch keine anderen forensischen Ergebnisse.«
    »Was ist mit Ihrem alten Detective?«, fragte Munster.
    »Ich fürchte, den werden wir brauchen«, antwortete Karlsson.
    Auf dem Gehsteig vor dem Lennox-Haus wirkte Harry Curzon wie ein Golfer, der aus Versehen eine falsche Abzweigung genommen hatte. Er trug eine rote Windjacke über einem karierten Pullover, eine hellgraue Chinohose und braune Wildlederschuhe. Er war übergewichtig, und auf seiner Nase thronte ein klobiges Brillengestell mit dicken Gläsern.
    »Wie fühlt man sich denn so als Pensionist?«, fragte Karlsson.
    »Ich weiß gar nicht, wie ich es so lange in dem Job ausgehalten habe«, antwortete Curzon. »Wie lange haben Sie denn noch? Sieben, acht Jahre?«
    »Ein paar mehr sind es schon noch!«
    »Passen Sie bloß auf, das wird immer schlimmer. Inzwischen dreht sich doch nur noch alles um Produktivität und Bürokratie. Sehen Sie mich an: fünfundsechzig Jahre und eine volle Pension. Als Sie angerufen haben, war ich gerade im Begriff, mich auf den Weg zum Lee River zu machen, um da den ganzen Tag lang zu fischen.«
    »Klingt gut.«
    »Das ist gut. Also, was kann ich für Sie tun, bevor ich zum Angeln aufbreche und Sie zurück in Ihr Büro müssen?«
    »Es gab hier einen Mordfall«, erklärte Karlsson, »und zusätzlich einen Einbruch. Sie haben in der Gegend gearbeitet.«
    »Achtzehn Jahre«, bestätigte Curzon.
    »Ich dachte, Sie könnten mir vielleicht einen Rat geben.« Während Karlsson Curzon im Haus herumführte, hörte der ältere Mann gar nicht mehr zu reden auf. Karlsson fragte sich, ob er seine Angel- und Golfausflüge wirklich so sehr genoss, wie er behauptete.
    »Ein Verbrechen, das aus der Mode gekommen ist«, stellte Curzon gerade fest.
    »Was?«
    »Einbruch. In den Siebzigern nahmen sie am liebsten Fernseher, Kameras und Uhren, in den Achtzigern Videorekorder und Stereoanlagen und in den Neunzigern DVD -Spieler und Computer. Dann dauerte es noch ein paar Jahre, aber plötzlich wachten die Einbrecher auf. Heutzutage kostet ein DVD -Player ungefähr so viel wie eine DVD , und die Leute laufen auf der Straße mit einem Handy, einem iPod und wahrscheinlich auch noch einem Laptop herum, die mehr wert sind als alles, was bei ihnen zu Hause steht. Welchen Sinn hat es da noch, irgendwo einzubrechen und ein paar zusätzliche Jahre Knast zu riskieren, wenn man die Leute auch auf der Straße überfallen kann und dabei etwas bekommt, das sich wirklich gut verkauft?«
    »Tja, in der Tat«, bestätigte Karlsson.
    »Versuchen Sie mal, einem zweifelhaften Gebrauchtwarenhändler einen DVD-Player anzudrehen. Der lacht Ihnen ins Gesicht. Gartengeräte, ja, die gehen noch. Für einen Heckenschneider gibt es immer einen Markt.«
    »Was für diesen Fall aber kaum relevant ist«, bemerkte Karlsson. »Demnach glauben Sie also nicht, dass

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