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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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auf der Straße standen.
    »Sie sind gerade noch rechtzeitig vom Abwasch zurückgekommen. Dawes hatte eben angefangen, mir des Langen und Breiten zu erklären, wie er und sein Nachbar eine neue Mauer aufgezogen haben.«
    Frieda lächelte. »Wenn man vom Teufel spricht.« Sie deutete die Straße entlang. Gerry kam ihnen gerade entgegen, beladen mit zwei riesigen Tüten Kompost, hinter denen er kaum zu sehen war. Frieda bemerkte, dass eine der Tüten ein Loch aufwies, so dass er eine dicke braune Spur hinter sich herzog.
    »Hallo, Gerry.«
    Er blieb stehen, stellte die Tüten ab und wischte sich mit seiner erdverschmierten Hand über die Stirn. Sein Oberlippenbart wirkte immer noch leicht einseitig.
    »Allmählich werde ich für das alles zu alt«, erklärte er. »Ich möchte ja nicht unhöflich erscheinen, aber warum sind Sie schon wieder hier?«
    »Wir wollten Lawrence noch ein paar Dinge fragen.«
    »Ich hoffe, Sie hatten einen triftigen Grund.«
    »Nun ja …«
    »Mir ist klar, dass Sie es gut meinen. Aber er hat schon genug durchgemacht. Lassen Sie ihn endlich in Ruhe.«
    Er griff wieder nach seinen Tüten und stolperte weiter, eine Spur aus Erde hinter sich herziehend.
    »Er hat recht«, stellte Frieda in nüchternem Ton fest.
    Fearby entriegelte seinen Wagen.
    »Soll ich Sie nach Hause fahren?«
    »Gleich um die Ecke ist eine Haltestelle. Die paar Schritte kann ich zu Fuß gehen und den Rest mit dem Zug zurücklegen. Das ist für uns beide die einfachste Lösung.«
    »Sie haben mich wohl schon satt.«
    »Ich denke da mehr an Ihren langen Heimweg. Hören Sie, Jim, es tut mir leid, dass ich Sie den ganzen Weg hierhergelotst habe. Es ist nicht viel dabei herausgekommen.«
    Er lachte.
    »Seien Sie nicht albern. Ich bin schon für viel weniger durchs ganze Land gefahren – und war dankbar für jede noch so kleine Information.« Er stieg ein. Bevor er die Wagentür schloss, sah er Frieda noch einmal an. »Ich bleibe mit Ihnen in Verbindung.«
    Sie musterte ihn einen Moment nachdenklich. »Macht Sie das auch irgendwie stutzig? Ich meine, die Art, wie diese Mädchen so spurlos verschwinden.«
    »Es macht mich nicht nur stutzig«, antwortete er, »es treibt mich in den Wahnsinn.«
    Mit diesen Worten zog er die Tür zu, öffnete sie aber gleich wieder.
    »Was?«, fragte Frieda.
    »Wie kann ich Sie erreichen? Ich habe weder Ihre Telefonnummer noch eine Mailadresse, noch Ihre Anschrift.«
    Nachdem sie Telefonnummern ausgetauscht hatten, nickte er ihr noch einmal zu.
    »Bis bald.«
    »Ja.«
    »Es ist noch nicht zu Ende.«

50
    F rieda ging langsam zum Bahnhof. Der Tag war grau, aber für die Jahreszeit erstaunlich warm, fast schon drückend. Da sie sich in den Sachen, die sie bereits seit dem Vortag trug, allmählich richtig schmutzig fühlte, gestattete sie sich für einen Augenblick, an ihr neues Bad zu denken – Josefs Geschenk, das in ihrem sauberen, endlich mal wieder menschenleeren Haus auf sie wartete.
    Als sie schließlich ihr Handy einschaltete, fand sie mehrere Nachrichten vor: Anrufe in Abwesenheit, Sprachnachrichten, Textnachrichten. Reuben hatte sechsmal angerufen, Josef sogar noch öfter. Von Jack hatte sie eine ellenlange SMS erhalten, gespickt mit lauter Abkürzungen, die sie nicht verstand. Sasha hatte ihr zwei Nachrichten geschrieben. Judith Lennox hatte angerufen und Karlsson sie sogar mehrfach zu erreichen versucht. Als sie die Sprachnachrichten auf ihrer Mailbox abrief, hörte sie ihn in ernstem und zugleich besorgtem Ton sagen, sie solle sich doch umgehend bei ihm melden, sobald sie diese Nachricht erhalten habe. Während sie auf ihr Telefon starrte, hatte sie das Gefühl, einen Wirrwarr aus Stimmen zu hören, die sie alle drängten, sich doch endlich zu melden. Die einen schimpften mit ihr, andere bettelten fast flehend um Rückruf, aber alle – das empfand sie als das Schlimmste – schienen voller Sorge um sie zu sein. Sie verstaute das Handy wieder in ihrer Tasche. Dafür hatte sie jetzt weder die Zeit noch die Energie, noch den Willen. Später.
    Als sie schließlich zu Hause eintraf, lagen auf der Fußmatte etliche Briefe. Sie bückte sich, um sie aufzuheben, und stellte fest, dass zwei davon nicht mit der Post gekommen waren, sondern vermutlich unter der Tür durchgeschoben worden waren.
    Der eine stammte von Reuben, dessen Schrift sie sofort erkannte. »Wo, zum Teufel, bist du, Frieda?«, schrieb er. »Ruf mich SOFORT an.« Er hatte sich nicht mal die Mühe gemacht zu unterschreiben. Der

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