Schwarzer Mittwoch
schmoren lassen, und für mich sieht es nach einer absolut wasserdichten Beweislage aus. Sie werden gar nicht viel tun müssen. Halten Sie einfach Blickkontakt mit mir, und stellen Sie sicher, dass ich keine Dummheiten mache. Diesen Fall kann nicht einmal ich vermasseln.«
Er nickte ihr aufmunternd zu, und sie betraten gemeinsam den Verhörraum. Am Tisch saß Russell Lennox und neben ihm seine Anwältin, eine Frau mittleren Alters in einem dunklen Kostüm. Sie hieß Anne Beste. Karlsson kannte sie nicht, machte sich ihretwegen aber auch keine Gedanken. Was konnte sie schon tun? Yvette schaltete das Aufnahmegerät ein, trat dann ein Stück zur Seite und lehnte sich an die Wand. Karlsson rief Lennox ins Gedächtnis, dass er bereits über seine Rechte belehrt worden sei. Dann schlug er die Akte auf und ging das forensische Beweismaterial aus Zach Greenes Wohnung gewissenhaft durch. Während er sprach, warf er von Zeit zu Zeit einen Blick zu Lennox und Anne Beste hinüber, um festzustellen, welche Wirkung seine Worte auf die beiden hatte. Der Gesichtsausdruck von Lennox blieb müde und teilnahmslos. Anne Beste dagegen hörte ihm aufmerksam zu, wobei sie vor Konzentration die Stirn runzelte und gelegentlich einen kurzen Seitenblick zu ihrem Mandanten hinüberwarf. Keiner von beiden sagte etwas.
Als Karlsson fertig war, klappte er die Akte mit einer ruhigen Bewegung zu.
»Können Sie mir irgendeine harmlose Erklärung für die Spuren geben, die Sie allem Anschein nach am Schauplatz des Mordes hinterlassen haben?« Russell Lennox zuckte mit den Achseln. »Es tut mir leid, aber Sie müssen etwas sagen – für das Aufnahmegerät.«
»Muss ich das wirklich erklären?«, fragte Lennox. »Ich dachte, Sie müssten mir etwas beweisen.«
»Ich glaube, das ist uns recht gut gelungen«, gab Karlsson zurück. »Eine Frage noch: Können Sie irgendeine Art von Alibi für den Tag des Mordes vorweisen?«
»Nein«, antwortete Lennox, »aber das habe ich Ihnen schon gesagt.«
»Ja, das haben Sie.« Karlsson legte eine kurze Pause ein. Als er dann weitersprach, geschah das in ruhigem, fast beschwichtigendem Ton. »Hören Sie, Mister Lennox, ich weiß, was Sie durchgemacht haben, aber musste Ihre Familie nicht schon genug ertragen? Für Ihre Kinder wäre es wichtig, dass sie endlich einen Schlussstrich unter das alles ziehen und ihr Leben weiterleben können.«
Lennox gab ihm keine Antwort, starrte nur auf die Tischplatte hinunter.
»Also gut«, fuhr Karlsson fort, »dann lassen Sie mich Ihnen erklären – Ihnen beiden –, wie es weitergeht. Wir werden den Raum verlassen und Ihnen fünf Minuten Zeit geben, diverse Fragen mit Ihrer Anwältin zu besprechen. Dann komme ich zurück, und Sie werden des Mordes an Zachary Greene angeklagt. Ich möchte Sie noch einmal in aller Deutlichkeit darauf aufmerksam machen, dass Sie das Recht haben zu schweigen, dass es aber Ihrer Verteidigung schaden kann, wenn Sie jetzt etwas verschweigen, das Sie später vor Gericht zu Ihrer Verteidigung vorbringen wollen. Alles, was Sie sagen, kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden. In erster Linie aber möchte ich Ihnen nahelegen, reinen Tisch zu machen. Damit wäre uns allen geholfen, aber vor allem Ihnen selbst und am allermeisten Ihren Kindern.«
Als sie wieder draußen auf dem Gang standen, lächelte Karlsson Yvette grimmig an.
»Spielt es denn überhaupt noch eine Rolle, was er sagt?«, fragte sie.
»Wenn er gesteht, geht alles ein bisschen schneller«, antwortete Karlsson, »aber einen großen Unterschied macht es nicht.«
»Soll ich Ihnen einen Kaffee holen?«
»Lassen Sie uns einfach warten.«
Nach ein paar unangenehmen Minuten des Schweigens warf er einen Blick auf seine Armbanduhr, klopfte kurz und betrat dann wieder den Raum. Anne Beste machte eine abwehrende Handbewegung.
»Wir brauchen mehr Zeit.«
Karlsson ging wieder hinaus und zog die Tür hinter sich zu.
»Was, zum Teufel, soll das?« Er überlegte einen Moment. War etwas falsch gelaufen? Konnte es sein, dass sie einen Fehler gemacht hatten?
Nach etwa zehn Minuten kehrten sie beide erneut in den Raum zurück. Anne Beste trommelte mit der linken Hand auf der Schreibtischplatte herum. Sie warf Lennox einen fragenden Blick zu, woraufhin er leicht nickte.
»Mister Lennox ist bereit, den Totschlag an Zachary Greene zu gestehen.«
Karlsson sah Lennox an.
»Was ist passiert?«, fragte er.
»Ich bin zu ihm hin«, begann Lennox, »nachdem Judith es mir erzählt hatte. Ich konnte
Weitere Kostenlose Bücher