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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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wir uns denn treffen?«
    »Vor dem Polizeipräsidium.« Sie warf einen Blick auf ihren Radiowecker. »In etwa einer Dreiviertelstunde. Gegen drei. Schaffen Sie das?«
    »Ich komme, so schnell ich kann.«
    Sie nannte ihm die Adresse und beendete dann das Gespräch. Ihre Müdigkeit war wie weggeblasen, sie fühlte sich wieder hellwach. Nur hinter ihren Augen pulsierte ein Schmerz, als wäre die Migräne, unter der sie als Teenager gelitten hatte, zu neuem Leben erwacht. Lawrence Dawes. Sie hatte in seinem schönen, gepflegten Garten gesessen und Tee mit ihm getrunken. Sie hatte seine Hand geschüttelt und in sein wettergegerbtes Gesicht geblickt, den Schmerz in seiner Stimme gehört. Wieso hatte sie ihm nichts angemerkt? Sie ließ einen Moment den Kopf in die Hände sinken. Das Gefühl von Dunkelheit tat ihr gut.
    Dann schlüpfte sie schnell in eine weite Leinenhose und ein weiches Baumwollshirt, bürstete sich die Haare, band sie locker zurück, schob ihren Schlüssel ein und verließ eilig das Haus.
    Fearby erwartete sie bereits. Während sie auf ihn zusteuerte, fiel Frieda auf, wie seltsam er aussah mit seinen langen weißen Haaren, seinem eingefallenen Gesicht und den hellen, stechenden Augen. Er wirkte verknitterter denn je, als hätte er schlecht geschlafen. Frieda schien es, als würde er mit sich selbst reden. Als er sie entdeckte, sprach er einfach weiter.
    »… einige von den Ordnern hatte ich ja im Wagen, aber natürlich können wir alles andere später holen, ein paar neuere Notizen habe ich noch gar nicht abgetippt …«
    »Gehen wir erst mal rein«, fiel Frieda ihm ins Wort. Sie schob ihren Arm unter seinen spitzen Ellbogen und zog ihn durch die Drehtür.
    Karlsson war gerade in einer Besprechung, aber als er hörte, dass Frau Doktor Frieda Klein unten auf ihn wartete, entschuldigte er sich und eilte hinunter in den Eingangsbereich, um sie abzuholen. Sie stand sehr aufrecht mitten im Raum. Auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck von Entschlossenheit, den er aus den alten Tagen kannte. Neben ihr stand ein Mann, der ihm wie ein mottenzerfressener Raubvogel vorkam. Er trug mehrere Plastiktüten, in denen offenbar Aktenordner steckten, und einen Kassettenrekorder. Karlsson brachte ihn zunächst gar nicht mit Frieda in Verbindung. Der Mann sah aus wie einer von den besessenen Irren, die gern ins Präsidium kamen, um dem desinteressierten diensthabenden Beamten außerirdische Verschwörungen zu melden.
    »Komm mit in mein Büro«, sagte er.
    »Das hier ist Jim Fearby. Er ist Journalist. Jim, das ist Detective Chief Inspector Malcolm Karlsson.«
    Karlsson hielt ihm die Hand hin, doch Fearby hatte keine frei. Daher beschränkte er sich darauf, Karlsson mit einem zweifachen Nicken zu begrüßen, und musterte ihn dann eindringlich.
    »Wir müssen mit dir sprechen«, erklärte Frieda.
    »Geht es um Hal Bradshaw?«
    »Ach, das … das ist jetzt völlig unwichtig.«
    »Ganz im Gegenteil, es ist sogar sehr wichtig.«
    Karlsson führte sie in sein Zimmer und rückte ihnen zwei Stühle zurecht. Frieda setzte sich, während Fearby seine Tüten auf dem Stuhl ablud und sich dann dahinterstellte.
    »Hal Bradshaw hat keinen Zweifel daran gelassen, dass …«
    »Nein«, unterbrach Fearby ihn barsch. Das war das erste Wort, das Karlsson von ihm zu hören bekam. »Hören Sie ihr zu.«
    »Mister Fearby …«
    »Gleich wirst du uns verstehen«, mischte Frieda sich ein, »zumindest hoffe ich das.«
    »Dann lass hören.«
    »Wir sind der Meinung, dass ein Mann namens Lawrence Dawes, der unten bei Croydon lebt, mindestens sechs junge Frauen entführt und ermordet hat, einschließlich seiner eigenen Tochter.«
    Im Raum herrschte Schweigen. Karlsson saß da wie erstarrt. Seine Miene wirkte völlig ausdruckslos.
    »Karlsson? Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
    Als er schließlich antwortete, klang seine Stimme zutiefst traurig.
    »Frieda. Was hast du getan?«
    »Ich habe versucht, ein vermisstes Mädchen zu finden«, entgegnete Frieda in ruhigem Ton.
    »Warum weiß ich davon nichts? Gibt es da eine laufende Mordermittlung, von der ich irgendwie nichts mitbekommen habe?«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass man uns nicht glauben wird«, warf Fearby ein.
    »Du musst mir zuhören.« Frieda beugte sich vor und fixierte Karlsson mit funkelndem Blick. »Es gibt keine Ermittlung, weil niemand die Verbindung zwischen den Vermisstenfällen erkannt hat. Niemand außer Jim Fearby.«
    »Aber wie bist du da hineingeraten?«
    »Schuld war ein

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