Schwarzer Mittwoch
Polizeipräsidenten.«
»Nein. Du glaubst uns nicht, aber das spielt keine Rolle. Ich möchte, dass du uns trotzdem hilfst.«
»Wie stellst du dir das vor?«
»Ich möchte, dass du Lawrence Dawes befragst – und sein Haus durchsuchst, jeden einzelnen Raum. Und den Keller. Ich glaube, es gibt einen Keller. Und seinen Garten auch. Ihr findet bestimmt etwas.«
»Ich kann nicht einfach eine Mannschaft Polizisten losschicken und ein Haus auseinandernehmen lassen, nur weil ihr diesen Verdacht habt.«
Frieda hatte ihn aufmerksam beobachtet, während er sprach. Nun verschloss sich ihre Miene. Ihr Gesicht wurde völlig ausdruckslos.
»Du schuldest mir etwas«, sagte sie.
»Bitte?«
»Du schuldest mir etwas.« Sie hörte selbst, wie kühl und hart ihre Stimme klang. Ihr Ton stand in krassem Gegensatz zu dem, was sie empfand. »Ich wäre deinetwegen beinahe gestorben. Deswegen schuldest du mir etwas. Das fordere ich jetzt ein.«
»Verstehe.«
Karlsson erhob sich. Bemüht, sich seine Wut und Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, wandte er Frieda und Fearby den Rücken zu, während er in seine Jacke schlüpfte und sein Handy einschob.
»Du machst es?«, fragte Frieda.
»Ich schulde dir tatsächlich etwas, Frieda. Außerdem sind wir Freunde. Als dein Freund vertraue ich dir, auch wenn diese Geschichte noch so unwahrscheinlich klingt. Dir ist aber schon klar, dass der Schuss nach hinten losgehen kann.«
»Ja.«
»Für mich, meine ich.«
Frieda schaute ihn an. Beim Anblick seiner Miene hätte sie heulen können.
»Ja, das ist mir klar.«
»Gut.«
»Kann ich mitkommen?«
»Nein.«
»Meldest du dich bei mir, wenn du etwas weißt?«
Ihre Blicke trafen sich noch einmal kurz.
»Ja, Frieda. Ich melde mich bei dir.«
Als sie sein Büro verließen, kam eine vertraute Gestalt auf sie zu.
»Scheiße!«, zischte Karlsson.
»Malcolm.« Das Gesicht des Polizeipräsidenten war rot vor Zorn. »Auf ein Wort.«
»Ja? Ich bin gerade auf dem Weg zu Mister Lennox. Kann das nicht warten?«
»Nein, das kann es nicht.« Er deutete mit einem vor Wut bebenden Finger auf Frieda. »Frau Doktor Klein arbeitet nicht mehr für uns. Von dem Skandal wegen Hal ganz zu schweigen. Was ich von ihr halte, ist bekannt. Also was, zum Teufel, hat sie hier zu suchen?«
»Sie ist eine wichtige …«
»Ist Ihnen eigentlich klar, wie das aussieht, Malcolm?«
Karlsson gab ihm keine Antwort.
»Bezahlen Sie sie aus eigener Tasche?« Crawford stieß Karlsson mit dem Finger an, und einen schrecklichen Moment lang befürchtete Frieda, es könnte zu einer Schlägerei zwischen Karlsson und seinem Chef kommen. In diesem Moment wurde ihr erst so richtig bewusst, dass er für sie seine eigene Existenz aufs Spiel setzte.
»Herr Polizeipräsident, wie Sie ja wissen, hat Frau Doktor Klein uns gute Dienste geleistet und …«
» Bezahlen Sie sie aus eigener Tasche? «
»Nein, ich erhalte keine Bezahlung.« Frieda trat vor. Mit kalter Stimme fügte sie hinzu: »Ich bin als ganz normale Bürgerin hier.«
»Und was wollen Sie?«
»Ich habe Detective Chief Inspector Karlsson in einer rein privaten Angelegenheit aufgesucht. Ich brauchte den Rat eines Freundes.«
Crawford hob die Augenbrauen.
»Seien Sie vorsichtig, Mal«, sagte er. »Ich behalte Sie im Auge.« Erst in dem Moment bemerkte er Fearby. »Und wer ist das ?«
»Mein Kollege Jim Fearby«, antwortete Frieda. »Wir waren gerade am Gehen.«
»Lassen Sie sich nicht aufhalten.«
Vor dem Eingang wandte Fearby sich an Frieda.
»Das ist ja doch ganz gut gelaufen.«
»Es ist fürchterlich gelaufen«, entgegnete Frieda in dumpfem Ton. »Ich habe Mals Freundschaft missbraucht und den Polizeipräsidenten angelogen.«
»Wenn wir dadurch unser Ziel erreichen«, meinte Fearby, »spielt das alles keine Rolle.«
»Und wenn nicht?«
»Dann spielt es auch keine Rolle mehr.«
Während sie sich in Bewegung setzten, kam ihnen eine Frau entgegen. Sie war auf dem Weg ins Präsidium – eine hochgewachsene Frau mittleren Alters, mit langen braunen Haaren und einem langen Patchworkrock. Sie warf ihnen einen hastigen Blick zu. Aus ihrer Miene sprach eine so wilde Entschlossenheit, dass Frieda fast erschrak.
54
I ch möchte Malcolm Karlsson sprechen«, verkündete die Frau laut und schnell.
»Ich glaube, Detective Chief Inspector Karlsson ist gerade sehr beschäftigt. Haben Sie …«
»Oder Yvette Long. Oder den anderen.«
»Können Sie mir sagen, worum es geht?«
»Mein Name ist Elaine Kerrigan. Es geht um
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