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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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umgebracht.«
    »Womit?«
    »Mit irgendeinem Gegenstand«, antwortete sie. »Ich kann mich nicht daran erinnern. Ich erinnere mich an gar nichts mehr – außer daran, dass ich sie umgebracht habe.«
    »Versuchen Sie es trotzdem«, meldete Yvette sich zu Wort. »Wir haben jede Menge Zeit. Erzählen Sie uns alles von Anfang an.«
    »Sie versucht, ihre Söhne zu schützen«, meinte Karlsson hinterher.
    »Dann glauben Sie also, es war einer der beiden?«
    »Zumindest glaubt sie es.«
    »Und Sie?«
    »Weiß der Teufel. Vielleicht waren es alle gemeinsam, wie in dem Buch.«
    »Ich dachte, Sie halten Russell Lennox für den Mörder.«
    »Dieser ganze Fall kotzt mich an. Dieses ganze Elend! Kommen Sie, Yvette, lassen Sie uns einen Kaffee trinken, und dann fahren Sie nach Hause. Ich frage mich, wann Sie das letzte Mal geschlafen haben.«

55
    F rieda rief Fearby an und berichtete ihm, was passiert beziehungsweise nicht passiert war. Nach einem Moment des Schweigens erklärte er, er befinde sich noch in London und komme gleich bei ihr vorbei. Frieda nannte ihm ihre Adresse und wollte gerade hinzufügen, dass er sich die Mühe sparen könne, weil es im Grunde nichts mehr zu sagen gebe, doch er hatte bereits aufgelegt. Frieda schien es, als wären nur ein paar Minuten vergangen, bis Fearby an ihrer Tür klopfte, und ihr mit einem Glas Whisky gegenübersaß. Er bat sie, ihm noch einmal ganz genau zu berichten, was Karlsson gesagt hatte. Frieda reagierte ungehalten.
    »Das spielt doch keine Rolle«, entgegnete sie.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Die Polizei war bei Lawrence Dawes im Haus. Sie haben es auf den Kopf gestellt, aber nichts Verdächtiges gefunden – nicht das Geringste.«
    »Wie hat Dawes reagiert?«
    »Wissen Sie, was? Danach habe ich gar nicht gefragt. Die Polizei ist aus heiterem Himmel bei dem Mann aufgetaucht und hat sein Haus durchsucht, ihm also mehr oder weniger unterstellt, seine Tochter getötet zu haben. Bestimmt war er deswegen sehr schockiert und bekümmert.« Frieda rieb sich das Gesicht. Sie war so müde, dass es regelrecht wehtat. »Ich kann es eigentlich selbst kaum fassen: Erst setze ich mich zu ihm in den Garten und lasse mir von ihm erzählen, was er alles durchgemacht hat, und dann hetze ich ihm die Polizei auf den Hals. Karlsson ist auch fuchsteufelswild auf mich. Und zu Recht.«
    »Wie machen wir dann jetzt weiter?«, fragte Fearby.
    »Wie wir weitermachen? Wir machen gar nicht weiter! Entschuldigen Sie, wenn ich das sage, aber sind Sie denn wirklich nicht in der Lage zu sehen, was sich direkt vor Ihrer Nase befindet?«
    »Vertrauen Sie nicht mehr auf Ihren Instinkt?«
    »Meinem Instinkt haben wir doch dieses Schlamassel zu verdanken.«
    »Nicht nur Ihrem Instinkt«, widersprach Fearby. »Ich bin lange Zeit einer Spur gefolgt, und dann haben wir zufällig festgestellt, dass wir auf derselben Fährte waren. Sind Sie denn nicht der Meinung, dass das etwas zu bedeuten hat?«
    Seufzend ließ Frieda sich zurücksinken.
    »Sind Sie jemals auf dem Land spazieren gegangen und dabei irgendeinem Pfad gefolgt, bis Ihnen am Ende klar wurde, dass es eigentlich gar kein Pfad war, sondern nur danach aussah, und Sie sich verlaufen hatten?«
    Fearby schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Ich hatte es noch nie so mit dem Spazierengehen.«
    »Wer weiß, vielleicht ist Sharon Gibbs ja irgendwo, wo es ihr einigermaßen gut geht, so dass sie gar nicht gefunden werden will. Wie auch immer, ich glaube, für uns gibt es nichts mehr zu tun.«
    Fearby schüttelte erneut den Kopf, wirkte dabei aber keineswegs verdrossen oder wütend.
    »Ich mache das schon zu lange, um mich von so etwas aus dem Konzept bringen zu lassen. Ich muss nur meine Akten noch einmal durchgehen und weitere Nachforschungen anstellen. Ich gebe nicht auf – nicht nachdem ich nun schon so weit gekommen bin.«
    Frieda betrachtete Fearby und empfand dabei fast so etwas wie Entsetzen. War er ein bisschen wie sie? Wirkte sie auf andere Menschen auch so?
    »Was müsste passieren, damit Sie aufgeben?«
    »Nichts«, antwortete Fearby. »Dafür ist schon zu viel geschehen. Denken Sie daran, was Georgie Conley alles durchmachen musste. Denken Sie an Hazel Barton, die ihr Leben verlor.«
    »Und was ist mit dem, das Sie selbst durchmachen mussten? Was ist mit Ihrer Ehe, Ihrer Karriere?«
    »Wenn ich jetzt aufgebe, bringt mir das meinen Job nicht zurück, und meine Frau auch nicht.«
    Plötzlich hatte Frieda das Gefühl, in eine katastrophal verlaufende Therapiesitzung

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