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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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läuten und eilte im Laufschritt hinein – in der Hoffnung, es könnte Karlsson sein.
    »Frieda? Gott sei Dank! Wo, zum Teufel …?«
    »Reuben, bei mir geht es gerade nicht. Ich erwarte einen dringenden Anruf. Ich verspreche dir, dass ich dich so bald wie möglich zurückrufe, ja?«
    »Warte, hast du das von Bradshaw gehört?«
    »Tut mir leid.«
    Mit diesen Worten würgte sie ihn einfach ab. Wie lange würde Karlsson brauchen, um die Durchsuchung von Lawrence Dawes’ Haus in die Wege zu leiten? Wann konnte sie mit seinem Anruf rechnen? In den nächsten Stunden? Am Abend? Oder womöglich erst in ein, zwei Tagen?
    Sie machte sich einen Toast mit Marmelade und aß ihn im Wohnzimmer, während immer wieder das Telefon läutete und der Anrufbeantworter die Nachrichten aufzeichnete: Chloë klang traurig, Sasha besorgt, Reuben wütend und Sandy … lieber Himmel, Sandy. Sie hatte ihm noch nicht mal erzählt, was sie vorhatte. Sie war in eine andere Welt abgetaucht, eine Welt des Schreckens und der Dunkelheit, und nicht einmal auf die Idee gekommen, sich ihm anzuvertrauen. Trotzdem ging sie auch jetzt nicht ran, sondern ließ ihn zum wiederholten Mal aufs Band sprechen, sie solle sich doch bitte bei ihm melden. Der Nächste war Josef, der sich betrunken anhörte. Dann folgte Olivia, noch betrunkener.
    Draußen wurde es bereits dunkel. Karlsson hatte noch immer nicht angerufen. Schließlich ging sie hinauf in ihr Arbeitszimmer, setzte sich an den Schreibtisch und blickte hinaus auf das Häusermeer der Stadt. Inzwischen funkelten überall Lichter, überspannt von einem klaren Himmel. Draußen auf dem Land konnte man an diesem Abend bestimmt ein Sternenmeer sehen. Sie griff nach ihrem Bleistift, schlug ihren Skizzenblock auf und zeichnete ein paar Linien, die vage nach Wellen aussahen. Frieda dachte an den Bach am hinteren Ende von Lawrence Dawes’ Garten.
    Vielleicht sollte sie endlich ihr lange aufgeschobenes Bad nehmen. Sie fühlte sich müder denn je, wusste aber, dass an Schlaf trotzdem nicht zu denken war. Im Grunde rechnete sie fast schon damit, nie wieder schlafen zu können und für immer gefangen zu sein in diesem surrenden Wachzustand, in dem Gedanken scharf wie Messer waren.
    Da klingelte endlich das Telefon.
    »Ja?«
    »Frieda.«
    »Karlsson? Was habt ihr gefunden?«
    »Nichts.«
    »Das kann nicht sein!«
    »Nur einen sehr bestürzten und bekümmerten Vater und ein Haus, in dem es nicht den geringsten Beweis dafür gibt, dass er irgendetwas Falsches getan hat.«
    »Ich verstehe das nicht.«
    »Nein? Der Mann hat mir sehr leidgetan.«
    »Da kann irgendwas nicht stimmen.«
    »Frieda, ich glaube, du brauchst Hilfe.«
    »Bist du sicher, dass ihr nichts übersehen habt?«
    »Hör zu, du musst das alles endlich hinter dir lassen. Und ich muss jetzt den Polizeipräsidenten besänftigen, der über meinen Alleingang alles andere als glücklich ist, das kannst du mir glauben. Er will mich vor irgendeinen offiziellen Untersuchungsausschuss zerren.«
    »Das tut mir leid, aber …«
    »Zieh endlich einen Schlussstrich unter das alles.« Seine Stimme klang beängstigend sanft. »Du kannst nicht immer nur auf deine innere Stimme hören. Versuch nicht länger, Leute zu retten, die nicht gerettet werden wollen. Hör auf, gemeinsame Sache mit diesem verrückten alten Schreiberling zu machen. Nimm dein altes Leben wieder auf, aus dem wir dich damals herausgerissen haben, und bemühe dich nach Kräften, endlich gesund zu werden.«
    Mit diesen Worten beendete er das Gespräch. Frieda blieb noch lange in ihrem Dachzimmer sitzen und starrte auf das vor ihr ausgebreitete Kaleidoskop aus Lichtern hinaus.
    Lieber Sandy, ich glaube, ich stecke in Schwierigkeiten – draußen in der Welt, aber auch in meinem Kopf oder meinem Herzen …
    Aber sie schickte die Nachricht nicht ab. Nachdem sie eine ganze Weile auf die Worte hinuntergeblickt hatte, drückte sie die Löschtaste.
    Karlsson und Yvette saßen Elaine Kerrigan gegenüber. Mit ausdrucksloser Miene und ebenso ausdrucksloser Stimme wiederholte sie, was sie vorher schon zu Yvette gesagt hatte.
    »Ich habe sie getötet.«
    »Ruth Lennox?«
    »Ja.«
    »Erzählen Sie mir, wie es dazu kam«, forderte Karlsson sie auf. »Wann haben Sie vom Verhältnis Ihres Mannes erfahren?«
    »Was spielt das für eine Rolle? Ich habe sie getötet.«
    »Haben Ihre Söhne Ihnen davon erzählt?«
    »Ja.« Sie trank einen Schluck Wasser. »Sie haben es mir gesagt. Da bin ich los und habe sie

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