Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
Vom Netzwerk:
Häuser, die selbst jetzt noch über eine Million Pfund wert waren, während hier jede dritte oder vierte Wohnung mit Brettern zugenagelt war und auf eine Renovierung wartete, die vermutlich so lange verschoben würde, bis jemand in der Lage war, sie zu finanzieren. Munster warf einen fragenden Blick zu Hunt hinüber, der weiter den Außenflur entlangging, bis er schließlich vor einer Tür stehen blieb und einen Schlüssel aus der Jacke zog, um aufzusperren.
    »Halt«, sagte Munster, »Sie gehen nicht rein, sondern warten hier draußen mit DC Riley.«
    Als Munster die Wohnung betrat, fühlte er sich sofort an seine Anfangszeit bei der Polizei erinnert. Damals hatte er viel Zeit an solchen Orten verbracht. Die Luft roch nach Moder, Feuchtigkeit, verrotteten Essensresten. Es war der Geruch von Gleichgültigkeit und Resignation. Er kannte das nur allzu gut: die verdreckten Linoleumböden, die schmuddeligen Sofas und Sessel im Wohnzimmer, wo alles außer dem großen neuen Flachbildschirmfernseher schäbig und alt wirkte. Die Küchenspüle war mit benutztem Geschirr gefüllt. Auf dem Kochfeld stand eine fettverschmierte Bratpfanne. Munster hielt nach etwas Ausschau, das nicht passte, irgendetwas, das aus dem üblichen Unrat herausstach; doch so, wie es aussah, würde er es nicht finden. Hatte Hunt bereits alles fortgeschafft? Wahrscheinlich wäre es am vernünftigsten, ein paar Beamte für eine richtige Hausdurchsuchung abzustellen, falls er sie bewilligt bekam. Denn Hunt hatte recht: Am Rechtsbeistand wurde bereits gespart, und nun war die Polizei an der Reihe. Während ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen, betrat Munster das Bad – und dort wurde er endlich fündig. Er streifte seine Latexhandschuhe über. Das Ding war zu groß für einen Beweisstückbeutel. Er rief Riley und Hunt herein.
    »Was hat dieses Ding hier zu suchen?«
    »Das ist ein Zahnrad«, erklärte Riley. »Sieht aus, als gehörte es in irgendeine große alte Maschine.«
    Einen Moment herrschte Schweigen.
    »Warum sollte man so etwas nicht im Bad haben?«, fragte Hunt. »Sieht doch gut aus. Das Metall glänzt so schön. Es dient der Dekoration.«
    »Sie haben hier nicht den Glanz des Metalls bewundert«, widersprach Munster, »sondern es gewaschen. Woher haben Sie dieses Ding? So was sieht man schließlich nicht jeden Tag.«
    »Von dem Typen.«
    »Dave?«
    »Genau.«
    »Warum haben Sie es bisher nicht erwähnt?«
    »Es stand nicht auf Ihrer Liste.«
    »Wieso haben Sie es gewaschen?«
    »Ich wollte, dass es schön glänzt, wenn ich es verkaufe.«
    »Wir werden sehen«, sagte Munster.
    Als Munster mit dem Zahnrad zurückkehrte, nahm Karlsson das Beweisstück entgegen und hielt es einen Moment mit beiden Händen, um sein Gewicht zu prüfen, ehe er es umdrehte und die Kante befühlte. Dann begab er sich damit zu Russell Lennox, der schlaff und teilnahmslos in einem Sessel hing und mit blutunterlaufenen Augen vor sich hin starrte.
    »Mister Lennox«, sagte er und hielt ihm das Zahnrad hin, das sich selbst durch seine Handschuhe kalt anfühlte. »Erkennen Sie diesen Gegenstand wieder?«
    Russell betrachtete das Zahnrad ein paar Sekunden lang wortlos. Seine Lippen wirkten blutleer.
    »Ist das …?« Er brach ab und presste Daumen und Zeigefinger gegen seinen Nasenrücken. »Ist sie damit getötet worden?«
    »Wir vermuten es, ja. Allerdings hatten Sie uns nicht gesagt, dass dieser Gegenstand ebenfalls gestohlen wurde.«
    »Nein. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass er fehlte. Das war nur so ein Ding, das wir auf unserem Kaminsims liegen hatten. Ruth hat es vor Jahren mal aus irgendeinem Müllcontainer gezogen. Sie meinte, wenn man es richtig abschrubbte, würde es bestimmt schön glänzen, im Gegensatz zu mir und Ted. Es hat ihr immer Spaß gemacht, uns ein bisschen aufzuziehen.« Die Muskeln in seinem Gesicht zuckten. Man sah ihm an, wie viel Kraft es ihn kostete, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. »Sind Sie sicher, dass sie damit …?«
    »Wir haben darauf das Blut Ihrer Frau gefunden.«
    »Verstehe.« Russell Lennox wandte sich ab. »Ich will das Ding nicht mehr sehen.«
    Munster schaltete das Aufnahmegerät wieder ein.
    »Wir waren fleißig«, erklärte er. »Die Situation hat sich verändert. Das ist jetzt Ihre letzte Chance, mit uns zu kooperieren. Wie sind Sie an dieses Zahnrad gekommen?«
    Argwöhnisch musterte Hunt erst Munster und dann Riley.
    »Wie gesagt, von Dave.«
    »So«, schnaubte Munster, »jetzt reicht es mir aber!«
    Er stand

Weitere Kostenlose Bücher