Schwarzer Mittwoch
ein Telefon.«
Es dauerte zwanzig Minuten, bis Billy Hunt sein Telefonat beendet hatte, Munster und Riley erneut im Verhörraum saßen und das Aufnahmegerät wieder lief.
»Also«, begann Munster, »nun haben Sie mit Ihrem Rechtsbeistand gesprochen.«
»Die Verbindung war schlecht«, erwiderte Hunt. »Ich konnte das meiste von dem, was die Frau gesagt hat, überhaupt nicht verstehen. Außerdem hatte sie einen starken Akzent. Ich glaube nicht, dass Englisch ihre Muttersprache ist.«
»Aber sie hat Sie juristisch beraten?«
»Das nennen Sie eine juristische Beratung? Warum kann ich keinen richtigen Anwalt kriegen?«
»Wenn Sie damit ein Problem haben, dann wenden Sie sich an den für Sie zuständigen Abgeordneten. So funktioniert das System inzwischen nun mal.«
»Warum ist das Fenster da mit Brettern vernagelt?«
»Weil jemand es mit einem Ziegelstein eingeworfen hat.«
»Können Sie es denn nicht reparieren lassen?«
»Ich glaube nicht, dass Sie das etwas angeht.«
»Und der Raum an der Vorderseite, wo man reinkommt – da sieht es ja aus wie auf einer Baustelle. Ihr seid die Nächsten«, prophezeite er, während er sich umblickte. »Bald werdet ihr euch genau wie wir anderen auf die Suche nach einem richtigen Job machen müssen.«
»Nachdem Sie nun offiziell einen Rechtsbeistand haben«, fuhr Munster ungerührt fort, »werfen Sie doch bitte einen Blick auf diese Liste.«
Er schob ein Blatt Papier über den Tisch. Hunt betrachtete es verwirrt.
»Was ist das?«
»Eine Inventarliste.«
»Wie bitte?«
»Eine Liste aller Gegenstände, die bei dem betreffenden Einbruch gestohlen wurden. Wie Sie sehen, gehören dazu unter anderem die Silbergabeln, die Sie verkauft haben. Sind hier noch andere Sachen aufgelistet, an die Sie sich erinnern?«
Er schüttelte den Kopf.
»Tut mir leid«, sagte er, »ich hatte nur die Gabeln.«
»Von Dave«, fügte Munster hinzu.
»Genau.«
Munster betrachtete ihn nachdenklich.
»Demnach waren die von uns sichergestellten Gegenstände also Teil einer größeren Einbruchsbeute, wobei Sie diese Gegenstände aber nie zu Gesicht bekommen haben.«
»Genau.«
»Und Ihr Verbindungsmann zu dem besagten Diebesgut war Dave, dessen Familiennamen Sie nicht wissen und von dem Sie vermuten, dass er südlich des Flusses lebt, auch wenn Sie keine Möglichkeit haben, Kontakt zu ihm aufzunehmen.«
Hunt rutschte unbehaglich auf seinem Platz herum.
»Sie wissen ja, wie so etwas ist«, sagte er.
»Und Ihr einziges Alibi für den Tag des Einbruchs könnte ein Mann namens Ian liefern, der ebenfalls keinen Familiennamen hat und sich derzeit auf Reisen befindet oder zumindest nicht erreichbar ist.«
»Was mir sehr leidtut«, sagte Hunt.
»Anders ausgedrückt«, fasste Munster zusammen, »sind Sie also nicht in der Lage, uns irgendwelche Informationen zu liefern, die wir überprüfen könnten – abgesehen von dem, was wir ohnehin schon wissen.«
»Sie beide sind die Polizisten«, entgegnete Hunt. »Ich habe keine Ahnung, was Sie überprüfen können und was nicht.«
»Wenn Sie uns natürlich mit dem Mann in Verbindung bringen könnten, der das Silber an Sie weitergegeben hat, würden wir ernsthaft in Betracht ziehen, die Anklage gegen Sie fallen zu lassen.«
»Ich wünschte, ich könnte Sie mit ihm in Verbindung bringen.«
»Dave?«
»Ja, aber das kann ich nicht.«
»Können Sie uns überhaupt irgendetwas sagen?«
»Keine Ahnung«, entgegnete Hunt, »fragen Sie einfach.«
»Wo haben Sie die vergangene Nacht verbracht? Zumindest das müssen Sie doch wissen.«
»Ich bin in letzter Zeit viel herumgezogen«, antwortete Hunt ausweichend. »Einen festen Wohnsitz habe ich im Moment ja nicht.«
»Trotzdem suchen Sie sich doch für jede Nacht irgendeinen Schlafplatz. Wo haben Sie vergangene Nacht geschlafen?«
»In einer von diesen Wohnungen unten bei Chalk Farm. Ich habe da einen Freund, besser gesagt ist er eigentlich ein Freund von einem Freund von mir. Jedenfalls ist der Typ nicht da, und ich darf dort pennen.«
»Wie lautet die Adresse?«
»An die kann ich mich nicht erinnern.«
»Dann bringen Sie uns hin.«
Nach einer kurzen Fahrt betraten die drei Männer – Munster, Riley und Hunt – den Innenhof des heruntergekommenen Wohnblocks und stiegen dort eine Treppe hinauf. Im dritten Stock blieb Munster stehen und lehnte sich über die Balustrade, von der man auf das William-Morris-Gebäude sehen konnte. Sie selbst befanden sich im John-Ruskin-Gebäude. Nicht weit entfernt gab es
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