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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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richtig zur Sache. Ich war mit Nick Yates im Elternschlafzimmer zugange, und bis wir das zweite Mal fertig waren, hatten die anderen unten das Klavier in den Garten getragen, eine Weile darauf gespielt und es danach einfach draußen stehen lassen, obwohl es in der Zwischenzeit zu regnen anfing. Lieber Himmel, Nick Yates!« Einen Moment lang war Olivia in Gedanken ganz versunken. Dann kam das Essen.
    »Entschuldige.« Olivia füllte ihren Teller mit den verschiedenen Gerichten. »Übrigens solltest du unbedingt die Shrimps probieren, die sind zum Niederknien. Nun habe ich die ganze Zeit von mir, meinen Problemen und meiner schlimmen Vergangenheit gesprochen und habe dich nicht mal gefragt, wie es dir geht. Wobei ich natürlich weiß, dass dich das alles sehr mitgenommen hat. Wie fühlst du dich inzwischen? Tut es noch weh?«
    »Nicht mehr so schlimm.«
    »Bist du noch in Behandlung?«
    »Nur sporadisch«, antwortete Frieda, »zur Nachsorge.«
    »Es war absolut grauenhaft«, sagte Olivia. »Anfangs dachten wir alle, wir würden dich verlieren. Ich hatte vor ein paar Tagen deswegen einen Albtraum, musst du wissen. Ich bin weinend aufgewacht, regelrecht tränenüberströmt.«
    »Ich glaube, für euch war es schlimmer als für mich.«
    »Jede Wette, dass das nicht stimmt«, widersprach Olivia. »Aber es heißt ja, wenn einem etwas richtig Schreckliches widerfährt, dann fühlt sich das gar nicht mehr real an, sondern so, als würde es jemand anderem passieren.«
    »Nein«, widersprach Frieda, »ich hatte schon das Gefühl, dass es mir passiert.«
    Auf dem Heimweg schwankte Olivia leicht, so dass Frieda sie am Arm nahm.
    »Ich halte nach Rauch Ausschau«, erklärte Olivia. »Kannst du schon Rauch sehen?«
    »Wie meinst du das?«
    »Wenn das Haus tatsächlich brennen würde«, antwortete Olivia, »dann könnten wir jetzt doch schon Rauch erkennen, oder nicht? Über den Häusern. Und Feuerwehren wären auch da, und die Sirenen wären zu hören.«
    Als sie in Olivias Straße einbogen, bemerkten sie, dass die Haustür offen stand und vor dem Eingang Leute umherwuselten. Ein lauter elektronischer Beat schallte aus dem Haus, unterlegt von tief dröhnenden Bässen. Immer wieder blitzte Licht auf. Beim Näherkommen sah Frieda eine Gruppe von Rauchern auf der Haustreppe sitzen. Eines der Gesichter blickte hoch und lächelte sie an.
    »Frieda, nicht wahr?«
    »Stefan, stimmt’s?«
    »Ja.« Er klang amüsiert. »Magst du eine Zigarette, Frieda?« Er duzte sie einfach.
    Olivia stieß einen gedämpften Schrei aus, schob sich durch die Gruppe auf der Treppe und stürmte ins Haus.
    »Nein, danke«, antwortete Frieda. »Wie war es denn?«
    Stefan zuckte mit den Achseln.
    »Ganz in Ordnung, schätze ich. Eine ruhige Party.«
    Einer von den Jungen, die neben ihm saßen, lachte.
    »Die beiden waren großartig, er und Josef.«
    »Inwiefern?« Frieda ließ sich neben ihnen nieder.
    »Da kam so eine Gang, die Chloë nicht kannte. Diese Typen fingen an, hier die Leute anzurempeln, aber Josef und Stefan haben sie davongejagt.«
    Frieda schaute zu Stefan hinüber, der gerade die letzte Glut seiner Zigarette nutzte, um sich eine neue anzuzünden.
    »Ihr habt sie davongejagt?«
    »Das war keine große Sache«, meinte Stefan.
    »Und ob das eine große Sache war«, widersprach einer der anderen Jungs, »sogar eine sehr große.«
    Woraufhin die Jungs in lautes Gelächter ausbrachen und einer von ihnen Stefan in einer Sprache anredete, die Frieda nicht verstand. Stefan gab ihm etwas zur Antwort und wandte sich dann zu Frieda um.
    »Er lernt an seiner Schule ein komisches Russisch«, erklärte er. »Ich bringe ihm bei, wie man richtig spricht.«
    »Wo ist Josef?«
    »Bei einem Jungen«, sagte Stefan, »dem es nicht gut geht.«
    »Was soll das heißen, ›nicht gut‹? Wo sind sie?«
    »Oben auf der Toilette«, antwortete Stefan. »Ihm war schlecht. Sehr schlecht.«
    Frieda sprang auf und eilte ins Haus. Der Dielenboden fühlte sich klebrig an, und es roch nach Rauch und Bier. Sie schob sich an einer Mädchengruppe vorbei. Vor der geschlossenen Badezimmertür hatte sich ebenfalls ein Grüppchen versammelt.
    »Ist er da drin?«, fragte Frieda die ganze Gruppe. Plötzlich war Chloë da. Sie hatte geweint. Wimperntusche lief ihr übers Gesicht. Hinter ihr tauchte Jack auf. Das Haar stand ihm wirr vom Kopf ab, und sein Gesicht wirkte fleckig.
    »Sie haben ihn nicht mehr wach bekommen«, erklärte sie.
    Frieda versuchte die Tür zu öffnen, doch das Bad war

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