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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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abgeschlossen. Sie klopfte.
    »Josef, ich bin’s. Lass mich rein.«
    Das Schloss klickte, und die Tür ging auf. Der Junge hing über der Kloschüssel. Josef, der neben ihm stand, sagte mit einem entschuldigenden Lächeln zu Frieda: »Er war schon fast in diesem Zustand, als er angekommen ist.«
    »Reagiert er?«, fragte Frieda. »Ich meine, kann er sprechen?«, fügte sie hinzu, als sie Josefs ratlosen Blick sah. »Nimmt er dich wahr?«
    »Ja, ja, alles in Ordnung. Ihm ist nur schlecht – sehr, sehr schlecht. Typisch Teenager.«
    Frieda drehte sich nach Chloë um.
    »Er hat nur zu viel getrunken, ansonsten geht es ihm gut.«
    Chloë schüttelte den Kopf. »Nein, Ted geht es nicht gut«, antwortete sie. »Es geht ihm gar nicht gut. Seine Mutter ist tot. Sie ist ermordet worden.«
    Weißt du, was? Lass uns doch diesen Sommer wegfahren – irgendwohin, wo wir beide noch nicht waren. Obwohl ich mir dich eigentlich nirgendwo anders vorstellen kann als in London. Da habe ich dich kennengelernt, und das ist auch der einzige Ort, wo ich dich erlebt habe. Bewegst du dich eigentlich je von dort weg? Das Weiteste, was ich mitbekommen habe, ist Heathrow – was für dich ja so eine Art von Menschenhand gemachte Hölle sein muss. Du verabscheust Flugzeuge, und Strände magst du auch nicht. Vielleicht können wir mit dem Zug nach Paris fahren oder in Schottland wandern gehen. Du wanderst doch so gern nachts durch die Straßen – aber magst du auch die Art Wanderungen, für die man eine Landkarte und etwas zum Picknicken braucht? Ich kenne dich, und trotzdem gibt es so vieles, was ich nicht von dir weiß. In letzter Zeit wird mir das erst so richtig bewusst. Aber jetzt haben wir ja eine Menge Zeit, um solche Dinge zu ergründen – nicht wahr, Frieda? Ruf mich bald an – Sandy xxxxxx

8
    K ann ich eine Tasse Tee haben?«, fragte Billy Hunt. »Ich verlange eine Tasse Tee und einen Anwalt. Tee mit Milch und zwei Stück Zucker und einen Anwalt, der keine Sekunde von meiner Seite weicht, während Sie mich hier befragen.«
    Munster wandte sich an Riley.
    »Haben Sie gehört?«
    Riley verließ den Befragungsraum.
    »Und einen Anwalt«, wiederholte Hunt.
    »Moment.«
    Sie saßen schweigend da, bis Riley zurückkehrte. Er stellte den Styroporbecher vor Hunt auf den Tisch und legte zwei Tütchen Zucker sowie ein Plastikstäbchen zum Umrühren daneben. Langsam und sehr konzentriert riss Hunt die Tütchen auf, kippte ihren Inhalt in den Tee und rührte um. Er trank einen Schluck.
    »Und einen Anwalt«, wiederholte er.
    Auf dem Tisch stand ein digitales Aufnahmegerät. Munster beugte sich vor, um es einzuschalten. Während er das Datum und die Namen der Anwesenden nannte, prüfte er mit einem Blick auf die Anzeige des Geräts, ob das Licht leuchtete. Es stand immer zu befürchten, dass das Ding mal nicht richtig funktionierte. An solchen Details konnte ein ganzer Fall scheitern.
    »Wir verhören Sie, weil Sie der Hehlerei verdächtigt werden. Ich möchte Sie hiermit auf Ihre Rechte hinweisen: Sie sind nicht verpflichtet auszusagen, aber alles, was Sie sagen, kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Falls Sie schweigen, kann das vor Gericht ebenfalls gegen Sie verwendet werden.«
    »Sind Sie da sicher?«, fragte Hunt.
    »Ja, da bin ich sicher«, antwortete Munster. »Ich mache das schließlich nicht zum ersten Mal. Wahrscheinlich mache ich es sogar noch öfter als Sie.«
    Hunt trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte herum.
    »Ich nehme an, ich darf rauchen.«
    »Nein, dürfen Sie nicht.«
    »Ich kann aber nicht denken, wenn ich nicht rauche.«
    »Sie brauchen nicht zu denken. Sie brauchen nur meine Fragen zu beantworten.«
    »Und was ist mit meinem Anwalt?«
    »Ich wollte Sie gerade darauf hinweisen, dass Sie ein Anrecht auf juristischen Beistand haben und dass wir, falls Sie selbst über keinen eigenen Rechtsbeistand verfügen, etwas für Sie arrangieren können.«
    »Das ist doch wohl klar, dass ich über keinen eigenen Rechtsbeistand verfüge! Also ja, besorgen Sie mir einen. Ich möchte hier einen Anwalt neben mir sitzen haben.«
    »So läuft das heutzutage nicht mehr«, erklärte Munster. »Unsere Mittel sind knapp bemessen. Jedenfalls bekommen wir das immer wieder zu hören. Wir können Ihnen ein Telefon und eine Telefonnummer zur Verfügung stellen.«
    »Ist das Ihr Ernst?«, fragte Hunt verblüfft. »Keine Kippen und keine Anwälte?«
    »Sie können mit einem telefonieren.«
    »Also gut«, sagte Hunt, »bringen Sie mir

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