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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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einfiel. Josefs Handy lag neben ihr auf dem Tisch. Auf dem Display blinkte ein Name: Nina. Sie reichte es ihm hinüber, doch als er den Namen sah, schüttelte er nur den Kopf.
    »Willst du nicht mit ihr sprechen?«, fragte Frieda.
    Josef wand sich verlegen.
    »Ich habe mich ein paarmal mit ihr getroffen«, erklärte er, »und jetzt ruft sie ständig an.«
    »Es ist in der Regel am besten, den Leuten zu sagen, wie man empfindet«, meinte Frieda, »aber ich will dir keine Ratschläge erteilen – es sei denn, es geht um die Frage, wann du gedenkst, deine Bauarbeiten im Bad abzuschließen.«
    »Schon gut, schon gut!«, sagte Josef, reichte Frieda seine Teetasse und ging wieder nach oben.
    Als Frieda allein war, nahm sie zwei Paracetamol und spülte sie mit Wasser hinunter. Dann machte sie sich daran, ihre beruflichen Mails zu erledigen. Die meisten Nachrichten löschte oder ignorierte sie einfach. Eine aber kam von Paz, aus der Klinik, für die Frieda regelmäßig arbeitete. Paz bat darum, Frieda möge sie anrufen. Bei einer anderen Nachricht zögerte Frieda: Eine Frau namens Marta schrieb ihr, sie melde sich wegen ihres alten Freundes Joe Franklin, der ja ein Patient von Frieda sei. Der Ton der Frau klang entschuldigend: Joe wisse nichts von dieser Mail, und sie habe auch ein schlechtes Gefühl bei ihrem Alleingang – aber könne Frieda denn schon irgendwie absehen, wann sie wieder zu arbeiten anfangen werde? Joe weigere sich, den von Frieda empfohlenen Therapeuten aufzusuchen, aber es gehe ihm sehr schlecht. Er sei schon seit Tagen nicht mehr aus dem Bett gekommen.
    Frieda musste an ihren Arzt und ihre Freunde denken, die alle darauf beharrten, dass sie noch ein paar Wochen warten sollte, bis sie wieder zu arbeiten begann. Dann dachte sie an Joe Franklin, wie er oft bei ihr im Sprechzimmer saß: die Hände vors Gesicht geschlagen, während zwischen seinen Fingern Tränen hervorquollen. Sie runzelte einen Moment die Stirn und formulierte dann eine E-Mail: »Lieber Joe, Sie können am morgigen Dienstag um die übliche Uhrzeit zu einer Therapiestunde in meine Praxis kommen, falls Ihnen das zeitlich passt. Bitte geben Sie mir kurz Bescheid. Mit den besten Grüßen, Frieda Klein.«
    Anschließend griff sie nach dem Telefon und rief im Warehouse an. So hieß die Klinik. Paz ging ran und erkundigte sich – wie zurzeit alle ihre Freunde und Bekannten – erst einmal, wie es ihr ging, vor allem gesundheitlich. Frieda erschien dieses Thema inzwischen wie eine Art Hindernis, das sie immer und immer wieder überwinden musste.
    »Reuben macht sich Sorgen um dich«, erklärte Paz, »genau wie wir alle.«
    »Und?«
    »Ich wollte wie gesagt hören, wie es dir geht. Außerdem hat hier jemand angerufen, der unbedingt zu dir wollte. Als Patient, meine ich. Ich habe ihm gesagt, dass du im Moment gesundheitlich angeschlagen bist …«
    »Herrgott noch mal, Paz, würdest du bitte aufhören, den Leuten Einzelheiten über meinen Gesundheitszustand auf die Nase zu binden …«
    »Aber er wollte unbedingt zu dir. Er klang richtig verzweifelt.«
    »Ich rufe ihn an.«
    »Bist du sicher, dass du das schon wieder packst, Frieda?«
    »Was ich nicht packe, ist das Nichtstun.«
    Er hieß Seamus Dunne. Frieda hatte noch kaum seine Nummer getippt, als er schon ranging. Sie stellte sich vor.
    »Störe ich?«
    »Nein, es passt gut.« Er klang plötzlich angespannt.
    »Sie wollten einen Termin bei mir?«
    »Ja, stimmt. Ich glaube … ich habe das Gefühl, es ist dringend. Ich hätte den Termin gern so bald wie möglich.«
    »Wie sind Sie auf mich gekommen?«
    »Ein Freund von einem Freund hat Sie empfohlen«, antwortete Seamus, »und zwar aufs Wärmste.«
    »Wir führen erst einmal ein Vorgespräch«, erklärte Frieda. »Danach können Sie entscheiden, ob ich die geeignete Therapeutin für Sie bin, und ich kann entscheiden, ob ich mich in der Lage fühle, Ihnen zu helfen.«
    »Gut.«
    »Ginge es bei Ihnen morgen Vormittag um elf Uhr?«
    »Ja.« Es folgte eine kurze Pause. »Ich glaube, Sie werden feststellen, dass ich ein sehr interessanter Mensch bin.«
    Frieda spürte plötzlich ein unangenehmes Stechen im Schläfenbereich. Eitelkeit. Kein guter Anfang.
    Seamus Dunne war ein schlanker, gepflegt wirkender junger Mann mit gleichmäßigen Gesichtszügen und glänzendem braunem Haar, das er nach hinten gegelt hatte. Zu einer braunen Kordhose trug er ein lilafarbenes, im Licht leicht schimmerndes Hemd und darüber ein Jackett, das maßgeschneidert aussah.

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