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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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nur nicht aufgemacht.«
    »Wieso glauben Sie, dass sie da war?«
    »Ihr Wagen stand vor dem Haus, und alle Lichter brannten.«
    »Haben Sie lange gewartet?«
    »Eine Minute oder so, länger nicht. Ich habe geklopft und geklingelt und sogar durch den Briefschlitz gerufen. Da ich mein Handy nicht dabeihatte, konnte ich sie nicht anrufen, deswegen habe ich ihr zum Schluss die Nachricht durchgeschoben.«
    »Zwischen vier und halb fünf, sagen Sie?«
    »Ja, es war schon nach vier, aber auf jeden Fall noch vor halb fünf.« Die Frau verzog bestürzt das Gesicht. »Glauben Sie – ist es möglich –, dass sie da schon tot war?«
    »Wir versuchen nur, den Zeitrahmen zu klären«, antwortete Yvette in neutralem Ton. »Ihnen ist gar nichts Ungewöhnliches aufgefallen?«
    »Nein, nichts.«
    »Und Sie standen etwa eine Minute vor der Tür?«
    »Ja.«
    »Sie haben kein kaputtes Fenster bemerkt? Gleich neben der Haustür?«
    »Nein, das wäre mir bestimmt aufgefallen.«
    »Gut, vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    Billy Hunt fuhr sich mit dem Handrücken über die Nase.
    »Ich war noch anderswo.«
    »Bevor Sie zu dem Haus in der Margaretting Street sind?«
    »Ja. Ich möchte bloß vorausschicken, dass es schlimmer klingt, als es war. Es waren keine Kinder da.«
    »Wo?«
    »Es ist so eine Art Kindergarten. Aber er war leer. Das Gebäude ist noch nicht fertig.«
    »Was hatten Sie da verloren?«
    »Was glauben Sie denn?«
    »Sie sind in einen Kindergarten eingebrochen? Was war denn da zu holen?«
    »Gar nichts. Er war leer.«
    »Wie sind Sie rein?«
    »Von hinten. Ich habe eine Glasscheibe eingeschlagen, und schon war ich drin. Die müssen unbedingt ihre Sicherheitsvorkehrungen verschärfen, bevor sie eröffnen. Allerdings habe ich mir die Hand aufgeschnitten.«
    »Wie hieß denn dieser Kindergarten.«
    »›Fleißige Bienchen‹.«
    »Und wo ist er?«
    »Drüben in Islington, Nähe Caledonian Road.«
    »Um welche Zeit sind Sie da eingebrochen?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht so gegen vier.«
    »Sie behaupten also, am Mittwoch gegen vier Uhr in einen Kindergarten in Islington eingebrochen zu sein? Was haben Sie danach getan?«
    »Eigentlich wollte ich am Kanal entlang nach Hause gehen, aber es fing zu regnen an. Deswegen bin ich in einen Bus gesprungen, der gerade vorbeikam, Linie 153, aber in Camden haben sie mich wieder rausgeschmissen, weil ich geraucht habe. Also musste ich zu Fuß weiter, und während ich so die Straße langging, habe ich an ein paar Türen geklingelt, bis ich eine erwischte, wo niemand aufmachte.
    »Und dann?«
    »Das wissen Sie doch alles schon. Ich habe das Fenster eingeschlagen und die Tür geöffnet. Eine Alarmanlage ging los, deswegen hatte ich es eilig. Überall schrillte der Alarm, einer in der Diele und einer in dem Raum, wo … Sie wissen schon … wo die Frau lag. Ich habe mir bloß schnell ein paar Sachen geschnappt und bin dann wieder raus.« Er schüttelte den Kopf. »Es ist nicht meine Schuld. Wenn es nicht geregnet hätte, hätte ich nicht den Bus genommen. Dann wäre ich gar nicht dort gewesen.«
    Karlsson schaltete das Aufnahmegerät aus.
    »Und Misses Lennox wäre noch am Leben.«
    »Nein«, widersprach Billy, »so habe ich es nicht gemeint. Schalten Sie das Band wieder an.«
    »Vergessen Sie das blöde Band.«

12
    A ls Frieda mit dem Schlüssel in der Hand auf ihre Haustür zusteuerte, stellte sie fest, dass die Tür bereits offen stand. Zuerst konnte sie nicht sehen, was vor sich ging, aber dann tauchte am einen Ende einer großen, unbestreitbar beeindruckenden Badewanne ein Mann auf, den sie als Josefs Freund Stefan identifizierte, und am anderen Ende Josef selbst. Als Nächstes stellte Frieda fest, dass die Wanne fast zu breit war für die Tür. Das verrieten ihr die grauen Kratzspuren am Türrahmen. Das Dritte, was Frieda feststellte, war die Tatsache, dass die beiden Männer die Wanne raus- statt reintrugen.
    »Frieda«, keuchte Stefan, »ich kann dir leider nicht die Hand geben.«
    »Habt ihr Probleme, sie durch die Tür zu kriegen?«
    »Nein«, meldete sich Josef vom anderen Ende zu Wort. »Wir haben sie gut hineingebracht, und auch rauf. Aber dann gab es ein Problem. Nun bringen wir sie wieder raus und zurück.«
    »Was meinst du mit ›zurück‹?«, fragte Frieda.
    »Moment.«
    Mit lautem Gestöhne und einem unterdrücken Schrei von Josef, der sich zwischen Wanne und Tür die Finger einklemmte, bugsierten sie das große Ding schließlich nach draußen und stellten es auf dem

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