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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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gedacht. Bis jetzt.«
    »Das ist nur allzu verständlich.«
    »Ja, wahrscheinlich«, meinte er müde.
    Janet Wall sagte, Ruth sei die perfekte Nachbarin gewesen: nett, ohne neugierig zu sein, und immer gern bereit, ihr mit Eiern, Zucker oder Milch auszuhelfen. Selbst als einer ihrer Söhne einen Fußball durchs Küchenfenster des Lennox-Hauses geschossen habe, sei Ruth freundlich geblieben.
    Sue Leadbetter konnte sich noch gut daran erinnern, wie lieb Ruth sich um sie gekümmert hatte, als sie vor nicht allzu langer Zeit mit Grippe im Bett lag. Sie habe ihr Halstabletten und Klopapier vorbeigebracht, erzählte sie, und zusätzlich auch noch Zeitungen und Zeitschriften für sie besorgt.
    Gaby Ford berichtete, sie sei Ruth fast jeden Morgen begegnet, wenn sie beide zur Arbeit aufbrachen. Sie hätten sich jedes Mal gegrüßt und gelegentlich auch ein paar Worte gewechselt. Dabei habe Ruth so eine nette Art gehabt, kurz die Hand auf ihre Schulter zu legen. Zwar sei sie oft ein bisschen in Eile gewesen, habe dabei aber immer einen fröhlichen Eindruck gemacht. Auch in den Tagen vor ihrem Tod. Nie habe sie ungepflegt oder verkatert gewirkt. Die ganze Familie sei so nett – eine Familie, die zusammenhielt. Das gebe es heutzutage nicht mehr so häufig.
    Jodie Daniels, eine ihrer ältesten Freundinnen, hatte sie am Wochenende noch getroffen. Gemeinsam waren sie zum Gartencenter gefahren und hatten anschließend noch miteinander Kaffee getrunken. Dabei habe sich Ruth ganz normal benommen, berichtete sie: überhaupt nicht nervös, sondern wie immer offen und an ihrer Umwelt interessiert, wenn auch vielleicht ein wenig besorgt, weil Judith nicht richtig für ihren Schulabschluss lernte. Ansonsten hätten sie vor allem darüber gesprochen, ob sie sich ihr Haar, das plötzlich so grau wurde, färben solle oder nicht. Am Ende habe Ruth sich dagegen entschieden und gemeint, sie wolle in Würde alt werden, schloss Jodie Daniels traurig und fügte nach einer kurzen Pause noch ein fassungsloses »Mein Gott!« hinzu.
    Graham Walters war zwei Tage vor ihrem Tod gegen Ruths Auto geschrammt. Sie sei unglaublich verständnisvoll gewesen, erzählte er. »Typisch Ruth«, sagte er. Das sei das letzte Mal gewesen, dass er sie gesehen habe.
    Am Morgen des Tages, an dem sie gestorben war, hatte sie sich zu Elspeth Weavers Hund hinuntergebeugt und ihn gestreichelt, bevor sie in ihren Wagen gestiegen war.
    Sie war ein Stück rückwärts gefahren, um Robert Morgan vorbeizulassen, der aus der Gegenrichtung kam.
    Am frühen Vormittag hatte sie von der Arbeit aus bei Juliet Melchett angerufen und ihr Bescheid gegeben, dass Russell und sie gern zu ihrer Party kämen.
    Um elf hatte sie, ebenfalls von der Arbeit aus, bei John Lewis einen Blumenstrauß bestellt, der an Russells Tante geschickt werden sollte, weil diese sich die Hüfte gebrochen hatte.
    Allerdings hatte keine der genannten Personen bei Ruth Lennox vorbeigeschaut und eine Nachricht unter der Tür durchgeschoben.
    Erst bei Dawn Wilmer, die zwei Straßen weiter wohnte und deren ältester Sohn mit Ruths jüngerer Tochter in die Klasse ging, hatten die Beamten schließlich Glück. Sie erkannte die Nachricht als die ihre.
    »Sie haben ihr diesen Umschlag unter der Tür durchgeschoben?«
    »Ja.«
    »Wann?«
    »Am Mittwochnachmittag.«
    »An dem Tag, an dem sie gestorben ist?«
    »Ja, an dem Mittwoch. Hätte ich das sagen sollen? Ich habe nämlich schon mit einem Kollegen von Ihnen gesprochen und gesagt, dass ich nichts Verdächtiges bemerkt habe. Ich glaube, dabei habe ich sogar erwähnt, dass ich an dem Nachmittag kurz rüber bin zu ihrem Haus, aber vielleicht habe ich es auch vergessen zu sagen. Ich meine, ich bin ja nicht reingegangen oder sonst was. Mir ist nichts Ungewöhnliches oder Verdächtiges aufgefallen.«
    »Um welche Zeit war das?«
    »Genau weiß ich es nicht mehr, aber ich schätze, kurz nach vier. Auf jeden Fall vor halb fünf, weil Danny – das ist mein Sohn – an dem Tag spät nach Hause kommt und mir deswegen klar war, dass Dora auch erst so spät zurückkommt. Deswegen hat Ruth ja vorgeschlagen, dass ich zum Tee vorbeischauen soll. Wir kannten uns noch nicht so gut. Ich bin ziemlich neu in der Gegend, und mein Sohn hat erst vor Kurzem an diese Schule gewechselt. Es war nett von Ruth, mich einzuladen. Sie hat mir auch gleich das Du angeboten.«
    »Sie waren also zum Tee eingeladen, aber als Sie wie vereinbart eintrafen, war sie nicht da.«
    »Doch, da war sie schon, sie hat

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