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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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blöd.«
    Liebste Frieda – nun ist es zu spät, um dich anzurufen. Gerade habe ich mir den Link angesehen, den du mir geschickt hast. Wer ist dieser bescheuerte Hal Bradshaw überhaupt? Können wir etwas dagegen unternehmen? Eine meiner ältesten Freundinnen ist Anwältin. Soll ich sie mal fragen?
    Dir ist aber hoffentlich klar, wie sehr dich alle Leute schätzen, die wirklich zählen: deine Freunde, deine Kollegen, deine Patienten. Diese ganze Geschichte ist nur eine böse Farce, die daran nicht das Geringste ändert.
    Übrigens habe ich eine Idee für den Sommer: Wir könnten am Canal du Midi ein Hausboot mieten. Das würde dir gefallen. Ich war schon mal auf einem, sie sind sehr gemütlich. (Manche Menschen bekämen eher Platzangst, aber du nicht. Im Grunde sind solche Boote ein bisschen wie dein Haus, nur dass sie sich bewegen.) Wir könnten auf dem Wasser dahingondeln, hin und wieder eine Picknickpause einlegen und abends in kleine Brasserien gehen. Natürlich ist das Wetter in meiner Vorstellung schön sonnig, du trägst ein Sommerkleid, trinkst Weißwein und bist sogar ein bisschen braun. Sag Ja! xxx

19
    E s war für uns alle ein solcher Schock«, sagte die Frau, die Munster und Riley gegenübersaß. »Ich kann es noch gar nicht fassen. Ich meine, Ruth war so …« Sie verzog das Gesicht, weil sie krampfhaft nach dem richtigen Wort suchte. »Bodenständig«, sagte sie schließlich. »Eine fröhliche, praktisch veranlagte Frau. Ich weiß auch nicht … gar nicht der Typ Mensch, dem so etwas passiert. Mir ist natürlich klar, wie dumm das klingt.«
    Sie befanden sich in dem flachen, modernen Bau, in dem Ruth Lennox als Gesundheitsschwester gearbeitet hatte. Deren Vorgesetzte, Nadine Salter, hatte die beiden Beamten in einem kleinen Raum abseits des Großraumbüros Platz nehmen lassen.
    »Das klingt gar nicht dumm«, entgegnete Chris Munster, nachdem Riley eine Antwort schuldig geblieben war. Sein junger Kollege machte an diesem Vormittag einen leicht benebelten Eindruck. Sein Gesicht wirkte verknittert, als wäre er gerade erst aufgestanden. »Fast alle, die sie kannten, sind sich einig, dass sie eine freundliche, geradlinige Frau war«, fuhr Munster fort. »Wie lange hat sie hier gearbeitet?«
    »Etwa zehn Jahre. Natürlich hielt sie sich die meiste Zeit nicht hier im Büro auf, sondern war unterwegs, Hausbesuche machen.«
    »Können Sie uns ihren Schreibtisch zeigen?«
    »Selbstverständlich.«
    Sie gingen hinüber in den großen Raum. Die Schreibtische, an denen sie vorbeikamen, waren von Leuten besetzt, die vor Neugier fast platzten, gleichzeitig aber so taten, als würden sie arbeiten. Der Tisch von Ruth Lennox wirkte ausgesprochen ordentlich, was Munster und Riley nicht anders erwartet hatten. Ihre Aktenordner und Notizbücher, ihr Arbeitsplan, ihre Korrespondenz und der Großteil ihrer Schreibutensilien waren in den Schubladen verstaut. Abgesehen von einem ziemlich alten Computer befanden sich auf der Schreibtischplatte nur ein Becher mit Stiften, eine kleine Schale mit Papierstreifen und Heftklammern sowie ein gerahmtes Foto ihrer drei Kinder.
    »Wir werden ihren Computer und ihre Korrespondenz mitnehmen müssen«, erklärte Munster. »Vorerst interessieren wir uns nur für den Mittwoch, an dem sie gestorben ist, den sechsten April. War sie an dem Tag hier?«
    »Ja, aber nur bis Mittag. Den Mittwochnachmittag hatte sie immer frei. Vormittags gegen halb elf halten wir immer eine allgemeine Personalversammlung ab, und danach geht sie.«
    »Dann war sie an dem Tag also im Büro, und nicht unterwegs, um Hausbesuche zu machen.«
    »Genau. Sie ist gegen neun gekommen und mittags wieder gegangen.«
    »Verhielt sie sich an dem Tag irgendwie anders als sonst?«
    »Diese Frage haben wir uns hier im Büro auch schon gestellt. Sie wirkte ganz normal, wie immer.«
    »Sie hat nicht erwähnt, dass ihr irgendetwas Sorgen bereitete?«
    »Nein, ganz bestimmt nicht. Wir haben darüber gesprochen, wie schwierig es für junge Leute ist, eine Stelle zu finden, aber nur ganz allgemein. Ihre Kinder sind noch zu jung, um ihr in dieser Hinsicht Sorgen zu bereiten. Die Ärmsten. Ansonsten hat sie mir nur noch ein Kochrezept gegeben.«
    »Haben Sie sie gehen sehen?«, fragte Munster, während sie den Rückweg antraten.
    »Nein, aber Vicky, die dort drüben sitzt, war gerade draußen, eine rauchen. Sie hat sie in ein Taxi steigen sehen.«
    »Eines von den schwarzen?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Wissen Sie die

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