Schwarzer Mittwoch
verletzt?«
Frieda nahm einen Schluck von ihrem Kaffee, ehe sie antwortete.
»Sasha, wenn jetzt nicht du diejenige wärst, die mich das fragt, dann würde ich sagen, dass das Ganze für mich kein Problem darstellt und so etwas nun mal zu meinem Beruf gehört. Außerdem würde ich wohl hinzufügen, dass ich das alles sogar recht interessant fände, wenn es nicht mich selbst beträfe.«
»Aber ich bin diejenige, die dich danach fragt, und es betrifft dich sehr wohl.«
Frieda lächelte ihre Freundin an.
»Weißt du, manchmal wünschte ich, ich müsste diesen Job nicht machen. Stattdessen würde ich mein Geld gern mit Töpfern verdienen, das würde mir gefallen. Dann hätte ich einen Klumpen Ton auf meiner Scheibe, und es wäre völlig egal, was ich gerade fühle oder sonst jemand fühlt. Am Ende hätte ich einen Topf, eine Tasse oder Schale.«
»Wenn du dir deinen Lebensunterhalt mit Töpfern verdienen würdest«, meinte Sasha, »dann wäre ich in meiner Not damals völlig verloren gewesen oder Schlimmeres. Außerdem möchtest du gar nicht wirklich töpfern.«
»Es ist nett, dass du das sagst, aber irgendwann wäre es dir von selbst wieder besser gegangen. Das ist bei den meisten Leuten so.«
Frieda zog die Zeitung zurück auf ihre Seite des Tisches und warf erneut einen Blick darauf.
»Wirst du etwas dagegen unternehmen?«, fragte Sasha.
Frieda holte ein Notizbuch aus der Tasche und blätterte es durch, bis sie die gesuchte Seite gefunden hatte.
»Du kennst doch ein paar Leute, die sich mit dieser ganzen Technik auskennen und alles Mögliche im Internet finden können, nicht wahr?«
»Ja«, antwortete Sasha argwöhnisch.
»Ich möchte diesem Seamus Dunne einen Besuch abstatten. Ich habe seine Telefonnummer, weiß aber nicht, wo er lebt. Bestimmt gibt es eine Möglichkeit, das herauszufinden.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee ist. Wenn du wieder eine Schlägerei anfängst und verhaftet wirst, schafft Karlsson es womöglich nicht, dich noch einmal herauszupauken.«
»Ich plane nichts dergleichen«, beruhigte Frieda sie, »ich muss nur mit ihm reden. Persönlich. Geht das?«
Sasha warf einen Blick auf das Notizbuch.
»Ich schätze schon.« Sie griff nach ihrem Handy und tippte die Nummer.
»Was tust du?« fragte Frieda, doch Sasha brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen.
»Hallo«, meldete sie sich mit einer nasalen Stimme, die ganz anders klang als sonst. »Spreche ich mit Mister Seamus Dunne? Ja? Wir versuchen gerade, Ihnen ein Päckchen zu liefern, aber unser Fahrer hat wohl die falsche Adresse. Können Sie mir bitte noch einmal Ihre genaue Anschrift nennen?« Sie griff nach einem Stift und notierte die Adresse in Friedas Büchlein. »Ja. Ja. Ja, vielen Dank, wir sind gleich bei Ihnen.« Sie schob das Notizbuch zu Frieda hinüber.
»Unter technischer Hilfe hatte ich mir eigentlich etwas anderes vorgestellt.«
»Bitte keine Gewalttätigkeiten.«
»Ich werde mir Mühe geben.«
18
N ein«, sagte Seamus Dunne bei Friedas Anblick, »auf keinen Fall. Woher wissen Sie überhaupt, wo ich wohne?«
Sie blickte über seine Schulter: Studentenbehausung, blanke Holzdielen, Fahrräder im Gang, jede Menge leere Kartons.
»Ich möchte nur mit Ihnen reden.«
»Reden Sie mit der Zeitung oder mit Bradshaw. Die Verantwortung lag nicht bei mir.«
»Das interessiert mich alles gar nicht«, erwiderte Frieda, »und der Artikel auch nicht. Mir ist nur etwas aufgefallen, das Sie gesagt haben.«
Dunne kniff argwöhnisch die Augen zusammen.
»Ist das irgendeine Art Trick?«
Frieda musste fast lachen.
»Sie wollen wissen, ob ich gerade versuche, mir unter Vorspiegelung falscher Tatsachen Zutritt zu Ihrer Wohnung zu verschaffen?«
Dunne schüttelte nervös den Kopf.
»Bradshaw hat versichert, uns könne nichts passieren, es sei völlig legal.«
»Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass mir das egal ist«, entgegnete Frieda. »Ich bin hier, um zwei Dinge loszuwerden. Lassen Sie mich rein, dann erkläre ich Ihnen, was ich auf dem Herzen habe, und bin sofort wieder weg.«
Dunne wirkte hin- und hergerissen. Schließlich öffnete er die Tür und ließ Frieda hinein. Sie ging durch die Diele in die Küche, wo es aussah, als hätte eine ganze Rugby-Mannschaft erst einmal dem Fastfood gefrönt, dann eine Party gefeiert, am nächsten Morgen noch gemeinsam gefrühstückt und anschließend das Weite gesucht, ohne aufzuräumen. Dabei wirkte Seamus Dunne schon ein bisschen zu alt für so was. Er
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