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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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gestoppt?«
    »Abgelenkt - ja, aber nicht gestoppt. Beide Kugeln wurden in weichem Gewebe gefunden. Und auch das ist erstaunlich - keine gesplitterten Knochen, nicht der kleinste Bruch. Wie gesagt - ein unglaubliches Glück!«
    Vater Wycazik nickte. »Als die beiden Kugeln aus seinem Körper entfernt wurden -gab es da irgendwelche Hinweise darauf, dass sie für Kaliber 38 viel zu leicht waren? Ich meine, vielleicht waren es nicht die richtigen Patronen, vielleicht war zu wenig Blei in den Kugeln. Das würde doch erklären, weshalb sie - obwohl es ein 38er Revolver war - weniger Schaden anrichteten als Kugeln vom Kaliber 22.«
    Albright runzelte die Stirn. »Das weiß ich nicht. Möglich wäre es. Sie müssten die Polizei fragen ... oder Dr. Sonneford, den Chirurgen, der die Kugeln aus Tolk rausgeholt hat.«
    »Tolk soll doch sehr viel Blut verloren haben?«
    Albright schnitt eine Grimasse. »Es muss sich um einen Fehler auf seinem Krankenblatt handeln. Ich hatte heute noch keine Möglichkeit, mit Dr. Sonneford zu sprechen, nachdem ja Weihnachten ist, aber auf dem Krankenblatt steht, dass Tolk im Operationssaal über vier Liter Blut erhalten hat. Das kann natürlich nicht stimmen.«
    »Warum nicht?«
    »Vater, wenn Tolk tatsächlich vier Liter Blut verloren hätte, bevor er in die Klinik kam, wäre sein Kreislauf völlig zusammengebrochen. Er wäre schon tot gewesen. Mausetot!«

Las Vegas, Nevada
    Mary und Pete Monatella, Jorjas Eltern, kamen am Weihnachtsmorgen schon um sechs Uhr zu ihr; beide waren müde und mürrisch, weil sie zu wenig geschlafen hatten, aber sie wollten um jeden Preis die ihnen als Großeltern zustehenden Plätze am bunt geschmückten Weihnachtsbaum einnehmen, bevor Marcie aufwachte. Mary, die genauso groß wie ihre Tochter und früher auch genauso schlank gewesen war, hatte in den letzten Jahren Fett angesetzt und wirkte etwas schwerfällig. Pete war kleiner als seine Frau, hatte einen breiten Brustkorb und machte beim Gehen den Eindruck eines stolzierenden Zwerghahns, war aber einer der bescheidensten Menschen, die Jorja kannte. Das Ehepaar war mit Geschenken für sein einziges Enkelkind beladen.
    Natürlich hatten Mary und Pete auch für Jorja ein Geschenk und dazu die üblichen Gaben, die sie bei jedem Besuch mitbrachten: gutgemeinte, aber lästige Kritik, unerwünschte Ratschläge und Kommentare. Mary hatte kaum die Wohnung betreten, als sie auch schon reklamierte, dass die Dunstabzugshaube über dem Herd staubig sei; sie wühlte im Schränkchen unter der Spüle herum, bis sie eine Sprühflasche Windex und einen Lappen fand und machte sich sofort selbst an die Arbeit. Sie war außerdem der Meinung, dass der Weihnachtsbaum nicht richtig geschmückt sei - »Da müssten viel mehr Lichter hin, Jorja!« -, und als sie sah, wie Marcies Geschenke verpackt waren, rang sie die Hände. »Mein Gott, Jorja, das Papier ist nicht bunt genug, und an den Bändern hast du auch gespart. Kleine Mädchen lieben fröhliches Geschenkpapier, auf dem Santa Claus abgebildet ist, und sie wollen möglichst viel Bänder und Schleifen haben.«
    Jorjas Vater hingegen konzentrierte seine Kritik auf das große Tablett Plätzchen auf der Anrichte. »Die sind doch alle gekauft, Jorja. Hast du dieses Jahr denn selbst überhaupt keine Plätzchen gebacken?«
    »Na ja, Dad, ich musste in letzter Zeit viel Überstunden machen, und dazu kommen noch die Kurse an der UNLV und ...«
    »Ich weiß, dass eine alleinstehende Mutter es schwer hat«, fiel er ihr ins Wort, »aber hier geht es um etwas von grundlegender Bedeutung. Selbstgebackene Plätzchen sind ein wesentlicher Bestandteil von Weihnachten. Etwas sehr Wichtiges.«
    »Ungemein wichtig!« stimmte Jorjas Mutter ihrem Mann zu.
    Weihnachtliche Stimmung hatte sich in diesem Jahr bei Jorja ohnehin erst im letzten Augenblick eingestellt und wäre bei den ständigen Nörgeleien ihrer Eltern vermutlich bald wieder völlig verflogen, wenn nicht um halb sieben Marcie aufgetaucht wäre, gerade nachdem Jorja einen 14 Pfund schweren Truthahn für das spätere Festmahl in den Herd geschoben hatte. Das Mädchen kam im Schlafanzug ins Wohnzimmer gelaufen und sah genauso reizend aus wie die idealisierten Kinder auf Gemälden von Norman Rockwell.
    »Hat Santa mir die >Kleine Frau Doktor<-Tasche gebracht?«
    »Er hat dir noch viel mehr gebracht, Schätzchen«, sagte Pete. »Schau nur mal, was Santa Claus dir alles gebracht hat!«
    Marcie drehte sich um und sah den Baum -den >Santa< während der

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