Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
Nacht geschmückt hatte -und den Berg von Geschenken. Sie schnappte nach Luft. »Wow!«
    Die Aufregung des Kindes übertrug sich auch auf Jorjas Eltern, und sie vergaßen für kurze Zeit staubige Dunstabzugshauben und gekaufte Plätzchen. Eine Zeitlang herrschte eitel Freude.
    Aber als Marcie die Hälfte ihrer Geschenke geöffnet hatte, ließ die Festesstimmung etwas nach; erste Vorboten der Düsternis, die später am Tag beängstigende Ausmaße annehmen sollte, kündigten sich an. Mit einer weinerlichen Stimme, die sie sonst nie hatte, quengelte Marcie, dass Santa Claus die >Kleine Frau Doktor<-Tasche vergessen habe. Sie legte eine noch vor kurzer Zeit heißbegehrte Puppe achtlos beiseite, ohne sie auch nur aus der Schachtel zu nehmen. Hastig riss sie das nächste Paket auf. Das Benehmen des Kindes beunruhigte Jorja, speziell aber der eigenartige Ausdruck in Marcies Augen. Bald bemerkten auch Mary und Pete, dass etwas nicht stimmte. Sie begannen auf Marcie einzureden, sie solle sich doch mehr Zeit für jedes einzelne Geschenk nehmen und die Päckchen nicht so hektisch öffnen; aber ihre Ermahnungen blieben erfolglos.
    Jorja hatte die Spielzeug-Ärztetasche nicht unter den Weihnachtsbaum gelegt; sie war als Schlussüberraschung in einem Schrank versteckt. Aber als nur noch drei Pakete übrig waren, zitterte Marcie und war ganz bleich.
    Warum war dieses >Kleine Frau Doktor<-Ding für sie nur so ungeheuer wichtig?
    Viele der bereits ausgepackten Geschenke waren doch teurer und interessanter. Warum konzentrierte sich ihre Aufmerksamkeit so ausschließlich auf diesen einzigen Gegenstand? Warum war sie so versessen auf diese Arzttasche?
    Als auch das letzte Paket geöffnet war, schluchzte Marcie jämmerlich auf. »Santa hat es nicht gebracht! Er hat es vergessen! Er hat es vergessen!«
    Angesichts der herrlichen Geschenke, die im ganzen Zimmer verstreut lagen, hatte die Verzweiflung des Mädchens etwas Erschreckendes. Jorja war fassungslos und entsetzt über die Ungezogenheit ihrer Tochter, und sie sah, dass ihre Eltern über diese unerwartete und völlig ungerechtfertigte Szene sehr schockiert waren.
    Jorja begriff, dass in Kürze jede Weihnachtsstimmung unwiderruflich dahin sein würde. Sie rannte ins Schlafzimmer, holte das so wichtige Geschenk hinter ihren Schuhschachteln hervor und brachte es ins Wohnzimmer.
    In rasender Verzweiflung riss Marcie ihrer Mutter das Paket aus der Hand.
    »Was ist nur in das Kind gefahren?« fragte Mary.
    »Ja«, sagte Pete, »was ist an dieser Arzttasche denn nur so wichtig?«
    Marcie zerrte wild an der Verpackung, bis sie feststellte, dass es tatsächlich das heißersehnte Geschenk war. Schlagartig beruhigte sie sich und hörte auf zu zittern.
    »Kleine Frau Doktor. Santa hat es nicht vergessen!«
    »Liebling, vielleicht ist es gar nicht von Santa«, sagte Jorja.
    Sie war erleichtert, dass ihr Kind jenes sonderbare und unerfreuliche Benehmen offensichtlich überwunden hatte.
    »Nicht alle deine Geschenke sind von Santa Claus. Schau lieber mal auf den Anhänger.«
    Marcie suchte folgsam nach dem Geschenkanhänger, las die wenigen Worte und blickte mit unsicherem Lächeln auf. »Es ist von ... Daddy!«
    Jorja spürte, dass ihre Eltern sie anstarrten, aber sie wich ihren Augen aus. Sie wussten, dass Alan mit seiner letzten Eroberung der Blondine namens Pepper - nach Acapulco geflogen war und dass er sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, Marcie eine Weihnachtskarte zu schicken, und sie missbilligten es zweifellos, dass Jorja ihrer Tochter gegenüber das Märchen vom liebenden Vater aufrechterhielt.
    Als Jorja später in der Küche vor dem Herd kauerte und nach dem Truthahn sah, beugte sich ihre Mutter über sie und fragte leise: »Warum hast du das getan, Jorja? Warum hast du den Namen dieses Schweines auf das Geschenk geschrieben, das sie sich am meisten gewünscht hat?«
    Jorja begoss schweigend den Vogel mit seinem eigenen Saft.
    Schließlich sagte sie: »Ich wollte Marcie das Fest nicht verderben, nur weil ihr Vater ein Arschloch ist.«
    »Du solltest ihr die Wahrheit nicht vorenthalten«, bemerkte Mary ruhig.
    »Die Wahrheit ist für ein siebenjähriges Kind viel zu hässlich!«
    »Je eher sie weiß, was für ein Dreckskerl ihr Vater ist, desto  besser. Weißt du, was dein Vater über die Frau gehört hat, mit
    der Alan jetzt zusammenlebt?«
    »Ich bin sicher, dass dieser Vogel bis Mittag fertig sein wird.«
    Aber Mary ließ ihr Thema nicht fallen. »Sie steht in zwei Casinos auf

Weitere Kostenlose Bücher