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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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in einem gemieteten Chevrolet langsam durch das Universitätsgelände von Portland und versuchte, sich an seine Gemütsverfassung von vor mehr als achtzehn Monaten zu erinnern, als er Oregon mit Ziel Mountainview in Utah verlassen hatte. Der starke Regen hatte kurz vor Morgengrauen aufgehört, aber der ganze Himmel war immer noch wolkenverhangen, grau wie ein abgebranntes Feld, so als hätte hinter den Wolken ein Brand gewütet, der mit Regengüssen gelöscht worden war. Dom hielt auf seiner Fahrt durch den Campus häufig an, um die vertrauten Stätten vergangener Zeiten auf sich einwirken zu lassen. Er parkte längere Zeit gegenüber seiner ehemaligen Wohnung, und während er zu den Fenstern hinaufblickte, versuchte er, sich den Mann ins Gedächtnis zu rufen, der er damals gewesen war.
    Er war überrascht, wie schwer es ihm fiel, sich mit jenem menschenscheuen, krampfhaft um Unauffälligkeit bemühten Dom Corvaisis zu identifizieren. Obwohl er noch genau wusste, wie er in alten Zeiten gewesen war, konnte er seine damaligen Empfindungen gefühlsmäßig nicht nachvollziehen, was darauf hindeutete, dass er sich nie mehr in jenen alten Dom zurückverwandeln konnte, dass seine diesbezüglichen Ängste völlig unbegründet waren.
    Er war überzeugt davon, dass er im vorletzten Sommer während seiner Reise etwas Schreckliches gesehen hatte und dass ihm etwas Ungeheuerliches angetan worden war. Aber diese Überzeugung enthielt ein Rätsel und einen Widerspruch. Das Rätsel bestand darin, dass jenes mysteriöse Ereignis in ihm eine unbestreitbar positive Veränderung bewirkt hatte. Und wie konnte eine mit Schmerz und Schrecken verbundene Erfahrung derart segensreiche Auswirkungen haben?
    Der Widerspruch bestand darin, dass jenes Ereignis ihm trotz dieser segensreichen Auswirkungen auf seine Persönlichkeit schreckliche Alpträume bescherte. Wie konnte dieses schicksalhafte Erlebnis nur zugleich positiv und furchterregend, zugleich erhebend und schrecklich sein? Wenn es überhaupt eine Antwort auf diese Fragen gab, so war sie nicht hier in Portland zu finden, sondern irgendwo auf den Highways. Er ließ den Motor an, entfernte sich von seiner ehemaligen Wohnstatt und machte sich auf den Weg nach Utah.
    Die kürzeste Strecke von Portland nach Mountainview führte zunächst über die Interstate 80 Nord. Vor neunzehn Monaten hatte Dom jedoch einen Umweg gemacht und war auf der Interstate 5 gen Süden gefahren, weil er in Reno einige Tage Zwischenstation machen wollte, um für eine Reihe von Kurzgeschichten über das Spielermilieu das Lokalkolorit zu studieren.
    Auch jetzt schlug er mit dem gemieteten Chevrolet diese Route ein und fuhr auf dem vertrauten Highway mit einer Geschwindigkeit von 80 Stundenkilometern -auf steileren Abschnitten sogar nur mit 60 -dahin, denn im vorletzten Juni hatte er einen Anhänger gehabt und war dadurch nur langsam vorangekommen. Wie damals aß er in Eugene zu Mittag.
    In der Hoffnung, irgend etwas zu entdecken, das seinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen und eine Verbindung zu den mysteriösen Geschehnissen während jener ersten Reise schaffen würde, schenkte Dom allen Kleinstädten, die er passierte, größte Aufmerksamkeit. Aber er sah nichts, was ihm Unbehagen bereitet hätte, und die ganze Fahrt bis Grants Pass, wo er kurz vor sechs Uhr abends eintraf, verlief ereignislos.
    Er stieg im selben Motel ab wie vor anderthalb Jahren. Er erinnerte sich sogar noch an seine Zimmernummer - zehn -, weil unmittelbar daneben die Getränke-und Eisautomaten standen und er die halbe Nacht unter der damit verbundenen Lärmbelästigung gelitten hatte. Das Zimmer war nicht belegt, und er nahm es mit der vagen Begründung, dass sentimentale Erinnerungen mit diesem Raum verbunden sein könnten.
    Wie damals, so aß er auch jetzt im Restaurant auf der anderen Straßenseite.
    Er war auf der Suche nach satori; dieses Zen-Wort bedeutete >plötzliche Erleuchtung<, >tiefe Offenbarung<. Aber nichts Derartiges wurde ihm zuteil.
    Er hatte den ganzen Tag über häufig in den Rückspiegel geschaut und nach einem eventuellen Verfolger Ausschau gehalten. Beim Abendessen beobachtete er misstrauisch die anderen Gäste. Aber falls er wirklich observiert wurde, so war sein Beschatter ein absoluter Könner, der unsichtbar blieb.
    Um neun ging er zu einer nahegelegenen Tankstelle mit öffentlicher Fernsprechzelle. Von dort rief er in einer öffentlichen Fernsprechzelle in Laguna Beach an, wo Parker Faine wie vereinbart wartete, um

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