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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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zunehmend unbehaglicher. Er konnte den Zustand von Wahnsinn nicht nachvollziehen, der diese unheimliche Szenerie geschaffen hatte, konnte sich nicht in Lomacks fiebriges Hirn hineinversetzen, aber er konnte die Ängste des Spielers gut nachempfinden. Als er so durch das mit Monden übersäte Haus ging und den Lichtstrahl seiner Taschenlampe über die Mondoberflächen gleiten ließ, überliefen ihn selbst kalte Schauer. Die Monde übten auf ihn keine hypnotische Wirkung aus, wie das offenbar bei Lomack der Fall gewesen war, aber während er sie betrachtete, spürte er instinktiv, dass der Impuls, der Lomack veranlasst hatte, sein Haus mit Mondfotos zu tapezieren, identisch mit jenem Impuls war, der in ihm selbst die Träume vom Mond auslöste.
    Er und Lomack hatten irgendeine Erfahrung geteilt, bei welcher der Mond eine wichtige Rolle gespielt hatte oder für welche der Himmelskörper Symbolcharakter hatte. Im vorletzten Sommer mussten sie zur selben Zeit am selben Ort gewesen sein. Am falschen Ort zur falschen Zeit.
    Lomack hatte durch die Last künstlich ausgeschalteter Erinnerungen den Verstand verloren.
    Werde auch ich den Verstand verlieren? fragte sich Dom, während er sich im Schlafzimmer des Spielers langsam im Kreise drehte.
    Ein neuer, beunruhigender Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Angenommen, dass Lomack sich nicht aus Verzweiflung über seine Obsession umgebracht hatte, sondern dass er sich die Flintenmü ndung in den Mund geschoben und abgedrückt hatte, weil er sich schließlich an die Geschehnisse des vorletzten Sommers erinnert hatte. Vielleicht war diese Erinnerung viel schlimmer als das Nicht-erinnern-können. Vielleicht würden ihm selbst - falls es ihm gelang, die Wahrheit herauszufinden Schlafwandeln und Alpträume harmlos vorkommen im Vergleich zu dem, was er während der Fahrt von Portland nach Mountainview erlebt hatte.
    Monde ... Sie wirkten immer beklemmender auf Dom, und er hatte plötzlich das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Die Monde schienen ihm zu prophezeien, dass auch ihm irgendein böses Schicksal beschieden sein würde, und er taumelte aus dem Zimmer, ergriff buchstäblich die Flucht.
    Er rannte durch den kurzen Korridor ins Wohnzimmer, stolperte über einen Bücherstapel und fiel hin. Einen Moment lag er benommen auf dem Boden. Aber er bekam schlagartig wieder einen klaren Kopf, als er auf einem der vielen identischen Poster mit Filzschrift den Namen >Dominick< geschrieben sah. Bei seinem ersten Rundgang durch das Haus war ihm das nicht aufgefallen, aber jetzt war er so gestürzt, dass der Strahl der Taschenlampe in seiner rechten Hand direkt auf dieses Wort fiel.
    Dom bekam eine Gänsehaut. Davon hatte nichts in der Zeitung gestanden, aber es war bestimmt Lomacks Schrift. Soweit Dom wusste, hatte er den Spieler überhaupt nicht gekannt. Aber anzunehmen, dass ein anderer Dominick gemeint war, hieße den Zufall überstrapazieren zu wollen.
    Er stand auf und ging einige Schritte auf das Poster mit seinem Namen zu. Etwa zwei Meter von der Wand entfernt blieb er stehen. Im Schein der Taschenlampe sah er auch auf einigen anderen Postern Schriftzüge. Sein eigener Name war nur einer von vieren, die Lomack auf vier Mondoberflächen geschrieben hatte: DOMINICK, GINGER, FAYE, ERNIE.
    Wenn sein Name hier stand, weil er und Lomack gemeinsam irgendein alptraumhaftes Erlebnis gehabt hatten, dann mussten auch die drei anderen daran teilgehabt haben, obwohl Dom sich überhaupt nicht an sie erinnern konnte.
    Er dachte an den Priester auf dem Polaroid-Foto. War das Ernie?
    Und die ans Bett gefesselte Blondine. War das Ginger? Oder Faye?
    Während er den Lichtstrahl von einem Namen zum anderen gleiten ließ, stieg in ihm ganz dunkel eine schreckliche Erinnerung auf. Aber sie blieb tief in seinem Unterbewusstsein, ein amorpher Fleck, ähnlich einem riesigen Meereslebewesen, das unter der trüben Oberfläche des Ozeans vorbeischwimmt und dessen Existenz nur durch die Blasenbahn und das Flimmern von Licht und Schatten im Wasser zu erkennen ist. Er versuchte, diese Erinnerung zu packen, aber sie tauchte in die Tiefe und verschwand.
    Seit dem Betreten von Lomacks Haus hatte Dom Angst verspürt, nun aber stieg Frustration in ihm auf. Er brüllte in dem leeren Haus, und seine Stimme hallte von den mit Monden tapezierten Wänden wider.
    »Warum kann ich mich nicht erinnern?«
    Er kannte den Grund natürlich: Jemand hatte sein Gehirn manipuliert, hatte bestimmte Erinnerungen ausgelöscht.
    Aber

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