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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Ehrfurcht auf, von der er stets erfüllt war, wenn er aus seinen Alpträumen erwachte, jene Angst, die ihn überwältigte, wenn er schlafwandelte und versuchte, Fenster zu vernageln.
    Er las den Artikel mehrmals aufmerksam durch, und um Viertel nach neun beschloss er trotz seiner Müdigkeit, noch an diesem Abend unbedingt Lomacks Haus anzusehen. Er zog sich an, stieg in seinen Mietwagen und ließ sich vom Parkwächter erklären, wie er zur Wass Valley Road gelangen konnte.
    Reno lag unterhalb der Schneegrenze. Es war eine klare Nacht, und die Straßen waren trocken. Unterwegs kaufte Dom in einem Drugstore eine Taschenlampe. Kurz nach zehn parkte er gegenüber der Hausnummer 1420 in der Wass Valley Road.
    Es war ein Bungalow mit großen Veranden, ein bescheidenes Domizil, wie der Zeitungsartikel ja auch angedeutet hatte. Das ganze Grundstück hatte eine Größe von etwa zweitausend Quadratmeter. Stellenweise lag auf dem Dach, auf dem Rasen und auf den hohen Tannen noch alter Schnee. Die Fenster waren dunkel.
    Laut diesem Zeitungsartikel war Eleanor Wolsey, Lomacks Schwester, drei Tage nach seinem Tod, am 28. Dezember, aus Florida angereist und hatte sich um die Beerdigung gekümmert, die am 30. stattgefunden hatte. Sie hielt sich zur Zeit noch in Reno auf, um alle Vermögensangelegenheiten zu regeln, wohnte
    aber im Hotel, weil das Haus ihres Bruders viel zu deprimierend war.
    Dom war normalerweise ein Mensch, der sich korrekt an die Gesetze hielt, und die Aussicht, in Lomacks Haus einbrechen zu müssen, behagte ihm nicht allzusehr. Aber ihm blieb keine andere Wahl, wenn er es sehen wollte. Eleanor Wolsey würde ihm bestimmt nicht erlauben, es zu besichtigen, denn sie hatte der Zeitung gegenüber geäußert, dass die abstoßende, perverse Neugier wildfremder Menschen sie ganz krank mache.
    Fünf Minuten später stellte Dom auf der hinteren Veranda des Bungalows fest, dass die Tür nicht nur abgeschlossen, sondern zusätzlich auch noch verriegelt war. Gleich darauf entdeckte er aber, dass das Fenster über der Küchenspüle nicht fest geschlossen war. Er öffnete es und kletterte ins Haus hinein.
    Dom schirmte die Taschenlampe mit einer Hand ab, damit niemand von draußen das Licht sehen und Verdacht schöpfen konnte. Dann sah er sich in der Küche um. Sie befand sich nicht mehr in dem katastrophalen Zustand, in welchem die Polizei sie am Weihnachtsabend vorgefunden hatte. Lomacks Schwester hatte - wie dem Zeitungsbericht zu entnehmen gewesen war - vor zwei Tagen damit begonnen, das Haus zu putzen, um es möglichst schnell verkaufen zu können. Die Abfälle waren verschwunden. Die Möbel und der Fußboden glänzten vor Sauberkeit. Es roch nach frischer Farbe und Desinfektionsmitteln. Eine einzelne überlebende Küchenschabe huschte rasch hinter den Kühlschrank. Es gab kein einziges Bild vom Mond.
    Dom befürchtete plötzlich, dass Eleanor Wolsey und ihre Helfer bereits zu große Fortschritte gemacht haben könnten, dass alle Spuren von Lomacks Obsession schon beseitigt worden waren.
    Aber seine Sorge erwies sich rasch als unbegründet, denn als er das Wohnzimmer betrat, sah er im Schein der Taschenlampe sogleich, dass Wände, Fenster und Decke mit großen Postern des Mondes tapeziert waren. Dom hatte das Gefühl, als hinge er irgendwo weit draußen im Weltraum, wo 50 gleichartige Himmelskörper unmöglich dicht nebeneinander ihre Bahnen zogen.
    Es war ein verwirrender Anblick. Ihm war schwindelig, und er hatte einen trockenen Mund.
    Er ging langsam auf einen Korridor hinaus, wo jeder Zentimeter der Wände mit Mondfotos - großen und kleinen Farbund Schwarzweißfotos -bedeckt waren. Manche waren an die Wand geklebt, andere mit Reißzwecken oder Klebeband befestigt. Beide Schlafzimmer waren mit den gleichen Dekorationen versehen; die allgegenwärtigen Monde erinnerten Dom an Pilze, die sich wild wuchernd über das ganze Haus ausgebreitet hatten.
    In der Zeitung stand, dass über ein Jahr vor Lomacks Selbstmord niemand außer ihm selbst das Haus betreten hatte. Das glaubte Dom ohne weiteres, denn jeder Besucher, der das Werk dieses Mondbesessenen gesehen hätte, hätte sofort eine psychiatrische Klinik verständigt. Die Nachbarn hatten von der rapiden Verwandlung des Spielers vom geselligen Mann zum Einsiedler berichtet. Die Faszination des Mondes auf ihn hatte offenbar im vorletzten Sommer begonnen.
    Im vorletzten Sommer ... Das fiel zeitlich genau mit den Veränderungen in Doms eigenem Leben zusammen.
    Dom fühlte sich

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