Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
mehr Gefallen. Anfangs äußerte sie nur schüchtern den Wunsch, auf der Fahrt zur Arbeit selbst am Steuer zu sitzen, aber inzwischen fuhr sie oft allein mit dem Lieferwagen durch die Gegend. Manchmal stand Ned am Fenster und beobachtete, wie sein geheiltes Vögelchen gleichsam die Flügel ausbreitete und davonflog, und er freute sich von Herzen darüber, verspürte aber zugleich ein ihm selbst unerklärliches Unbehagen.
    Um Neujahr herum verdichtete sich das vage Unbehagen dann zur ständigen Angst, deren Ursache er inzwischen begriff: Er befürchtete, dass Sandy eines Tages davonfliegen und nicht mehr zu ihm zurückkommen würde.
    Vielleicht war es jetzt soweit, vielleicht würde sie ihn mit dem Fremden verlassen, mit diesem Bekannten der Blocks.
    Ich mache mich völlig unnötig verrückt, bilde mir totalen Blödsinn ein, dachte Ned, während er drei Hamburger auf den Grill legte. Ich weiß ganz genau, dass meine Befürchtungen unbegründet sind.
    Aber er konnte einfach nichts dagegen tun.
    Bis die Cheeseburger mit Beilagen für die Blocks und ihren Freund fertig waren, hatten alle anderen Gäste das Lokal verlassen. Während Sandy das Essen servierte, schloss Faye die Tür ab und schaltete die Leuchtschrift GESCHLOSSEN ein, die auf der I-80 zu sehen war, obwohl es noch nicht zehn Uhr war.
    Ned ging zum Tisch hinüber, weil er sich den Fremden einmal genauer ansehen und ihm gleichzeitig zu verstehen geben wollte, dass Sandy zu ihm -Ned -gehörte. Überrascht stellte er fest, dass Sandy eine Flasche Bier vor sich stehen hatte und auch für ihn schon eine geöffnet hatte. Er trank nicht viel und Sandy noch weniger.
    »Du wirst es brauchen, wenn du hörst, was sie uns zu sagen haben«, meinte Sandy. »Ich glaube sogar, du wirst noch ein paar Flaschen vertragen können.«
    Der Fremde hieß Dominick Corvaisis, und als er seine unglaubliche Geschichte erzählte, vergaß Ned schlagartig seine Befürchtungen in bezug auf Sandy. Danach hatten Ernie und Faye eine genauso fantastisch anmutende Geschichte auf Lager, und nun erfuhr Ned auch zum erstenmal etwas von Ernies Angst vor der Dunkelheit.
    »Aber ich erinnere mich doch an diese Evakuierung«, sagte Ned. »Wir können uns nicht jene drei Tage im Motel aufgehalten haben, weil ich mich daran erinnern kann, dass wir zu Hause so eine Art Kurzurlaub hatten - wir sahen viel fern und lasen Louis L'Amour.«
    »Ich glaube, dass das falsche Erinnerungen sind, die man Ihnen bei der Gehirnwäsche eingeimpft hat«, erklärte Corvaisis. »Hat jemand Sie während dieser Zeit in Ihrem Wohnwagen besucht? Irgendwelche Nachbarn? Jemand, der bestätigen könnte, dass Sie tatsächlich dort waren?«
    »Unser Wohnwagen steht etwas außerhalb von Beowawe, wir haben deshalb keine richtigen Nachbarn. Soweit ich mich erinnern kann, haben wir niemanden gesehen, der beschwören könnte, dass wir dort waren.«
    »Ned«, sagte Sandy, »sie haben gefragt, ob einer von uns beiden zuletzt irgend etwas Auffälliges an sich beobachtet hat.«
    Ned schaute seiner Frau in die Augen und gab ihr wortlos zu verstehen, dass er ihr die Entscheidung überließ, ob sie den anderen etwas von ihrer erstaunlichen Veränderung erzählen wollte oder nicht.
    »Sie beide waren ja an jenem Abend hier«, sagte Corvaisis. »Was auch immer damals geschehen sein mag -es fing jedenfalls an, während ich hier aß. Sie müssen es also miterlebt haben. Aber die Erinnerungen wurden Ihnen geraubt.«
    Der Gedanke, dass Fremde sein Gehirn manipuliert haben könnten, ließ Ned plötzlich frösteln. Mit großem Unbehagen betrachtete er die fünf Polaroid-Fotos, die Faye auf dem Tisch ausgebreitet hatte - besonders jene Aufnahme, auf der Corvaisis mit leichenhaft leerem Blick zu sehen war.
    Faye wandte sich unterdessen an Sandy. »Ernie und ich hätten blind sein müssen, um Ihre plötzliche Veränderung nicht zu bemerken. Ich will Sie nicht in Verlegenheit bringen, und ich möchte auch meine Nase nicht in fremde Angelegenheiten stecken, aber wenn Ihre Verwandlung irgend etwas mit dieser mysteriösen Geschichte zu tun haben könnte, sollten Sie uns davon erzählen.«
    Sandy griff nach Neds Hand. Ihre Liebe zu ihm war so offenkundig, dass Ned sich seines lächerlichen Misstrauens von vorhin schämte.
    Sie starrte angestrengt auf ihr Bier. »Den größten Teil meines Lebens hindurch«, sagte sie, »hatte ich die niedrigste Meinung von mir. Ich werde Ihnen auch den Grund dafür erzählen, denn Sie müssen wissen, wie schlimm meine Kindheit

Weitere Kostenlose Bücher