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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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von Thunder Hill fernhalten musste. Erstens musste wegen des darin verborgenen Geheimnisses alles vermieden werden, was die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf diesen Ort lenken konnte. Entlang der Straße, die zum Depot führte, wohnten zahlreiche Rancher. Wenn sie zufällig sahen, dass eine ganze DERO-Kompanie sich nach Thunder Hill begab, würden sie allerhand Vermutungen anstellen. Die Bewohner dieser Gegend sollten sich aber möglichst wenig mit Thunder Hill beschäftigen. Im vorletzten Sommer hatte er Shenkfield benutzt, um die allgemeine Aufmerksamkeit vom Depot abzulenken. Und jetzt, da sich eine neue Krise anbahnte, würde er wieder hier in Shenkfield bleiben, um in der Lage zu sein, die Presse und Öffentlichkeit -falls erforderlich -in der gleichen Weise wie damals irrezuführen.
    Der zweite Grund, weshalb er Shenkfield als Hauptquartier vorzog, war, dass er in Bezug auf alle Leute im Depot gewisse düstere Befürchtungen hegte. Er traute keinem von ihnen, würde sich unter ihnen nicht sicher fühlen. Sie könnten schließlich ... nun ja, verändert worden sein.
    Er hatte die Reste des zerkauten Aspirins jetzt schon so lange im Mund, dass er sich an den bitteren Geschmack gewöhnt hatte. Er verursachte ihm keinen Würgereiz mehr; folglich durfte er jetzt das Wasser trinken. Er leerte das Glas in vier großen Schlucken.
    Leland Falkirk fragte sich plötzlich, ob er vielleicht die Grenzlinie überschritten hatte, die den konstruktiven Einsatz von Schmerz vom krankhaften Genuss am Schmerz trennte. Schon als er sich diese Frage stellte, wusste er die Antwort: Ja, in gewisser Weise war er ein Masochist geworden. Schon vor Jahren.
    Er war ein sehr disziplinierter Masochist, er profitierte von den Schmerzen, die er sich selbst zufügte, er kontrollierte den Schmerz, er war nicht süchtig danach - aber ein Masochist war er dennoch.
    Anfangs hatte er sich den Schmerzen nur ausgesetzt, um ein harter Mann zu werden. Aber irgendwann hatte er dann begonnen, sie zu genießen. Überrascht über seine Erkenntnis, starrte er auf das leere Wasserglas.
    Eine abscheuliche Vorstellung ging ihm plötzlich durch den Kopf: Er sah sich in etwas mehr als zehn Jahren als sechzigjährigen Perversen, der sich jeden Morgen Bambussplitter unter die Fingernägel steckt, wegen des erregenden Schmerzgefühls, das seinen Kreislauf richtig in Gang bringt. Dieses groteske Bild war schrecklich. Aber es war auch komisch, und er lachte.
    Bis vor einem Jahr wäre Leland zu selbstkritischen Analysen dieser Art nicht fähig gewesen, und er hatte auch nie viel gelacht. Bis vor kurzem. In letzter Zeit fielen ihm nicht nur Charaktereigenschaften an sich selbst auf, die er früher nie bemerkt hatte, sondern er konnte manchmal auch über sich selbst lachen; zugleich wurde ihm immer stärker bewusst, dass er gewisse Angewohnheiten und Verhaltensweis en ablegen könnte und auch sollte. Er wusste, dass er ein besserer und zufriedenerer Mensch werden könnte, ohne seine vielgepriesene Härte einzubüßen. Das war für ihn ein seltsamer Geisteszustand, aber er kannte den Grund dafür: Nach den Ereignissen des vorletzten Sommers, nach allem, was er damals gesehen hatte, und in Anbetracht dessen, was jetzt im Thunder Hill Depository vorging, war es nur allzu verständlich, dass er nicht mehr ganz derselbe Mann wie früher war.
    Das Telefon klingelte. Er nahm den Hörer ab und hoffte, Neuigkeiten über die Situation in Chicago zu erhalten. Aber es war Henderson aus Monterey in Kalifornien, der meldete, dass die Operation im Haus der Salcoes glatt verlief.
    Im vorletzten Sommer hatte Gerald Salcoe mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern zwei Zimmer im Tranquility Motel gemietet. Am falschen Abend. Und in letzter Zeit waren die Gedächtnisblockierungen bei allen Salcoes stark abgebröckelt.
    Die Spezialisten für Gehirnwäsche des CIA, die normalerweise nur bei Geheimoperationen im Ausland eingesetzt wurden, waren in jenem Juli mit der Arbeit im Tranquility Motel betraut worden, und sie hatten versprochen, die Erinnerungen der Zeugen für immer auszulöschen; jetzt waren sie sehr bestürzt über die zahlreichen Fälle, in denen die Gedächtnisblockaden brüchig wurden. Das Ereignis, das jene Zeugen miterlebt hatten, war viel zu erschütternd und überwältigend gewesen, als dass es leicht zu unterdrücken gewesen wäre; die verbotenen Erinnerungen übten einen ständigen mächtigen Druck auf die Gedächtnisbarrieren aus. Jetzt behaupteten die CIA-Experten,

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