Schwarzer Mond: Roman
dass eine zweite dreitägige Behandlung der Zeugen deren ewiges Schweigen garantieren würde.
Tatsache war, dass in Zusammenarbeit von FBI und CIA die ganze Familie Salcoe zur Zeit völlig illegal in Monterey gefangengehalten und einer zweiten Gehirnwäsche unterzogen wurde. Obwohl Cory Henderson, der FBI-Agent am Telefon, behauptete, dass alles gut verlaufe, war Leland der Ansicht, dass es eine aussichtslose Sache war. Dieses Geheimnis würde nicht gewahrt werden können.
Außerdem waren viel zu viele Institutionen in diese Sache verwickelt: FBI, CIA, eine ganze DERO-Kompanie und andere mehr. Und bekanntlich verdarben viele Köche den Brei.
Aber Leland war ein guter Soldat. Nachdem er nun einmal mit der Leitung des militärischen Teils dieser Operation betraut worden war, würde er gewissenhaft seine Pflicht erfüllen, auch wenn er persönlich die Sache für hoffnungslos hielt.
Henderson fragte: »Wann werden Sie gegen die Zeugen im Motel vorgehen?«
Das war die Bezeichnung, die sie für all jene verwendeten, die damals im Juli einer Gehirnwäsche unterzogen worden waren Zeugen. Leland fand das sehr passend, denn über die augenfällige Bedeutung des Wortes hinaus erweckte es auch mystische und religiöse Assoziationen. Er erinnerte sich daran, wie er als Kind zu Erweckungspredigten mitgeschleppt worden war, bei denen Dutzende von Menschen in wilden Zuckungen auf dem Boden lagen, während der ekstatische Prediger ihnen zubrüllte, sie sollten >Zeugen des Wunderbaren, aufrichtige Zeugen für den Herrn< sein. Nun, was die Zeugen im Tranquility Motel gesehen hatten, war genauso umwerfend, erschreckend und erschütternd gewesen wie das Antlitz Gottes, das jene verzückten Pfingstler zu sehen begehrt hatten.
Leland beantwortete Hendersons Frage. »Wir sind zur Stelle und können das Motel innerhalb einer halben Stunde abriegeln. Aber ich werde nicht losschlagen, solange ich nicht genau weiß, was in Illinois los ist, ob diese schreckliche Panne mit Calvin Sharkle inzwischen erfolgreich behoben werden konnte.«
»Ja, eine wirklich ärgerliche Sache! Wie konnte die Situation bei Sharkle nur solche katastrophalen Ausmaße annehmen? Man hätte ihn sich schon vor Tagen schnappen und einer neuen Gehirnwäsche unterziehen müssen, wie wir das hier mit den Salcoes gemacht haben.«
»Das ist nicht meine Schuld«, sagte Leland. »Die Überwachung der Zeugen ist Sache Ihrer Dienststelle. Meine Aufgabe ist es nur, hinter Ihnen aufzufegen.«
Henderson seufzte. »Ich wollte die Schuld nicht Ihren Männern zuschieben, Colonel. Aber verdammt, Sie können uns auch keinen Vorwurf machen. Obwohl wir jeden Zeugen nur an vier Tagen pro Monat visuell überwachen und nur etwa die Hälfte der Bänder mit ihren Telefongesprächen abhören, brauchten wir dazu 25 Agenten. Wir haben aber nur zwanzig zur Verfügung. Außerdem ist diese verdammte Sache so geheim, dass nur drei von diesen zwanzig wissen, warum die Zeugen überwacht werden müssen. Ein guter Agent tappt aber nicht gern im dunkeln. Er hat dann das Gefühl, dass man ihm nicht traut, und er leistet schlampige Arbeit. Und so entsteht dann eine Situation wie bei diesem Sharkle: Die Gedächtnisblockierung des Zeugen bricht zusammen, und niemand bemerkt es, bis die Sache im äußerst kritischen Stadium ist. Wie konnten wir nur jemals glauben, dass es uns gelingen würde, die Sache auf unbegrenzte Zeit geheimzuhalten? Totaler Schwachsinn! Ich will Ihnen sagen, was unser Fehler war: Wir haben diesen Gehirnwäschern des CIA Glauben geschenkt. Wir dachten, dass diese Arschlöcher wirklich leis ten könnten, was sie behaupteten, leisten zu können. Das war unser großer Fehler, Colonel.«
»Ich habe von Anfang an gesagt, dass es eine einfachere Möglichkeit gäbe«, rief Leland ihm ins Gedächtnis.
»Alle umzubringen? Einunddreißig unserer eigenen Landsleute umzubringen, nur weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren?«
»Ich hatte es ja nicht ernsthaft vorgeschlagen. Mein Standpunkt war nur, dass wir -wenn wir nicht barbarisch durchgreifen wollten -das Geheimnis nicht würden wahren können und es auch gar nicht erst versuchen sollten.«
Hendersons Schweigen machte deutlich, dass er Lelands Dementi keinen Glauben schenkte. Schließlich fragte er aber: » Werden Sie nun heute nacht das Motel abriegeln?«
»Wenn die Situation in Chicago sich aufklärt und ich im Bilde bin, was dort vorgeht, werden wir heute nacht zuschlagen. Aber da gibt es auch noch Fragen, die erst geklärt
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