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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ihren Zweck erreicht. Alle waren völlig am Boden zerschmettert. Etwas weniger scharf fuhr er fort: »Gibt es hier irgendwo einen Raum ohne Fenster, der groß genug ist, um dort Kriegsrat halten zu können? Es macht nichts aus, wenn es dort ein Telefon gibt. Wir können es einfach ausschalten.«
    Eine attraktive Frau mittleren Alters, an die Jack sich vage vom vorletzten Sommer her erinnerte, als er sich in der Rezeption eingetragen hatte - vermutlich Ernies Ehefrau -, antwortete nach kurzem Überlegen: »Da wäre das Restaurant -der Tranquility Grille - nebenan.«
    »Hat Ihr Restaurant denn keine Fenster?« fragte Jack erstaunt.
    »Sie sind ... zerbrochen«, erklärte Ernie. »Wir haben sie mit Sperrholzplatten vernagelt.«
    »Dann nichts wie hin!« sagte Jack. »Arbeiten wir zunächst einmal ungestört unsere Strategie aus. Anschließend können wir ja hierher zurückkommen und uns etwas von der Kürbistorte einverleiben, von der ich vorhin etwas gehört habe. Ich musste mich mit einem erbärmlichen Abendessen begnügen, während Sie sich hier genüsslich die Bäuche vollschlugen!«
    Jack ging rasch die Treppe hinab; er war überzeugt davon, dass sie ihm folgen würden.
    Etwa fünf Minuten lang verabscheute Ernie den schielenden Bastard. Aber allmählich machte sein Hass einem widerwilligen Respekt Platz.
    Er bewunderte die Umsicht dieses Mannes, der nicht wie alle anderen einfach ins Motel hineinspaziert war, sondern sich gegen alle Eventualitäten geschützt und sogar eine Maschinenpistole mitgebracht hatte.
    Andererseits hatte Ernie jedoch, während er >Thornton Wainwright< mit der Maschinenpistole über der Schulter aus der Tür des Motelbüros eilen sah, die grobe Kritik des Fremden noch nicht verdaut. Er war so in Rage, dass er sich im Gegensatz zu den anderen nicht einmal die Zeit nahm, einen Mantel anzuziehen, sondern dem Mann hastig folgte und ihn draußen einholte. Er hatte mit diesem Kerl ein Hühnchen zu rupfen.
    »Hören Sie mal, was sollte diese verdammte Klugscheißerei? Sie hätten uns Ihren Standpunkt doch auch weniger brutal klarmachen können.«
    »Stimmt«, erwiderte der Fremde, »aber dann hätte es viel mehr Zeit in Anspruch genommen.«
    Ernie wollte gerade etwas entgegnen, als ihm plötzlich zu Bewusstsein kam, dass er im Freien war, wehrlos der Dunkelheit ausgesetzt. Auf halbem Wege zwischen Motel und Imbissstube.
    Er bekam plötzlich keine Luft mehr und stieß einen jämmerlichen Wimmerlaut aus.
    Zu Ernies Überraschung packte der Fremde ihn sofort beruhigend am Arm, ohne eine Spur der spöttischen Überheblichkeit von vorhin.
    »Kommen Sie, Ernie. Die halbe Strecke haben Sie schon hinter sich. Stützen Sie sich auf mich, dann schaffen Sie auch den Rest.«
    Wütend auf sich selbst, weil er sich vor diesem Kerl eine Blöße gegeben und seine kindliche Furcht gezeigt hatte, aber auch wütend auf diesen Bastard, der plötzlich den barmherzigen Samariter spielte, riss Ernie sich tief gedemütigt von der helfenden Hand los.
    »Hören Sie zu«, sagte der Neuankömmling, »während ich Ihre Unterhaltung belauschte, habe ich auch von Ihrem Problem gehört, Ernie. Weder bemitleide ich Sie, noch finde ich Ihren Zustand amüsant. Okay? Wenn Ihre Angst vor der Dunkelheit etwas mit dieser Situation zu tun hat, in der wir uns alle befinden, so ist es ja nicht Ihre Schuld, sondern die jener Schweinehunde, die irgendwas mit uns angestellt haben. Wir brauchen einander, wenn wir diese Sache durchstehen wollen. Lassen Sie sich von mir helfen. Stützen Sie sich auf mich, bis wir im Restaurant sind, wo wir Licht machen können. Nehmen Sie meine Hilfe an!«
    Anfangs hatte Ernie das Gefühl gehabt zu ersticken, aber als der Fremde seine Rede beendete, hatte der ehemalige Marine das gegenteilige Problem: Er atmete zu heftig. Wie unter dem unwiderstehlichen Einfluss einer magnetischen Kraft wandte er sich nach Südosten und starrte in die schreckliche unendliche Finsternis über der kahlen Hochebene hinaus. Und nun begriff er schlagartig, dass es nicht die Dunkelheit als solche war, vor der er sich fürchtete, sondern dass er vor etwas Angst hatte, das am Abend des 6. Juli in jenem schicksalhaften Sommer dort draußen gewesen war. Er blickte in Richtung jener besonderen Stelle in der Nähe der Interstate, die sie gestern aufgesucht hatten, um den Ort auf sich wirken zu lassen.
    Faye hatte ihn eingeholt, und ihre Hand schüttelte er nicht ab. Aber nun wollte auch der schielende Kerl ihn wieder am Arm nehmen, und

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