Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
Sicherheitszentrale, eine Cafeteria, Freizeiträume und Unterkünfte - unter der Erde. In den glühend heißen Sommern am Rand der Wüste und in den mitunter eisigen Wintern war es einfacher und wirtschaftlicher, eine angenehme Temperatur und Luftfeuchtigkeit in unterirdischen Räumen zu erzeugen als auf dem Boden der alles andere als einladenden Öden Nevadas. Ein wesentlich wichtigerer Gesichtspunkt war jedoch die Gefahr: In Shenkfield wurden häufig chemische -und manchmal sogar biologische Waffen im Freien getestet, um die Einflüsse von Sonnenlicht, Wind und anderen Naturkräften auf Ausbreitung und Wirksamkeit der tödlichen Gase, Pulver und Nebel zu untersuchen. Und wenn die Gebäude über dem Erdboden stünden, könnte jedes unerwartete Windaufkommen sie verseuchen und das Personal der Militärbasis in unfreiwillige Versuchsobjekte verwandeln.
    Sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit vergaß die Mannschaft von Shenkfield nie die Tatsache, dass sie unter der Erde lebte, denn sie wurde durch zweierlei ständig daran erinnert: durch das Fehlen von Fenstern und durch das Surren der Ventilationsanlagen.
    Colonel Falkirk saß allein an einem Metallschreibtisch in dem Büro, das ihm vorübergehend zur Verfügung gestellt worden  war, und während er ungeduldig und besorgt auf einen Telefonanruf wartete, dachte er: O Gott, ich hasse diesen Ort!
    Das endlose Surren und Zischen des Luftversorgungssystems verursachte ihm Kopfschmerzen. Seit seiner Ankunft am Samstag aß Falkirk Aspirintabletten, so als wären es Bonbons. Auch jetzt schüttelte er zwei Pillen aus einem Fläschchen. Er goss sich ein Glas Eis wasser aus der Metallkaraffe auf dem Schreibtisch ein, spülte die Tabletten dann aber doch nicht damit hinunter, sondern zerkaute das trockene Aspirin.
    Es schmeckte grässlich bitter, direkt übelkeiterregend, und er würgte etwas.
    Aber er griff nicht nach dem Wasser.
    Er spuckte das Aspirin auch nicht aus.
    Er ertrug den ekelhaften Geschmack heldenhaft.
    Eine einsame, unglückliche Kindheit, geprägt von Unsicherheit und Schmerz, und eine noch schlimmere Jugend hatten Leland Falkirk gelehrt, dass das Leben hart, grausam und ungerecht war, dass nur Narren Hoffnung hegten und an Erlösung glaubten, dass nur die Starken überlebten. Schon in jungen Jahren hatte er sich gezwungen, emotional, geistig oder körperlich schmerzhafte Dinge zu tun, weil er glaubte, auf diese Weise weniger verwundbar und härter werden zu können. Er stählte seine Willenskraft mit Mutproben, die vom Kauen trockener Aspirintabletten bis zu jenen großen Tests reichten, die er>Überlebensexpeditionen< nannte und die zwei Wochen oder noch länger dauerten. Auf diesen Expeditionen musste er ständig dem Tod ins Auge sehen. Er sprang mit einem Fallschirm über einer Wildnis oder einem Dschungel ab, vom nächsten militärischen Vorposten weit entfernt, ohne Lebensmittelvorräte und Ausrüstung, nur mit den Kleidern, die er am Leibe trug. Er nahm weder Kompass noch Streichhölzer mit. Seine einzigen Waffen waren seine bloßen Hände und das, was er mit ihnen herstellen konnte. Sein Ziel war: lebend in die Zivilisation zurückzukehren. Er verbrachte seinen Urlaub häufig auf diese entbehrungsreiche, selbstquälerische Art, und er hielt das für lohnenswert, denn er kam jedesmal gestählter und selbstsicherer zurück, als er zu Beginn des Abenteuers gewesen war.
    Jetzt zerkaute er trockenes Aspirin, das sich in Pulver verwandelt und mit seinem Speichel zu einer bitteren Paste vermischt hatte.
    »Verdammt, so läute doch endlich!« sagte er zum Telefon auf seinem Schreibtisch. Er hoffte auf Neuigkeiten, die ihn aus diesem Loch in der Erde befreien würden.
    Bei DERO, der Domestic Emergency Response Organisation, war ein Colonel in viel geringerem Ausmaß als in anderen Truppenteilen der Armee ein Schreibtischhengst; er war in erster Linie Stabsoffizier. Falkirks Heimatstützpunkt war in Grand Junction, aber sogar dort in Colorado verbrachte er wenig Zeit in seinem Büro. Was er liebte, waren die physischen Anforderungen seines Berufes, und deshalb erschienen ihm die niedrigen, fensterlosen Räume von Shenkfield wie Särge.
    Wenn es sich um irgendeinen anderen Auftrag gehandelt hätte, hätte er das zeitweilige Hauptquartier seiner Einheit vermutlich im Thunder Hill Depository aufgeschlagen. Dort befand man sich zwar auch unter der Erde, aber die Höhlen waren immerhin hoch und sehr groß.
    Es gab jedoch zwei Gründe, weshalb er seine Männer

Weitere Kostenlose Bücher