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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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man aus Ihrem Bewusstsein gelöscht hatte. Und Sie versuchten verzweifelt, diese Erinnerungen zurückzurufen. Deshalb bewirkten Sie beide, ohne sich dessen freilich bewusst zu sein, jenes unheimliche Licht. Sie reproduzierten sozusagen die Situation von damals, als das weiße Mondlicht sich tatsächlich rot verfärbt hatte. Ihr Unterbewusstsein versuchte auf diese Weise, die Asrael-Blockierung zu durchbrechen.«
    Ginger konnte sehen, dass den anderen vor diesen verrückt anmutenden Ideen der Kopf schwirrte, und das kam ihr sehr gelegen, denn in diesem erregten Zustand waren sie aufnahmefähiger für ihre Theorien. Wenn sie ihnen Zeit ließ, in Ruhe darüber nachzudenken, würde ihre Skepsis wieder Oberhand gewinnen, und sie würden ihre - Gingers - Ideen sofort abblocken und sich nicht mit ihnen auseinandersetzen.
    Ernie Block schüttelte den Kopf. »Einen Augenblick bitte. Ich komme nicht mehr mit. Sie sind davon ausgegangen, dass eine Giftwolke bakteriologischer Art den Mond rot erscheinen ließ. Und dann haben Sie plötzlich einen großen Sprung gemacht und davon gesprochen, dass das damalige Ereignis irgendwie dazu geführt hat, dass Dom und Brendan angeblich diese übersinnlichen Kräfte entwickelten. Wo ist da nun der Zusammenhang? Was kann eine biologische Verseuchung mit diesem parapsychologischen Zeug zu tun haben?«
    Ginger holte tief Luft, denn sie waren nun beim Kernpunkt ihrer Theorie angelangt, der sich am verrücktesten anhörte.
    »Nehmen wir doch einmal an, dass wir mit irgendwelchen Viren oder Bakterien infiziert wurden, die als Nebenwirkung starke chemische oder genetische oder hormonelle Veränderungen im Gehirn des Infizierten hervorrufen. Wäre es nicht vielleicht denkbar, dass diese Veränderungen bei der betreffenden Person Kräfte erzeugen, die wir parapsychologisch nennen?«
    Alle starrten Ginger an - aber durchaus nicht so, als zweifelten sie an ihrem Verstand. Vielmehr schienen sie beeindruckt von der logischen Gedankenkette - und vor allem von deren letztem Bindeglied - zu sein.
    »Allmächtiger Himmel!« sagte Dom. »Ich bezweifle zwar, dass das die richtige Antwort ist, aber es ist mit Sicherheit die hübscheste und in sich schlüssigste Theorie, die ich mir überhaupt vorstellen kann. Was für ein herrlicher Romanstoff! Ein auf die Gene einwirkender Virus, der als überraschende Nebenwirkung eine Evolution des menschlichen Gehirns zur Folge hat und dem Menschen übersinnliche Kräfte verleiht. Zum erstenmal seit Wochen verspüre ich einen heftigen Drang, zur Schreibmaschine zu stürzen. Ginger, wenn wir diese Geschichte lebend überstehen, werde ich Sie an den Honoraren für das Buch beteiligen müssen, das bestimmt aus Ihrer Idee entstehen wird.«
    Jorja Monatella, die ihre Tochter sanft in ihren Armen wiegte, fragte: »Aber weshalb kann es nicht die richtige Antwort sein? Warum soll es sich nur um eine großartige Idee für einen Roman handeln?«
    »Wenn wir tatsächlich alle mit einem Virus dieser Art angesteckt worden wären«, sagte Jack Twist, »dann müssten wir doch auch alle über diese außergewöhnlichen Kräfte verfügen. Stimmt's?«
    »Nun«, erwiderte Ginger, »vielleicht wurden wir nicht alle infiziert. Und falls doch, so hat der Virus vielleicht nicht in uns allen seine volle Wirkung erzielt.«
    »Oder dieser spezielle Nebeneffekt tritt nicht zwangsläufig bei jedem Infizierten auf«, meinte Faye.
    »Eine gute Idee!« sagte Ginger.
    Sie begann wieder im Raum auf und ab zu gehen, diesmal aber nicht aus Nervosität, sondern vor Aufregung.
    Ned Sarver fuhr sich mit der Hand durch seine schütter werdenden Haare. »Glauben Sie, dass die Armee etwas von dieser Nebenwirkung des Virus gewusst hat - gewusst hat, dass er solche Veränderungen in uns bewirken könnte?«
    »Das weiß ich nicht«, gab Ginger zu. »Vielleicht wussten sie es, vielleicht aber auch nicht.«
    »Ich bin überzeugt davon«, sagte Ernie, »dass sie nichts Derartiges wussten. Sie haben ja -wie wir aus den Zeitungsartikeln wissen -die Interstate kurz vor dem >Unfall< gesperrt, was beweist, dass es kein Unfall war. Nun ... erstens fällt es mir sehr schwer zu glauben, dass unser eigenes Militär uns absichtlich einer Verseuchung mit einem biologischen Kampfstoff ausgesetzt hat, um dessen Wirksamkeit zu testen. Aber selbst wenn sie zu einer derartigen Gräueltat imstande wären, würden sie uns niemals einem Virus ausgesetzt haben, der uns in solcher Weise verändern konnte. Menschen mit derartigen psychischen

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